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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich um dich zu kümmern und dein Geheimnis zu wahren … wie ich den guten Grafen kenne, hat er sich dieses Versprechen gut bezahlen lassen. Aber man muss ihm zugutehalten, dass er dein Geheimnis mehr als zehn Jahre lang gehütet hat.«
    »Aber ich bin nicht auf der Burg aufgewachsen«, gab Katharina zu bedenken.
    »Und wie auch, auf einer Burg, in der Wulfgar und seine Männer ein- und ausgingen?«, sagte Pardeville kopfschüttelnd. »Ellsbusch kannte Wulfgar gut genug, um zu wissen, dass er niemals in euer Dorf kommen würde. Dort gab es für ihn nichts zu holen, und er verachtete seine Bewohner für ihre Armut und ihre Dummheit. Dort warst du tatsächlich sicher.«
    »Oh ja«, sagte Katharina bitter.
    »Urteile nicht vorschnell«, sagte Pardeville. »Ich bin wahrlich der Letzte, der Graf Ellsbusch verteidigen will, aber es war das Einzige, was er tun konnte, um dich direkt unter Wulfgars Augen zu verstecken.«
    »Ja, Vater Cedric war wie eine Mutter zu mir«, erwiderte Katharina böse.
    »Vater Cedric«, antwortete Pardeville ernst, »war ein böser Mann. Hat er dir beigebracht, an Gott zu glauben, mein Kind, oder hat er dich gelehrt, ihn zu fürchten?«
    Vielleicht beides, dachte Katharina. Aber sie hätte nicht sagen können, welche Seite überwog.
    »Ich vermag mir nicht vorzustellen, was du erlitten haben musst, mein Kind«, fuhr Pardeville fort, »aber diese Zeit ist vorbei, und sowohl der Graf als auch Vater Cedric haben dafür bezahlt.«
    Wenn er glaubte, dass ihr das ein Trost war, so irrte er sich. Oh ja, Graf Ellsbusch und vor allem Vater Cedric hatten ihr Schlimmes angetan, viel mehr, als Pardeville je ermessen konnte, hatten sie ihr doch nicht weniger als zehn Jahre ihres Lebens gestohlen, aber es dürstete sie nicht nach Rache. Dass beide ein so schreckliches Ende genommen hatten, mochte dem fränkischen Edelmann ja wie ein Akt göttlicher Gerechtigkeit vorkommen, aber ihr selbst bedeutete es nichts. Als sie in sich hineinlauschte, suchte sie vergeblich nach einem Gefühl von Genugtuung oder Erleichterung. Der Tod dieser beiden änderte gar nichts, und er machte auch nichts besser.
    Stattdessen fragte sie: »Woher wisst Ihr das alles?«
    »Ich habe einen Vertrauten in Wulfgars Lager«, bekannte Pardeville freimütig. »Er hat mir Bescheid gegeben, als Wulfgar die Wahrheit erfahren hat. Er hat vor Zorn geschäumt, wie du dir denken kannst – und wie er auf diesen Verrat reagiert hat, hast du ja mit eigenen Augen gesehen.« Er hob die Schultern, beugte sich vor und griff mit einer affektiert wirkenden Geste nach einer einzelnen, dunkelroten Weintraube. »Meine Männer und ich sind sofort losgeritten, um das Schlimmste zu verhindern, aber wie du ja selbst gesehen hast, sind wir zu spät gekommen.«
    Er zerbiss die Weintraube zwischen den Zähnen, und ein einzelner Tropfen roter Beerensaft lief an seinem Kinn hinab, bis er ihn mit dem Handrücken wegwischte. Der Anblick erinnerte Katharina an das Blut, das sie auf Guthenfels’ Gesicht gesehen hatte.
    »Hätte ich damals schon gewusst, wer du bist, dann hätten wir dich mit hierhergenommen, und dir wäre eine Menge erspart geblieben, mein Kind. Aber wir haben nach einem Mädchen Ausschau gehalten, nicht nach einem Knaben. Es war sehr klug von Vater Cedric, dich als Jungen zu verkleiden.«
    Wieder sah Katharina ihn nur schweigend an. Pardeville erwartete etwas von ihr, eine ganz bestimmte Reaktion, aber sie wusste nicht welche. Und sie war einfach nur verwirrt. Natürlich verfolgte er einen bestimmten (und ganz gewiss niederträchtigen) Zweck damit, und auch sein Lächeln war nur geschauspielert. Und doch war da etwas in ihr – ein kleiner, aber hartnäckiger Teil –, das seinen Worten glauben wollte.
    »Du glaubst mir nicht«, stellte Pardeville fest. »Das schmerzt mich, mein Kind, aber ich kann dich verstehen.Du hast mich zusammen mit Wulfgar in Santen gesehen, und was dir dieses Zigeunerweib über mich erzählt hat, das möchte ich lieber gar nicht wissen.«
    Um ein Haar hätte Katharina hinzugefügt, dass sie ihn auch im Haus der Bäckersleute gesehen – und vor allem gehört!  – hatte, aber dann fiel ihr im letzten Moment ein, dass er davon nichts wusste, und sie biss sich stattdessen auf die Zunge.
    »Vera ist sehr nett, nicht wahr?«, fuhr Pardeville fort.
    »Sie hat mir das Leben gerettet«, bestätigte Katharina. Pardeville zog fragend die Augenbrauen hoch, und sie fügte hinzu: »Ich bin ins Wasser gefallen, als Wulfgar und seine

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