Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga
einsilbiger antwortete, je bohrender sie wurden, und nach einer Weile stellte Mandred sein improvisiertes Verhör ein und begann zu erzählen und mit allerlei Abenteuern und Heldentaten zu prahlen, die seine Männer und er erlebt und begangen hatten. Diener und Hausmädchen trugen noch mehr Essen und Wein und Bier in Unmengen auf. Katharina langte kräftig zu – dass sie Angst hatte und sich alles andere als wohl in ihrer Haut fühlte, änderte erstaunlicherweise nichts an ihrem Appetit –, beschränkte sich bei den Getränken aber auf Wasser, während Vera dem Wein mindestens im gleichen Maße zusprach wie die meisten Männer am Tisch, ohne dass man ihr indes irgendetwas davon anmerkte. Vielleicht waren die Blicke, die sie Mandred zuwarf, nicht mehr ganz so eisig wie zuvor.
»Du bist also das Mädchen, das dieser Wikingerfürst unbedingt in seine Gewalt bringen will«, sagte Mandred schließlich, im gleichen fast beiläufigen Ton, in dem er gerade von einer lustigen Episode erzählt hatte. »Und warum?«
»Das weiß ich-«, begann Katharina unbehaglich, und Pardeville fiel ihr sofort ins Wort:
»Weil er glaubt, sie wäre seine verschollene Enkeltochter, dieser Narr.«
Mandred trank einen großen Schluck Wein und nutzte die Gelegenheit, sie über den Rand seines Bechers hinweg auf eine neue und nicht unbedingt angenehme Art zu mustern. »Vielleicht ist sie es ja.«
Pardeville lachte. »Unsinn! Ich bitte Euch, Mandred!« Er machte eine heftige Handbewegung auf Katharina. »Seht sie Euch doch an! Sieht dieses Mädchen vielleicht aus wie eine Wikingerin?«
»Ich bin nicht einmal sicher, ob es wie ein Mädchen aussieht«, antwortete Mandred trocken mit unveränderter Miene, aber direkt an Katharina gewandt fuhr er fort: »Bist du es, Kind?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Katharina. »Aber er hat … schlimme Dinge getan, um mich zu bekommen!
»Das ist mir zu Ohren gekommen«, sagte Mandred. »Ich frage mich nur, verehrter Guy de Pardeville, ob wir uns in die Angelegenheiten der Nordmänner einmischen sollten.«
»Sie machen ihre Angelegenheiten zu unseren«, sagte Pardeville. »Viel unschuldiges Blut wurde vergossen, und noch mehr wird fließen, wenn wir diesem schändlichen Treiben keinen Einhalt gebieten.«
Mandred reagierte vollkommen anders, als Katharina erwartet hätte. Einige Augenblicke lang sah er Pardeville nur ausdruckslos an, dann lächelte er plötzlich.
»Es scheint wohl zu stimmen, was man sich über Euch erzählt.«
»Und was wäre das?«
»Dass Ihr die Nordmänner hasst, und nicht zimperlich in der Wahl Eurer Mittel seid, wenn es darum geht, etwas gegen sie zu untenehmen.«
»Und?«, schnaubte Pardeville. Vielleicht wird mir so mancher von denen, die bisher die Nase über mich gerümpft haben jetzt Recht geben! Habe ich nicht immer gesagt, man darf diesen Barbaren nicht trauen?«
»Denselben Barbaren, die das Schloss Eurer Eltern in Paris niedergebrannt haben?«, fragte Mandred.
»Sie haben weit mehr getan!«, fuhr Pardeville auf. »Das Blut unzähliger Unschuldiger klebt an ihren Händen! Und es wäre weit weniger gewesen, hätten sie eher auf mich gehört!«
»Und jetzt erwartet Ihr, dass ich das Blut meiner Männer vergieße. Warum?«
Katharina wurde hellhörig, und auch Vera sah plötzlich aufmerksamer aus, sagte aber kein Wort, sondern verkroch sich hastig hinter ihrem Becher.
»Weil ich Euch dafür bezahle?«
Das war die falsche Antwort, dem kurzen Aufblitzen in Mandreds Augen nach zu urteilen, Aber er beherrschte sich und schüttelte nur den Kopf. »Das mag sein«, antwortete er,»und die Summe, die Ihr mir in Aussicht gestellt habt, ist überaus großzügig bemessen. Dennoch.« Er schüttelte noch einmal den Kopf, diesmal heftiger. »Für Geld zu kämpfen ist eine Sache, aber es ist dennoch nicht von Nachteil, dabei auf der richtigen Seite zu stehen.«
»Diese Barbaren haben Burg Ellsbusch niedergebrannt«, antwortete Pardeville verächtlich. »Sie haben das Schiff des Barons versenkt, und die guten Leute aus Hostenansis sind gerade noch mit dem Leben davongekommen, weil sie klug genug waren, zu fliehen. Ist Euch diese Seite richtig genug, mein Freund?«
Mandred schwieg, aber Katharina hatte das Gefühl, das ihm das Gehörte nicht besonders gefiel.
»Aber habt Ihr nicht gesagt, dass der Baron auf dem Weg hierher ist?«, fragte Vera.
»Ich hoffe, dass er noch im Laufe des Abends eintrifft«, bestätigte Pardeville, »spätestens aber im Laufe der Nacht. Morgen bei
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