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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Einzige, die weiß, was wirklich geschehen ist.«
    Sie wedelte unwillig mit der Hand, beiseitezutreten, und Katharina gehorchte zwar automatisch, um Guthenfels und seine Begleiter an Bord zu lassen, fragte aber trotzdem: »Und Erik?«
    »Dein Großvater«, antwortete Arla betont, »ist im Augenblick zu beschäftigt, wie du dir eigentlich selbst denken solltest. Er wird nicht kommen.«
    Zu beschäftigt, um sich von seiner Enkeltochter zu verabschieden?, dachte Katharina. Derselben Enkeltochter, nach der er seit zehn Jahren gesucht und derentwegen er sogar seine Heimat verlassen hatte?
    Sie sah noch einmal in Arlas Gesicht, versuchte ihren Blick einzufangen … und dann, endlich, begriff sie wirklich.
    »Du«, murmelte sie, so benommen, als hätte sie unversehens ein Schlag ins Gesicht getroffen.
    Arla sah sie durchdringend an. Sie schwieg.
    »Es war … deine Idee, habe ich Recht?«, flüsterte Katharina. Sie wusste, dass es so war, denn sie las die Antwort auf ihre noch nicht einmal ganz ausgesprochene Frage in Arlas Augen. Aber allein der Gedanke war so … monströs, dass es sie fast ihre gesamte Kraft kostete, ihn auszusprechen.
    Irgendwie schaffte sie es trotzdem. »Du willst, dass ich weggehe«, flüsterte sie. »Es war deine Idee, habe ich Recht? Und du hast Ansgar auch aufgetragen, mich zu den Köhlern zu bringen … oder sonstwohin. Hauptsache weg.«
    »Es ist nicht deine Schuld, mein Kind«, sagte Arla. Niemand macht dir einen Vorwurf. Ich am allerwenigsten, und auch Erik nicht. Aber es ist besser so, glaub mir. Für dich und für uns. Du hast schon genug Unglück über uns gebracht.«
    »Und … Erik?«, fragte Katharina mühsam. »Denkt er auch so?«
    »Es spielt keine Rolle, was er denkt, mein Kind«, antwortete Arla. »Mein Vater tut stets das, was für uns alle das Beste ist. Deshalb ist er unser Skalde.«
    »Er kommt nicht einmal, um –?«, murmelte Katharina.
    »Wenn wir nicht bald ablegen, dann braucht er sich nicht von dir zu verabschieden, weil wir dann nicht mehr von hier wegkommen«, unterbrach sie zu Guthenfels. »Such dir irgendwo einen Platz und halt dich fest, Kind. Die Fahrt kann ein wenig unruhig werden, wenigstens auf dem ersten Stück.« Er wandte sich an Arla. »Habt noch einmal vielen Dank für alles, und richtet Eurem Vater meine besten Wünsche aus. Ich wollte, ich könnte mehr für euch tun.«
    »Ihr habt schon mehr für unser Volk getan als die meisten anderen, Graf«, antwortete Arla. »Und mein Vater hat Recht: Es ist das Beste so, für uns alle.«
    »Ich werde die Wahrheit beweisen«, versprach zu Guthenfels. »Immerhin gibt es ja jemanden, der bezeugen kann, dass Euer Vater nicht der Mörder des Priesters ist. Und auch nicht der der Bäckersleute. Ich schicke einen Boten zu euch, sobald sich alles aufgeklärt hat.«
    »Und wir lassen es Euch wissen, sobald wir angekommen sind.«
    Und das war es. Es gab kein weiteres Wort des Abschieds, kein Lebewohl oder gar eine Umarmung. Arla nickte nur noch einmal knapp und ging davon, ohne Katharina noch eines einzigen weiteren Blickes zu würdigen, und zwei von Guthenfels’Männern griffen nach langen Stangen, um das Schiff vom Steg abzustoßen.
    »Das nenne ich einen sauberen Rauswurf.«
    Katharina drehte sich weder zu Vera herum, noch reagierte sie auch nur mit einem Nicken auf Veras Worte. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, die Tränen niederzukämpfen, die ihr schon wieder in die Augen schießen wollten. Sie verstand einfach nicht, warum sich Arla mit einem Mal so benahm; und noch viel weniger, warum Erik nicht einmal gekommen war, um sich von ihr zu verabschieden.
    »Und ich hätte gewettet, dass deine Tante dich mag«, fuhr Vera fast im Plauderton fort. »Gut, dass ich es nicht getan habe. Ich hätte wohl verloren.«
    Katharina riss ihren Blick endlich vom Ufer und der allmählich zurückfallenden Stadt los, drehte sich zu Vera um und setzte zu einer ärgerlichen Antwort an, doch in diesem Moment geschah genau das, wovor Guthenfels sie gewarnt hatte: Das Boot drehte sich knarrend in die Strömung und begann so heftig zu schaukeln, dass sie um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte, und vielleicht fiel sie nur deshalb nicht, weil die Gauklerin rasch zugriff und sie mit überraschender Kraft festhielt. Vera selbst schien das heftige Schaukeln des Schiffes nicht das Geringste auszumachen.
    »Setz dich lieber hin«, riet sie. »Wenn man nicht daran gewöhnt ist, kann einem dabei ganz schön übel werden.«
    Katharina

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