Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
das Land vielleicht sehr schnell; möglicherweise schon morgen.«
    »Und bis dahin muss ich mich entscheiden …«
    »Ob du uns begleiten willst, ja«, sagte Erik. »Ich weiß, diese Frist ist entsetzlich kurz, um eine solche Entscheidung zu treffen, aber mehr Zeit bleibt uns leider nicht, fürchte ich.« Er hob die Hand, als Katharina antworten wollte. »Entscheide jetzt noch nicht. Das Thing wird bis spät in den Abend dauern, vielleicht die ganze Nacht. Und es ist nicht einmal sicher, dass wir schon heute zu einer Entscheidung gelangen. So viel Zeit bleibt dir auf jeden Fall, und du solltest sie nutzen.«
    *
    Es war das erste Mal, dass sie die sonderbare Kirche betrat, und doch tat sie es nicht, weil sie Trost im Gebet suchte oder sich gar Schutz oder Hilfe in einem Haus versprach, in dem sie Gott angeblich näher war. In Ellsbusch war sie jeden Sonntag in die Kirche gegangen, und sogar an jedem Feiertag, um sich Vater Cedrics flammende Reden gegen die Sünde und seine unermüdlichen Ermahnungen anzuhören, doch wenn sie ehrlich war, hatte sie von Gottes Nähe dort nichts gespürt. Aber im Winter war es dort immerhin ein bisschen wärmer gewesen als in dem zugigen Schuppen, in dem sie schlief.
    Jetzt war sie nur hergekommen, weil sie hier allein sein konnte. Sie hatte das Gefühl, endlose Stunden mit Erik und seiner Tochter geredet zu haben, doch in Wahrheit waren nur einige wenige Augenblicke vergangen. Das Dorf war voller Menschen, als wäre jeder einzelne seiner Einwohner herausgekommen, um das heimkehrende Schiff zu begrüßen – was auch tatsächlich der Fall war –, und wäre sie auch nur ein wenig aufmerksamer gewesen, dann wäre ihr die sonderbar gedrückte Stimmung aufgefallen, die von vielen Besitz ergriffen hatte.
    Im Moment wollte sie einfach nur allein sein, und diese angebliche Kirche war vermutlich der einzige Flecken in ganz Bjarnisund, an dem das überhaupt möglich war. Der Aufruhr in ihren Gedanken und Gefühlen hatte sich noch immer nicht gelegt, sondern war eher schlimmer geworden. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte, was überhaupt mit ihr geschah, und sie wagte erst recht nicht, sich vorzustellen, was womöglich noch mit ihr geschehen würde .
    Vielleicht geschah dies alles hier nicht wirklich. Je länger sie über diese Möglichkeit nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien sie ihr. Vermutlich gab es auf der ganzen Welt kein armes Mädchen, das nicht insgeheim davon träumte, dass eines Tages ein Ritter in strahlender Rüstung auf einem weißen Pferd auftauchen und ihr offenbaren würde, dass sie inWahrheit eine Prinzessin war, die ihrer Mutter aus der Wiege gestohlen oder auf irgendeinem Wege mit einem Bettlerkind vertauscht worden war, dessen erbärmliches Leben sie seither führen musste.
    Aber natürlich war das nur eine naive Vorstellung, eine Geschichte eben, die unmöglich wahr werden konnte.
    Und ausgerechnet ihr sollte sie nun passieren?
    Das war lächerlich.
    Ein leises Knarren drang in ihre Gedanken; das Geräusch der ledernen Angeln, auf der die Tür nach innen schwang. Katharina kämpfte sich mühsam aus ihren vornehmlich düsteren Überlegungen zurück in die Wirklichkeit, drehte sich auf der harten Bank herum und erkannte Arla. Wahrscheinlich war sie gekommen, dachte Katharina, um ihr zu sagen, dass Erik und sie sich nur einen bösen Scherz mit ihr erlaubt hatten und gerade in diesem Moment ein Schiff unten am Steg anlegte, um sie zurück nach Ellsbusch zu bringen, wo sie bei lebendigem Leibe verbrannt werden sollte, war sie doch schließlich ein Hexenkind und Bastard.
    Im ersten Moment sagte Arla jedoch gar nichts, sondern kam mit sehr langsamen Schritten heran und nahm neben ihr Platz. Die schmale Bank knarrte unter ihrem Gewicht, und Katharina spürte erneut, wie hart und unbequem das einfache Möbelstück war; als wäre es eigens dafür gebaut worden, unbequem zu sein. Zumindest in diesem Punkt ähnelten sich diese Kirche und die Vater Cedrics.
    Aber auch nur in diesem.
    Es war so dunkel hier drinnen, dass sie nicht wirklich viel erkennen konnte, doch das Wenige, was sie sah, ließ sie ganz sicher sein, daß Vater Cedric sofort Hölle und Ketzerei geschrien hätte, hätte er auch nur einen einzigen Blick hier hereinwerfen können. Es gab einen schlichten hölzernen Altar, und an der Wand dahinter hing ein großes Holzkreuz, doch es gab auch andere Dinge, deren Anblick ihr fremd und beunruhigend vorkam. Vielleicht Symbole ihrer heidnischen Religion, der sie

Weitere Kostenlose Bücher