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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erwarteten. Sie hätte sich widersetzen und darauf bestehen sollen, sie zu begleiten.
    Und sie nahm sich vor, diesen Fehler wiedergutzumachen. Irgendwie.
    *
    Der Besuch, von dem Pardeville und Edith gesprochen hatten, kam mit Einbruch der Dämmerung, und es war streng genommen kein Besuch, sondern ein kleines Heer, das zwischen der äußeren Mauer und dem Wassergraben sein Lager aufschlug; mehr als ein Dutzend großer Feuerstellen und gut die dreifache Anzahl an Zelten oder einfach aufgespannter Decken, die Schutz vor dem Wind boten.
    Katharina stand am Fenster, als die ersten Männer eintrafen, sodass sie sie als Erste sah; eine schier endlose Kette von Reitern, jeweils zwei nebeneinander, von denen etliche brennendeFackeln in Händen hielten, um der hereinbrechenden Dämmerung zu trotzen. Alle waren bewaffnet, und etliche trugen Rüstungen, Kettenhemden und Helme, schwere lederne Brustpanzer und Arm- und Beinschienen, manche aber nur einfache lederne Kappen und ein gefüttertes Wams. Zahlreiche bunte Wimpel, die die unterschiedlichsten Motive zeigten, flatterten über ihnen im Wind, aber es hätte dieser verschiedenen Fahnen gar nicht bedurft, um Katharina klarzumachen, dass es nicht wirklich ein einheitliches Heer war, das sie sah, sondern eher ein bunt und in aller Hast zusammengewürfelter Haufen.
    »Sind das die Truppen aus Zons, die Guthenfels holen wollte?«, fragte Vera. Katharina hatte nicht einmal bemerkt, dass sie aufgestanden und zu ihr ans Fenster gekommen war, und die Gauklerin beantwortete ihre eigene Frage auch gleich selbst, indem sie den Kopf schüttelte und in nachdenklicherem Ton fortfuhr: »Nein. Das sieht mir nicht nach einem Heer aus.«
    Das entsprach ziemlich genau dem, was Katharina gerade selbst gedacht hatte. Trotzdem fragte sie: »Was soll es sonst sein?«
    »Eher schon ein Söldnertrupp«, fuhr Vera fort, mehr zu sich selbst gewandt denn als Antwort auf ihre Frage. »Vor denen muss man sich in Acht nehmen. Das Soldatenvolk ist schon schlimm genug, aber Söldner sind zehnmal schlimmer.«
    »Warum?«
    »Sie kämpfen für Geld«, antwortete Vera, als wäre das Erklärung genug.
    »Aber tun Soldaten das denn nicht auch?«, fragte Katharina.
    »Sogar meistens für weniger«, bestätigte Vera, verzog aber dennoch das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse. »Söldner glauben an nichts, weißt du? Es ist eine Sache, für sein Land und seinen König zu kämpfen, oder die zu verteidigen, die man liebt. Die da unten kämpfen nur für sich und für ihre Geldbeutel. Siesind es gewöhnt, sich zu nehmen, was sie wollen, und manche von ihnen kämpfen einfach nur, weil es ihnen Spaß macht, zu töten.«
    Katharina setzte dazu an, eine weitere Frage zu stellen, aber dann fiel ihr der Ausdruck in Veras Augen auf, und sie ließ es bleiben. Vera plapperte nicht nur etwas nach, was sie irgendwo aufgeschnappt hatte. Offensichtlich war sie nicht nicht die Einzige, die mit unangenehmen Erinnerungen aufwarten konnte.
    Sie ließ eine geraume Weile verstreichen, in der sie schweigend zusahen, wie die Männer unten vor der Burg ihr Lager aufschlugen, und schließlich sagte sie:
    »Aber er hat mir selbst erzählt, dass der Baron mit einem Heer auf dem Weg ist.«
    »Das mag sein«, antwortete Vera finster, »aber das hier ist es jedenfalls nicht.«
    Sie standen noch eine ganze Zeit schweigend nebeneinander und sahen auf das rasch größer werdende Heer hinab. Katharina war nicht gut in so etwas, schätzte aber vorsichtig, dass es an die hundert Mann sein mussten, die rasch und mit einer über viele Jahre angeeigneten Routine dort unten ihr Lager aufschlugen. Dazu kam eine nicht sehr viel kleinere Anzahl an Frauen und Kindern, Marketendern und Wagen mit Kleidern, Waffen und Lebensmitteln und sogar Feuerholz; ein Tross aus mehr als einem Dutzend Wagen, der zu einem Gutteil draußen vor dem äußeren Tor Halt machte. Selbst ein paar Stücke Schlachtvieh hatte das Heer mitgebracht.
    Was Katharina nicht sah, war die grauhaarige Gestalt, nach der sie Ausschau hielt. Die Männer wuselten aufgeregt durcheinander, bastelten an ihrem Lager, debattierten und redeten oder hatten es sich an den Feuerstellen gemütlich gemacht. Guthenfels war nicht unter ihnen.
    Die Tür ging auf, und ihr wortkarger Wächter kam herein. Noch schweigsamer als ohnehin bedeutete er Vera und ihr, ihmzu folgen, und hielt auch jetzt wieder einen übertrieben großen Abstand zu Vera (um genau zu sein, zu dem Äffchen auf ihrer Schulter) ein, als sie an

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