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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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größer als die Vorsteherin, sie besaß die Größe und den Umfang eines Mannes. Das flächige, muskulöse Gesicht war ungepudert, der breite Mund farblos. Ihr streng zurückgekämmtes Haar war zu einem glänzenden Knoten zusammengefasst, der vom Holzkamm der sau-hai gehalten wurde.
    Statt eines tzou trug Ah-Ho eine weitgeschnittene schwarze Hose und eine gestärkte weiße Jacke mit den goldenen Knebelverschlüssen ihrer hohen Stellung, Jadestecker in den Ohrläppchen und einen breiten Ledergürtel um ihre üppige Taille, an dem ein großer Schlüsselbund hing. Ben sprach sie kurz, aber mit offenkundiger Nachsicht an; sogar, so schien es Li, mit ein wenig Respekt.
    »Ah-Ho, dieses Kind hat Schlimmes durchgemacht. Es ist verkrüppelt
und kann nicht stehen. Lassen Sie Dr. Yap kommen. Sie wird sich in diesem Zimmer ausruhen, bis sie wieder auf den Beinen ist.«
    Die Antwort der Amah war so kalt und ablehnend wie ihr eisiger Blick.
    »Und wenn sie wieder laufen kann, Herr, wo soll sie dann hin? Möchten Sie, dass ich einen Platz als mooi-jai für sie suche? Sie mag nicht viel wert sein, aber ich kenne viele, die sie gern nehmen würden.«
    Die Antwort Di-Fo-Los war gleichermaßen steif und zugeknöpft. »Ich habe ihr sung-tip gekauft. Bis sie laufen kann, bleibt sie in diesem Raum. Dann suchen wir ihr eine Arbeit.«
    Ah-Ho hielt inne, sie mied seinen Blick. »Aber, Herr, noch eine mooi-jai brauche ich nicht. Wer soll sich um sie kümmern? Ich doch wohl gewiss nicht … oder die Frauen in meiner Küche?«
    Ben war sich nur allzu sehr bewusst, wie wenig die Ober-Amah zu arbeiten hatte, wie überhaupt das ganze Personal von Sky House. Auch der komplexen chinesischen Hierarchie von Arbeit und Verantwortung, von Belohnung und Privileg, die in einer vornehmen Residenz wie seiner herrschte, war er sich bewusst. Die beste Errungenschaft eines Ausländers im Fernen Osten waren Bedienstete, denen man die Leitung seines Hauses anvertrauen konnte, die Diebstahl und Intrigen auf ein Minimum reduzierten. Hatte man sie erst einmal, konnte solch ein Dienst ein Leben lang bis in künftige Generationen hinein halten. Er würde den Teufel tun, dieses empfindliche Gleichgewicht ins Wanken zu bringen, und schon gar nicht für ein unbekanntes, verwahrlostes Kind, dessen Leben er aus einem Impuls heraus gerettet hatte, der größtenteils durch unangebrachten und völlig unvernünftigen Zorn entstanden war.
    »Soll sich der Fisch um sie kümmern. Sobald sie auf den Beinen ist, werde ich eine Aufgabe für sie finden, bis entschieden worden ist, was das Beste für sie ist.« Unvermittelt wurde er ungehalten über das störrische Gesicht der Amah. »Himmelherrgott, haben Sie denn gar kein Mitleid? Sehen Sie denn nicht, dass sie kaum mehr
als ein Kind ist und brutal geschlagen wurde? Holen Sie den Arzt und schicken Sie Fisch her!«
    Als hätte sie nur auf die Erwähnung ihres Namens gewartet, erschien eine rüstige grauhaarige Frau, die sich so energisch wie ein aufziehbares Spielzeug verneigte. Ihre Begrüßung war so fröhlich, wie Ah-Hohs düster gewesen war. »Guten Morgen, Herr, wie geht es Ihnen?« Das Alter hatte Fisch nicht besiegt. Ihr schütteres graues Haar, das locker von einer Perlmuttspange in der Form eines springenden Fisches zusammengehalten wurde, umrahmte ein Gesicht, das braun wie getrockneter Tabak war. Unter Lidern, die wie fein gekräuselte Blätter aussahen, blitzten ihre Augen flink und lebendig. Ihr schmächtiger, drahtiger Körper steckte in einem locker sitzenden sam-foo , der bunt geschmückt mit der aufwändigen Perlenstickerei einer Tanka-Älteren war und mit Elfenbeinknebeln zugeknöpft war. Auf der Mitte ihrer Stirn befand sich, von einem schwarzen Samtband gehalten, ein Ring aus tiefgrüner Jade. An ihren dünnen Handgelenken klimperten mehrere Armreifen aus hellerem Stein.
    Li fühlte sich sofort zu der aufgeweckten Dame namens Fisch hingezogen. Munter und wissbegierig, besaß sie ein Gesicht, das schon viele Jahreszeiten hinter sich hatte, und war wohl um die fünfzig, sechzig, vielleicht auch älter. Ben begegnete der würdigen älteren Frau mit unverhohlener Zuneigung. »Ah, Fisch, dieses Mädchen kommt von einem schlechten Ort am Perlfluss. Sie kann nicht laufen und braucht jemanden, der sich um sie kümmert. Ich habe nach Dr. Yap geschickt. Wenn er sie untersucht hat, werden Sie sie seinen Anweisungen gemäß versorgen. Suchen Sie ihr auch etwas zum Anziehen und Essen. Sie hat eine schlimme Zeit hinter

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