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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Krieger uns auf dem Fluss angegriffen haben. Ich wäre ertrunken, wenn sie mich nicht gerettet hätte.«
    Pardeville nickte. »Und deshalb vertraust du ihr. Das verstehe ich. Andererseits … hättest du … sagen wir … auch Vater Cedric vertraut, wenn er dich vor dem Ertrinken gerettet hätte, und zwar ohne Vorbehalte und für den Rest deines Lebens?«
    »Warum … erzählt Ihr mir das alles, Herr?«, fragte Katharina zögernd.
    »Damit du verstehst, worum es hier wirklich geht, mein Kind«, antwortete er. »Ich erwarte nicht, dass du mir glaubstoder gar vertraust, aber beides wäre wichtig.« Er nahm eine zweite, bastfarbene Traube vom Tisch, aß sie aber nicht, sondern begann, wie in Gedanken versunken damit zu spielen. Schließlich stand er auf.
    »Komm mit, mein Kind.«
    Katharina – schon wieder misstrauisch – gehorchte und trat mit zögernden Schritten um den Tisch herum und an seine Seite. Der Adlige trat an eines der beiden großen Fenster an der nördlichen Wand des Raumes und bedeutete ihr mit einer einladenden Handbewegung, ihm zu folgen. Katharina gehorchte ihm auch jetzt erst wieder nach einem spürbaren Zögern, worüber er jedoch kein Wort verlor. Vielmehr geduldete er sich, bis sie neben ihm angelangt war, zog dann mit der linken Hand den schweren Vorhang beiseite und deutete mit der anderen nach draußen. Katharinas Blick folgte der Geste, und sie sah zwar genau das, was sie erwartete, doch der Anblick verschlug ihr die Sprache.
    Sie mussten sich unmittelbar unter dem Dach des hohen Turmes befinden, denn der Blick reichte von hier aus ungehindert nicht nur bis zum Rhein – immerhin eine gute Stunde zu Pferde entfernt! –, sondern bis weit auf sein gegenüberliegendes Ufer. So weit dahinter, dass sie die Entfernung noch nicht einmal zu schätzen vermochte, sah sie etwas wie einen Schatten am Himmel, und darunter die Dächer und Turmspitzen einer Stadt, kaum mehr als die Silhouette eines fernen, sonderbar kantigen Gebirges. Ein Schiff fuhr auf dem Rhein. Es musste sehr groß sein, denn es hatte gleich zwei Masten, deren straff gespannte Segel es rasch durch die Wellen gleiten ließen. Dennoch kam es ihr über die große Entfernung hinweg wie ein Spielzeug vor, kaum beeindruckender als die kleinen Schiffchen, die die Kinder von Ellsbusch manchmal aus Baumrinde gebastelt hatten.
    »Gehört das alles hier … Euch?«, fragte sie stockend.
    »Nein.« Pardeville lachte leise, und jetzt klang es nicht mehrspöttisch oder drohend, sondern nur noch gutmütig. »Aber ein guter Teil davon … obwohl gehört vielleicht nicht das richtige Wort ist. Es wurde mir als Lehen anvertraut.«
    »Bedeutet das nicht dasselbe?«
    »So mag es mancher sehen«, antwortete der Adlige. »Und in gewisser Hinsicht stimmt es vielleicht auch. Zumindest indem ich davon profitiere und mir alle Bauern und Fischer und Handwerker und Viehzüchter Steuern und Abgaben zahlen müssen. Ja, das ist wahr. Doch das bedeutet nicht, dass ich es geschenkt bekäme. Mit der Macht über dieses Land und seine Menschen habe ich die Verantwortung dafür übernommen, denn im Gegenzug schulden wir euch Schutz und garantieren all den Menschen dort ihre Sicherheit, sowohl ihres Lebens als auch ihrer Seelen.«
    Was genau wollte er damit sagen? Katharina riss sich mit einiger Mühe von dem faszinierenden Anblick der winzig kleinen Welt unter sich los und sah fragend zu ihm hoch.
    »Dein Großvater hat dir erzählt, ich wäre ein Feind seines Volkes, habe ich Recht?«, fuhr er fort.
    Katharina schwieg dazu, und auch diesmal war Pardeville dieses Schweigen Antwort genug. Er deutete ein Nicken an und sah beinahe ein bisschen traurig aus.
    »Und nach allem, was du selbst miterlebt das, musst du ihm glauben«, fuhr er fort. »Doch es ist nicht die Wahrheit. Ich habe nichts gegen euer Volk, mein Kind. Im Gegenteil. Ich schätze es, denn es hat eine Menge großer Männer hervorgebracht, und eure Handwerkskunst und die Kühnheit eurer Seefahrer sind zu Recht auf der ganzen Welt berühmt. Aber ich glaube, es gehört nicht hierher. Nicht wenige Städte hier und noch viel mehr im Norden treiben Handel mit deinem Volk – mit denen, die in ihrer Heimat geblieben sind. Dies hier ist nicht eure Welt, und ich glaube, ihr solltet nicht hier sein, so wenig, wie unser Volk in eurem Land sein sollte.«
    Katharina hatte das Gefühl, dass diese Worte sie empören sollten, und ein bisschen taten sie das auch … aber eben nur ein bisschen, und vielleicht

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