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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geschlossen, und daran würde sich wahrscheinlich nicht einmal etwas ändern, wenn sich herausstellen sollte, dass du nicht seine Enkeltochter bist, sondern nur ein einfaches Bauernmädchen, das zufällig dasselbe Mal trägt.«
    »Warum dann?«
    »Ich möchte nur, dass du es dir sehr gut überlegst«, antwortete Arla. »Ich weiß, wie schwer dir diese Entscheidung fallen muss, und das in dieses kurzen Zeit. Ich selbst traute mir nicht zu, sie zu treffen, nicht in einem Monat, und schon gar nicht in einem Tag. Wenn du hier bleibst, dann finden wir eine Familie, die dich wie ein eigenes Kind aufnimmt und sich um dich kümmert. Du wärst keine Prinzessin, nicht einmal die Enkeltochter eines Skalden. Aber du würdest behütet und sicher aufwachsen.« Sie lächelte flüchtig. »Nach allem, was ich gehört habe, käme es dir vor wie das Leben einer Prinzessin. Versprich mir nur, darüber nachzudenken, mehr verlange ich nicht. Willst du das tun?«
    Katharina nickte.
    »Gut, mehr wollte ich nicht hören«, antwortete Arla. »Und jetzt komm mit. Ansgar wartet auf dich. Er will dir den Thingplatz zeigen … und noch ein paar andere Dinge, die dir bestimmt gefallen. Oder willst du deinen letzten Tag hier wieder nur in Eriks Haus verbringen?
    Vielleicht wäre das gar keine so schlechte Idee, dachte Katharina. Warum sich etwas ansehen (und vielleicht sogar noch Gefallen daran finden?), was ihr sowieso gleich wieder genommen werden würde? Dennoch nickte sie nur noch einmal stumm.
    »Dann komm«, sagte Arla, machte eine einladende Geste zur Tür und blieb schon nach einem einzigen Schritt wieder stehen. »Nur noch eins«, sagte sie. »Du magst Ansgar?«
    »Natürlich, aber –«
    »Mir ist aufgefallen, wie er dich angesehen hat«, fuhr dieFrau fort, die möglicherweise ihre Tante war. »Und du ihn auch, versuch erst gar nicht, es zu leugnen.«
    »Und?«, fragte Katharina misstrauisch.
    »Nichts und«, erwiderte Arla. »Ich möchte nur sicher sein, dass du nicht vergisst, dass Ansgar gut dein Bruder sein könnte.«
    *
    Obwohl sie nun schon seit mehr als einer Woche hier war, hatte sie Bjarnisund noch nie verlassen, und wenn sie ehrlich war, dann war ihr bisher noch nicht einmal der Gedanke gekommen, es auch nur zu versuchen. Arla hatte vom ersten Moment an keinen Zweifel daran gelassen, dass sie keine Gefangene war und gehen konnte, wann und wohin immer sie wollte … und dennoch zögerte sie merklich, bevor sie es über sich brachte, das Tor in der vier Meter hohen Palisadenwand zu durchschreiten. Sie war es nicht, aber sie benahm sich nach wie vor wie die Gefangene, die sie zeit ihres Lebens gewesen war. Rings um Ellsbusch hatte es keine Palisadenwand gegeben. Die Mauern, die den Ort umgaben, waren unsichtbar gewesen, aber mindestens genau so hoch.
    Arla hatte ihr noch einmal eingeschärft, Ansgar nichts von ihrem Gespräch mit ihr und seinem Großvater zu erzählen und ihr dann mitgeteilt, dass Ansgar draußen auf sie wartete, doch im allerersten Moment konnte sie weder ihn noch den Thingplatz (was immer das sein mochte) irgendwo entdecken. Die Palisadenwand umgab Bjarnisund auf drei Seiten, und an zweien davon erstreckten sich große hölzerne Koppeln, auf denen Pferde, aber auch eine überraschend große Anzahl von Rindern grasten, und ausgedehnte Felder, deren Anblick sie nun wirklich überraschte. Sie hatte zwar noch keinen einzigen Gedanken an diese Frage verschwendet, aber auf die Idee, dass die Bewohner von Bjarnisund ganz normale Bauern sein sollten, wäre sie niemals gekommen.
    Aber was denn sonst?, schalt sie sich selbst in Gedanken. Piraten und Raubritter vielleicht?
    Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Torheit, riss sich vom Anblick der fast schon erntereifen Felder los und hielt abermals nach Ansgar Ausschau. Sie sah ihn auch jetzt nicht sofort, doch dann rief eine Stimme ihren Namen, und als sie in die entsprechende Richtung sah, gewahrte sie ihn auf der Kuppe eines kleinen Hügels, der das Dorf in die vierte Richtung begrenzte. Westen, nahm sie an, sie hatte nie richtig gelernt, die Himmelsrichtungen zu bestimmen. Er stand zwischen ein paar hoch aufragenden Felsen oben auf der Kuppe und winkte ihr zu.
    »Das hat aber gedauert«, begrüßte er sie feixend, als sie neben ihm ankam. »Warst du in der Kirche, um die Beichte abzulegen?«
    »Ich war in der Kirche, ja«, antwortete Katharina, die leicht außer Atem war. Der Aufstieg war deutlich steiler gewesen, als sie erwartet hatte, und ein gutes Stück

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