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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und scheuchte ihren Bewacher mit einer unwilligen Geste hinaus.
    »Katharina! Wie schön, dich unversehrt zu sehen. Die Ruhe scheint dir wirklich gutgetan zu haben.«
    Tatsächlich hatte Katharina den gestrigen Tag – schon aus purer Langeweile – zu einem Großteil schlafend verbracht und fühlte sich so ausgeruht, dass es ihr schon beinahe unangenehm war; als hätte sie sich etwas gestohlen, was ihr nicht zustand. Sie antwortete gar nicht.
    »Du bist doch gut behandelt worden?«, vergewisserte sich Pardeville. »Ich musste leider für zwei Tage fort und konnte mich nicht selbst um dich kümmern, aber ich habe strengsten Befehl erlassen, dich wie einen Ehrengast zu behandeln und dir jeden Wunsch zu erfüllen.«
    »Dann solltet Ihr Eure Männer auspeitschen lassen«, antwortete Katharina. »Ich habe sie gebeten, mich gehen zu lassen, aber das haben sie nicht getan.«
    »Ja, man hat mir gesagt, dass du über viel Humor verfügst«, antwortete de Pardeville mit einem nicht ganz überzeugenden Lächeln. Er machte eine wedelnde Handbewegung zum Tisch.»Komm. Lass uns gemeinsam essen. Du musst hungrig sein, und ich glaube, ich bin dir ein paar Erklärungen schuldig.«
    »Wo ist Vera?«, fragte Katharina. Sie bewegte keinen Muskel, um Pardevilles Einladung zu folgen.
    »Es geht ihr gut, keine Sorge«, antwortete Pardeville. »Wenn du willst, lasse ich dich später zu ihr bringen, damit du mit ihr reden kannst. Aber jetzt haben wir erst einmal eine Menge zu besprechen.« Er wiederholte seine einladende Geste, und diesmal lag etwas Befehlendes darin, was es ihr unmöglich machte, ihr nicht zu gehorchen. Widerwillig setzte sie sich und stellte erst jetzt fest, dass das Essgeschirr noch leer war.
    De Pardeville klatschte in die Hände, ging um den Tisch herum und nahm ihr gegenüber Platz. Noch bevor er es ganz getan hatte, ging die Tür auf, und eine alte Frau schlurfte gebückt herein und lud ein Tablett mit frischem Obst, Gemüse und Brot auf dem Tisch ab, und das in einer Menge, als erwarteten sie noch ein weiteres Dutzend Gäste. Katharina erhaschte einen flüchtigen Blick auf ein schmales, von vorzeitig ergrautem Haar eingerahmtes Gesicht, das im Nacken zu einem strengen Knoten zusammengebunden war. Ein verhärmtes Gesicht und schmale Lippen, die aussahen, als hätten sie vor einem Menschenalter das letzte Mal gelächelt, aber mit erstaunlich wachen Augen, die viel jünger zu sein schienen als der Rest dieses Gesichtes. Für einen ganz kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, und irgendetwas … war in ihren Augen, das Katharina noch einmal genauer hinsehen ließ.
    Aber das war unmöglich.
    »Es ist gut, Erika«, sagte Pardeville. »Ich rufe dich, wenn wir noch etwas brauchen.«
    Die alte Frau entfernte sich rasch und lautlos, und Pardeville sah ihr stirnrunzelnd nach. »Du musst es ihr nachsehen«, seufzte er. »Sie war schon alt und gebrechlich, als ich sie aufgenommen habe, und seither sind über zehn Jahre vergangen, in denen sieimmer ungeschickter und langsamer geworden ist. Ich glaube, in all der Zeit ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich mich nicht gefragt habe, warum ich sie überhaupt noch behalte.«
    »Das muss Euer großes Herz sein, Herr«, sagte Katharina. Sie sah der alten Frau nach, bis sie das Zimmer verlassen hatte, und ihre Verwirrung wuchs beinahe ins Unermessliche. War es möglich, dass …
    Nein! Ganz gewiss nicht.
    »Übertreib es nicht, mein Kind«, sagte Pardeville. Er lächelte, aber seine Augen blieben kalt.
    »Was?«, fragte Katharina.
    Jetzt blitzten Pardevilles Augen in schierer Wut auf, und seine Lippen wurden zu einem blutleeren dünnen Strich, der sein Gesicht wie eine Narbe zu spalten schien. Aber dann erlosch das Feuer in seinen Augen, und er zwang sich zu einem – beinahe – überzeugenden Lächeln.
    »Entschuldige, mein Kind«, sagte er. »Ich sollte nicht so mit dir sprechen. Du hast jedes Recht, mir nicht zu glauben. Nach allem, was man dir angetan hat, kannst du wahrscheinlich überhaupt niemandem mehr vertrauen, habe ich Recht?«
    Katharina sah ihn nur wortlos an, was Pardeville aber als Antwort zu genügen schien, denn er nickte und machte eine einladende – vielleicht auch befehlende – Geste auf all die aufgetischten Köstlichkeiten. Katharina leistete ihm noch einige Momente lang schon aus Prinzip trotzigen Widerstand, begann dann aber mit großem Appetit zu essen.
    »Hättest du nur nur gleich gesagt, wer du bist, Kind, dann wäre uns allen sehr viel Aufregung

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