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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm vorbei und auf den Flur hinaustraten. Katharina fragte ihn ein halbes Dutzend Mal, wohin (und vor allem weshalb dorthin) sie gebracht wurden, gab es aber schließlich auf, als die ausführlichste Antwort, die sie bekam, aus einem unartikulierten Grunzen bestand.
    Ihr Ziel war der große Raum unter dem Dach, den sie Pardevilles Thronsaal getauft hatte. Anders als am Morgen war der Raum nicht mehr leer. Schon von weitem hörte sie ein Durcheinander von Stimmen und Geräuschen, und vor der Tür standen gleich zwei Wachen, von denen nur eine das mit einem sich aufbäumenden Pferd geschmückte Blau Pardevilles trug. Der andere war ein riesenhafter, grobschlächtiger Kerl, der Katharina – und vor allem Vera – mit Blicken maß, die ihr ganz und gar nicht gefielen.
    Er war es allerdings auch, der es sehr eilig hatte, aus seiner wachsamen Starre hochzuschrecken und ihnen eilfertig die Tür aufzureißen.
    Pardeville war nicht allein. Rings um den großen Tisch, der sich unter der Last der aufgetragenen Speisen und Getränke und Köstlichkeiten schier durchzubiegen schien, saßen mehr als ein Dutzend Männer, und Pardeville selbst hatte nun auf seinem martialischen Thronsessel Platz genommen, und er trug jetzt auch andere Kleidung. Sowohl sein Helm, der vor ihm auf dem Tisch lag, als auch seine Arm- und Beinschienen glänzten golden, und statt eines blauen Wappenrocks trug er eine ebenfalls vergoldete Brünne, in die sein Wappentier eingraviert war. Links neben ihm saß ein dunkelhaariger Mann mit stechenden Augen, der in zerschrammtes schwarzes Leder gehüllt war und eine zweischneidige schartige Axt auf dem Rücken trug. Als Vera und sie eintraten, standen beide auf und kamen ihnen entgegen, und die Gespräche und das Lachen an dem großen Tischverstummten für einen ganz kurzen Moment und setzten dann wieder ein. Einer der Männer stieß einen schrillen Pfiff aus, und ein anderer machte eine zotige Bemerkung an Veras Adresse, die diese mit einem humorlosen Verziehen der Lippen quittierte.
    »Katharina! Vera!« Pardeville begrüßte sie mit einem so herzlichen Lächeln, als sähe er nach langer Zeit zwei gute alte Freundinnen wieder. Er reichte Katharina sogar die Hand und wandte sich dann mit einem perfekt geschauspielerten, leicht verlegenem Gesichtsausdruck an Vera.
    »Ich muss mich noch bei Euch entschuldigen, meine Liebe. Katharina hat mir berichtet, was Euch widerfahren ist. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie unendlich leid mir dieses dumme Missverständnis tut! Ich fürchte, meine Männer waren ein wenig übereifrig. Aber wie ich sehe, habt Ihr es ja ohne größere Blessuren überstanden, dem Herrn sei Dank!«
    Vera starrte ihn nur aus großen Augen an, und Pardeville erklärte das Thema mit einer wedelnden Handbewegung für beendet und wandte sich aus der gleichen Bewegung heraus an den Mann neben sich.
    »Das ist Mandred, ein alter Freund und Verbündeter, der sich bereit erklärt hat, uns mit seinen Männern im Kampf gegen Wulfgar und seine Mörderbande beizustehen.«
    Mandred maß Katharina nur mit einem knappen und fast schon desinteressierten Blick, Vera dafür aber umso länger, und wahrscheinlich hätte er sie noch deutlich länger angestarrt, hätte Pardeville den immer unangenehmer werdenden Moment nicht mit einem übertriebenen Räuspern aufgelöst und eine ebenso einladende wie befehlende Geste zum Tisch hin gemacht.
    »Mandred hat den Wunsch geäußert, mit euch zu reden«, sagte er. »Vor allem mit dir, Katharina. Lasst uns gemeinsam speisen. So redet es sich besser, und ein gutes Essen«, fügte ernoch direkt an Vera gewandt hinzu, »ist wohl das Mindeste, was ich Euch schulde, nicht wahr?«
    Vera starrte ihn einfach nur an, aber Dwegr reagierte mit einem Schwall aufgeregter Laute und sprang mit einem Satz von ihrer Schulter auf den Tisch, um sich sofort über eine Schale mit Obst herzumachen. Pardeville verzog fast angewidert das Gesicht, aber einige der Männer am Tisch begannen zu lachen, und Pardeville beließ es dabei, noch einmal auf die beiden freien Stühle zu deuten. Vera und Mandred beendeten ihr stummes Blickduell, ohne dass es einen eindeutigen Sieger oder Verlierer gegeben hätte, und setzten sich. Katharina nahm ebenfalls Platz, nachdem Pardeville sie noch einmal zornig angefunkelt hatte.
    Einer Zeitlang sprachen sie nur über dies und das, wobei sprechen die Sache nicht genau traf: Pardeville – und vor allem Mandred – stellten eine Menge Fragen, auf die Vera umso

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