Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Kratzer , wie er behauptet hatte, sondern ein tiefer, bis auf den Knochen reichender Schmitt, der sich bereits entzündet hatte. Ein unangenehmer Geruch ging davon aus, und Katharina wurde bei seinem Anblick fast ein bisschen übel.
    »Was zählt ist allein, was die Menschen glauben«, fuhr er fort, »und sie glauben stets das, was sie glauben wollen oder was man ihnen sagt, das sie glauben sollen. Und ich kann sie sogar verstehen. Sie haben zu lange unter den Überfällen unseres Volkes gelitten, und manche von uns nehmen sich auch heute noch mit Gewalt, was sie haben möchten.«
    »Wulfgar«, vermutete Katharina.
    »Nicht nur er«, antwortete Erik, nickte aber zugleich. Vielleicht zuckte er auch nur zusammen, da sich Arla in diesem Moment mit einem feuchten Tuch – und alles andere als behutsam – an seinen Arm zu schaffen zu machen begann. Katharina sah ganz bewusst nicht hin, aber es nutzte nicht viel, denn ihre Fantasie übernahm das für sie, was ihre Augen ihr nicht zeigten. »Aber er ist von allen der Schlimmste, das ist wahr, und ich glaube, dass es seine Krieger waren, die Burg Ellsbusch niedergebrannt und die Menschen in deinem Dorf getötet haben.«
    »Ich habe gesehen, wie er den Grafen erschlagen hat«, erinnerte Katharina.
    Aber sie hatte auch gesehen, wie Ellsbusch ihm noch sterbend das Schwert in den Leib gestoßen hatte! Wie also konnte er noch am Leben sein?
    »Ich weiß«, sagte Erik gepresst. Arla tat etwas an seinem Arm, das ihm sichtliche Qualen bereitete, aber irgendwie gelang es ihm, keine Miene zu verziehen. »Aber niemand wird dir glauben, wenn dein Wort gegen das seine steht.«
    »Weil ich nur ein Kind bin?«
    »Auch«, antwortete Erik. »Und vor allem, weil du du bist.«
    »Aha«, sagte Katharina. Und was sollte das bedeuten?
    Arla sagte etwas in ihrer Muttersprache, und Erik dachte einen kurzen Moment darüber nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Doch, ich fürchte, es ist der richtige Moment«, sagte er. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Noch weniger, als ich ohnehin schon befürchtet habe.« Er wandte sich wieder direkt an Katharina. »Es kann sein, dass wir Bjarmisund verlassen müssen, Kara. Ich werde noch heute ein großes Thing einberufen, um über diese Frage zu beraten. Doch bis ich das tue, möchte ich eine ehrliche Antwort von dir.«
    »Von mir?«, wunderte sich Katharina.
    »Ich hätte mir gewünscht, dass es unter anderen Umständen geschieht, aber die Dinge sind nun einmal so, wie sie sind«, antwortete Erik in bedauerndem Tonfall. »Es hat mit deinem Muttermal zu tun.«
    Das überraschte Katharina nicht. Sie hätte schon taub, blind und dumm auf einmal sein müssen, um nicht zu begreifen, dass dieses Mal, das sie selbst noch nie zu Gesicht bekommen hatte, nicht nur für Erik eine ganz besondere Bedeutung hatte. Und natürlich hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen und sich die wildesten Geschichten ausgedacht.
    Aber das waren doch nur Geschichten … oder?
    »Ansgar hat dir erzählt, dass meine Frau von eurem Volk war?«, fragte Erik. Sie nickte. »Ich war nicht viel älter als er heute, als ich zum ersten Mal hergekommen bin und sie kennengelernt habe, musst du wissen. Mein Vater war der Anführereiner stolzen Flotte von Schiffen, die den Rhein hinauffuhr, um Beute zu machen.«
    »So wie Wulfgar?«, entfuhr es Katharina. Sie bedauerte die Frage sofort, aber zu ihrem Erstaunen lächelte er nur.
    »Wulfgar und ich sind vom gleichen Blut«, antwortete er. »Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich war nicht anders. Wir haben reiche Beute gemacht, damals. Vielleicht kann ich Ansgar deshalb so gut verstehen und lasse ihm manchmal mehr durchgehen, als gut für ihn ist. Aber ich lernte ein Mädchen kennen. Mein Vater war dagegen, dass ich mich mit ihr einlasse … aber als wir zwei Jahre später wieder nach Hause fuhren, da habe ich sie mitgenommen, und wenig später wurde sie meine Frau.« Er schwieg einen Moment, gerade lange genug, damit sie sich die Frage stellen konnte, warum er ihr das alles erzählte, und fuhr dann fort: »Sie hatte ein Muttermal unter der linken Schulter, das wie eine Schlange aussah.«
    Katharina starrte ihn an, und auch Arla hörte für einen Moment auf, seinen Arm zu versorgen. Katharina konnte ihren Blick fast wie eine Berührung spüren.
    »Wir haben oft unsere Scherze darüber gemacht«, fuhr Erik fort, und ein sonderbar warmer Ton schlich sich in seine Stimme. »Manche fanden es auch erschreckend, und nicht wenige hielten es für

Weitere Kostenlose Bücher