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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Großvater ihr aufgetragen hatte: Sie kümmerte sich um Hugin und Munin, und nachdem die beiden Racker ihre überraschende Extraportion Milch genossen und sich mit einer Schmuse- und Schnurrattacke gebührend bei ihr bedankt hatten, vertiefte sie sich ganz in ein ausgelassenes Spiel mit ihnen. Schließlich gab es Ansgar mit einer gemurmelten Bemerkung in seiner Muttersprache auf und trollte sich beleidigt.
    Katharina bedauerte ihr albernes Benehmen schon längst, und am liebsten wäre sie hinter ihm hergestürmt, um ihn um Verzeihung zu bitten und sich bei ihm zu entschuldigen – schließlich konnte er am wenigsten für all das –, aber sie widerstand der Versuchung tapfer und wartete mit versteinertem Gesicht, bis er das Haus verlassen und die Tür demonstrativ hinter sich zugeknallt hatte.
    Kaum jedoch hatte er es getan, da setzte sie die beiden Kätzchen behutsam in ihr Körbchen zurück und eilte zum Fenster.Sie sah gerade noch, wie er im Langhaus verschwand, spürte noch einmal einen Stich ihres schlechten Gewissens und sah dann zum Fluss hinab, soweit das eingeschränkte Sichtfeld des schmalen Fensters es zuließ.
    Die Sturmvogel hatte ihren improvisierten Liegeplatz wieder verlassen und bewegte sich langsam zur Flussmitte hin, schwerfällig und ungefähr so elegant wie ein altersschwacher Ochse, der im Morast eingesunken war und sich irgendwie zu befreien versuchte. Obwohl sie ungefähr genauso viel von Schiffen und Seefahrt verstand wie besagter Ochse, war sogar ihr klar, wie hoffnungslos überladen die Sturmvogel war. Normalerweise musste sie mindestens drei- oder viermal so weit aus dem Wasser ragen, so wie die schlanken Drakkars ihrer neuen Freunde; jetzt reichten selbst die flachen Wellen des Rheins, um das Deck und die Männer darauf nasszuspritzen. Der Anblick machte ihr nach wie vor ein bisschen Angst, aber sie verstand ihn auch weniger denn je. Warum waren Baron zu Guthenfels und Pardeville mit so vielen bewaffneten Männern hier aufgetaucht, nur um gleich darauf wieder zu verschwinden? Und noch viel verwirrender war: Warum hatten sie Vater Cedric mitgebracht? Dass er überhaupt noch lebte, grenzte an ein Wunder. Eine so anstrengende Reise wie diese war ganz dazu angetan, ihn endgültig umzubringen.
    Sie fand weder auf die eine noch auf die andere Frage eine Antwort (und hatte das Gefühl, dass das vielleicht ganz gut so war, denn vermutlich hätten sie ihr nicht gefallen) und gab schließlich dem erbärmlichen Maunzen der Kater-Zwillinge nach und begann mit ihnen zu spielen. Vielleicht wäre es dem Baron ja gar nicht so unrecht, wenn Vater Cedric den Strapazen der Reise erlag. Sie hatte nicht das Gefühl gehabt, dass er den Geistlichen besonders mochte.
    Der Tag verging quälend langsam. Einmal kam eine der älteren Frauen, die sie schon aus dem Zeltlager kannte – Nardis, wenn sie sich richtig erinnerte –, und brachte ihr zu essen, undein anderes Mal sah sie durch das Fenster, wie Erik zusammen mit einem halben Dutzend seiner Krieger schnurstracks auf sie zumarschierte und dann abrupt wieder kehrtmachte, um genauso eilig zurückzustürmen. Das alles kam ihr immer geheimnisvoller vor; und immer beunruhigender. Und dazu kam, dass die nervöse Unruhe nicht nachließ, die beim Auftauchen des Schiffes von ganz Bjarnisund Besitz ergriffen hatte, sondern ganz im Gegenteil immer schlimmer zu werden schien.
    Es begann schon fast wieder zu dämmern, als Arla zu ihr kam. Sie wirkte erschöpft und müde, als hätte sie einen Tag voll schwerer körperlicher Arbeit hinter sich, und man musste kein großer Menschenkenner sein, um zu sehen, dass das Lächeln, mit dem sie eintrat, zwar ehrlich war, sich dahinter jedoch tiefe Sorge verbarg.
    »Es tut mir leid, dass wir dich so lange allein gelassen haben«, begann sie.
    »Sicher hattet ihr eine Menge zu besprechen«, vermutete Katharina. Arla nickte nur, und Katharina ließ ihr hinlänglich Zeit, zu antworten, und fügte dann hinzu: »Und es war nichts Gutes, nehme ich an.«
    Arla nickte erneut. Ein müdes Lächeln huschte über ihre Lippen und erlosch wieder. »Habe ich dir schon gesagt, dass du dich zu wichtig nimmst, mein Kind? Nicht alle Probleme der Welt sind deine Schuld.«
    »Ja«, sagte Katharina nur.
    »Die Sonne geht bald unter«, sagte Arla überflüssigerweise. »Ich halte gleich eine Messe, damit wir Kraft im Gebet finden. Möchtest du daran teilnehmen?«
    Das, fand Katharina, war eine sehr sonderbare Frage. Hätte sie auch nur eine einzige

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