Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
irgendetwas an dem noch erbärmlicheren Gestank ändern konnte, der ihr die Kehle zuschnürte. Das einzige Licht kam von einer blakenden Fackel, die eindeutig mehr Qualm als Helligkeit verbreitete, und auch die Einrichtung von Veras Quartier konnte nicht mit der Katharinas mithalten. Genau genommen bestand sie aus einer Lage halb verfaulten Strohs auf dem Boden und einem hölzernen Eimer mit einem Deckel, der auch die Quelle des Atem abschnürenden Gestanks war.
    »Geben sie dir wenigstens genug zu essen?«, fragte sie unbehaglich.
    »Mehr als ich herunterbekomme«, versicherte Vera. Sie nickte so übertrieben, dass die Kette klirrte, mit der ihr Bein an einen eisernen Ring im Boden gekettet war. Katharina sah sie nur fragend an, und die Gauklerin fuhr fort: »Du solltest das köstliche Mahl probieren, das dein neuer Freund seinen Gästen hier unten kredenzt. Nach einem einzigen Löffel wärst du auch so satt, dass du nichts mehr herunterbekommen würdest, mein Wort darauf.«
    Katharina verzog die Lippen zu einem humorlosen Lächeln, machte einen Schritt auf die Gauklerin zu und blieb wieder stehen, als hinter ihr ein Scharren erklang, Der Mann, der sie hier heruntergeführt hatte, war Katharina zwar nicht in die winzige Kerkerzelle gefolgt, wohl aber so stehengeblieben, dass er Vera und sie gleichzeitig im Auge behalten konnte.
    »Ich rede mit Guy de Pardeville«, sagte sie. »Das ist bestimmt nur ein … Irrtum.«
    »Dass ich noch lebe?«, giftete Vera. »Ja, vermutlich.«
    Katharina schluckte alles herunter, was ihr dazu auf der Zunge lag. Vera war ungerecht, aber nach fast zwei Tagen in diesem grässlichen Verlies wäre das wohl jeder gewesen. Statt an die Gauklerin wandte sie sich in scharfem Ton an ihren schmalgesichtigen Bewacher. »Ich möchte allein mit ihr sprechen.«
    »Das … darf ich nicht zulassen«, sagte der Mann unbehaglich. »Und du darfst sie auch nicht berühren.«
    »Hat dein Herr Angst, dass ich ihre Kette durchbeißen könnte?«, fragte Katharina spitz.
    Der Mann funkelte sie einen Moment lang so zornig an, dass sie fürchtete, den Bogen überspannt zu haben, doch dann konnte sie ihm regelrecht ansehen, dass es ihm einfach zu dumm war, sich auf diesen Streit einzulassen. Statt zu antworten, stülpte er nur trotzig die Unterlippe vor, drehte sich mit einem Ruck um und stapfte bis ans Ende des schmalen Korridors davon, sodass er sie zwar weiter im Auge behalten konnte, aber nicht mehr belauschen.
    »Übertreib es nicht«, sagte Vera. »Dass er dich nicht in Ketten gelegt hat, heißt noch lange nicht, dass du keine Gefangene bist.«
    Katharina sagte vorsichtshalber nichts dazu, sondern ging jetzt ganz zu Vera hin, und ihr wurde das Herz schwer, als sie sah, in was für einem bejammernswerten Zustand sich die Gauklerin befand. Ihre Kleider, ihre Haut und ihr Haar starrten vor Schmutz, als wäre sie schon seit Wochen hier unten, nicht erst seit anderthalb Tagen, und die Haut, die sie darunter erkennen konnte, war bleich wie die einer Toten. Ihre Wangen waren eingefallen, und unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. Ihre Lippen waren geschwollen und dick verschorft, und überall auf ihrem Kleid war dunkelbraun eingetrocknetes Blut zu sehen.
    »Oh Gott!«, entfuhr es Katharina. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Nicht halb so viel, wie sie gerne hätten, glaub mir«, antwortete Vera. Sie hob abwehrend die Hände, als Katharina sichzu ihr herabbeugen wollte. »Schon gut. Ich habe schon Schlimmeres erlebt.«
    »Aber … aber warum haben sie das getan?«, stammelte Katharina. Die Gauklerin zuckte die Achseln. Ihre Kette klirrte leise.
    »Er«, verbesserte sie sie. »Seine Männer haben mich nur festgehalten, auch wenn es ihnen zweifellos Spaß gemacht hat. Und Guy de Pardeville wollte mir einfach nur seinen Standpunkt klarmachen.«
    »Welchen Standpunkt?«
    »Dein neuer Freund erwartet Besuch«, schnaubte Vera. »Irgendeinen Boten vom Hof des Kaisers.«
    »Ich weiß«, sagte Katharina. »Er hat mir davon erzählt. Jemand will mit dir reden, wegen dem, was in Santen passiert ist.«
    »Siehst du?«, antwortete Vera. »Und unser aller Lebensretter und Wohltäter hat mir ziemlich deutlich klargemacht, was ich zu antworten habe.«
    Katharina war so erschüttert, dass sie gar nicht mehr darauf antworten konnte. Veras bloßer Anblick schnürte ihr schier die Kehle zu, und das Gefühl, dass all das ihre Schuld war, machte es noch schlimmer.
    »Entschuldige«, sagte Vera plötzlich. »Das war ungerecht von

Weitere Kostenlose Bücher