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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinderte, immer tiefer in den Fluss hineinzuwaten.
    Bald stand sie bis zu den Hüften im Rhein, dann fast bis zur Brust, und längst musste sie sich mit beiden Händen festhalten, um nicht fortgerissen zu werden.
    Als sie das Ende der Palisade erreichte, wurde ihre Angst so übermächtig, dass sie innehalten musste. Bisher hatte sie die hölzerne Wand noch einigermaßen geschützt, aber um auf dieandere Seite zu gelangen, musste sie diesen Schutz aufgeben und sich der vollen Wucht der Strömung aussetzen, die sie zweifellos einfach mit sich reißen würde.
    Sie würde ertrinken, dachte sie noch einmal, und diesmal mit vollkommener Gewissheit. Wasser hatte ihr immer Angst gemacht, so große Angst, dass sie im Nachhinein kaum noch verstand, wie sie die Fahrt an Bord der Werdandi überhaupt durchgestanden hatte, ohne vor Furcht einfach den Verstand zu verlieren. Sie würde sterben, wenn sie nur noch einen einzigen Schritt machte.
    Aber wenn sie es nicht tat, dann würden Ansgar, Erik, Arla und alle anderen hier in große Gefahr geraten und womöglich ihre Heimat verlieren, vielleicht sogar ihr Leben.
    Katharina schloss die Augen, presste die Kiefer so fest aufeinander, dass es wehtat, und tastete sich an der Wand aus Baumstämmen entlang weiter.
    Die Strömung war so schlimm, wie sie es erwartet hatte, und ihre Füße verloren augenblicklich den Halt auf dem unsicheren Grund. Hilflos wurde sie davon- und herumgewirbelt, krallte sich instinktiv mit aller Gewalt in das harte Holz und wollte schreien, bekam aber nur den Mund voll Wasser, sodass ein qualvolles Husten und Nach-Luft-Japsen daraus wurde. Die Strömung schien noch einmal zuzunehmen, riss wie mit unsichtbaren Riesenfäusten an ihr und wirbelte sie nicht nur in einem perfekten Halbkreis herum, sondern knallte sie auch auf der anderen Seite mit solcher Wucht vor die Wand, dass ihr nahezu die Sinne schwanden.
    Irgendwie gelang es ihr trotzdem, sich nicht nur festzuhalten, sondern sich auch Hand über Hand so weit zum Ufer zurückzuhangeln, dass ihre Füße schließlich wieder Halt auf dem Boden fanden.
    Keuchend, hustend, würgend und verzweifelt um Atem ringend taumelte sie schließlich auf das Ufer hinauf, fiel aufHände und Knie hinab und blieb eine ganze Weile mehr bewusstlos als wach so hocken. Alles drehte sich um sie, ihr Herz jagte, als wollte es einfach aus ihrer Brust herausspringen, und jeder Atemzug schien wie eine Messerklinge in ihre Kehle zu schneiden.
    Aber sie hatte es geschafft. Trotz allem und obwohl sie noch immer vor Angst und Atemnot vor sich hin wimmerte, empfand sie zugleich einen absurden Stolz, ihre schlimmste Furcht überwunden zu haben.
    Es dauerte lange, bis sie wenigstens wieder so weit zu Atem gekommen war, dass sie sich aufrichten und zum ersten Mal wieder aufmerksam umsehen konnte. Während sie es tat, wurde ihr klar, dass sie vielleicht sowohl ihre Furcht als auch den Rhein besiegt hatte, aber keineswegs in Sicherheit war. Genau genommen war sie gerade einmal einen Schritt weit gekommen, nämlich von einer Seite der Palisade auf die andere …
    Katharina schüttelte diesen wenig hilfreichen Gedanken ab, richtete sich vollends auf und fuhr sich mit den flachen Händen über das Kleid, um das Wasser herauszudrücken, erreichte damit aber nicht mehr, als die Kälte noch mehr zu spüren, sodass sie nun endgültig mit den Zähnen zu klappen begann. Und die Nacht hatte noch nicht einmal richtig angefangen, Ein kräftiger Schnupfen war wohl das Mindeste, was sie sich holen würde.
    Sich selbst leidzutun brachte sie allerdings kein bisschen weiter.
    Katharina sah sich zum zweiten Mal um und fragte sich zum ersten Mal (wenn auch reichlich spät), wie es jetzt eigentlich weitergehen sollte. Hinter ihr lag die Palisadenwand, die sie zumindest im Moment vor einer zufälligen Entdeckung schützte, aber zur Rechten das Feld, auf dem es absolut keine Deckung gab. Sobald sie aus dem Sichtschutz der Stadt heraus war, musste sie von der Höhe des Thinghügels herab deutlich zu sehen sein; selbst in der Dunkelheit, in der ihr Kleid aus hellem Wildleder schlichtweg unübersehbar war. Aber am Fluss entlangzumarschieren erschien ihr noch weniger sinnvoll, denn dort würden Erik und seine Männer zweifellos zuerst nach ihr suchen.
    Katharina verwandte noch etliche Augenblicke darauf, sich selbst mit einer Anzahl erlesen unfreundlicher Bezeichnungen zu belegen, sich darüber nicht vorher Gedanken gemacht zu haben, verscheuchte schließlich auch diesen

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