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Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga

Titel: Die Tochter Der Midgardschlange: Die Asgard-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Augen verfügte als sie, und erstarrte endgültig zur Salzsäule, während siemit klopfendem Herzen den näher kommenden Schatten verfolgte.
    Selbst jetzt, wo sie wusste, wen sie sah, erinnerte sie Wulfgars Silhouette mehr an die eines gehörnten Bären denn an die eines Menschen. Vielleicht lag es an seinen Bewegungen. Er ging langsam am Waldrand auf und ab und blieb immer wieder stehen, um zu lauschen, und er tappte mehr, als er ging. Einmal glaubte sie wirklich so etwas wie ein Schnüffeln zu hören, wie von einem Raubtier, das versuchte, die Witterung seiner Beute aufzunehmen.
    Endlich aber – nachdem er mindestens ein halbes Dutzend Mal vor ihrem Verseck auf und ab gegangen war – machte er endgültig kehrt und trollte sich. Katharina blieb trotzdem wie erstarrt sitzen und bemühte sich, möglichst flach zu atmen, und auch Ansgar ließ noch geraume Zeit verstreichen, ehe er es wagte, die Stille zu unterbrechen.
    »Ich glaube, er ist weg«, sagte er überflüssigerweise. »Das war knapp.« Seine Stimme klang immer noch gepresst, und sie konnte hören, wie viel Mühe ihm nicht nur das Sprechen, sondern sogar das Luftholen bereitete. Sie musste ihn wohl härter getroffen haben, als ihr selbst klar gewesen war.
    Vorsichtshalber antwortete sie gar nicht darauf, sondern kroch auf Händen und Knien das kurze Stück zum Waldrand zurück, hielt aber inne, bevor sie den Sichtschutz des Unterholzes wirklich verließ.
    Ansgar zögerte spürbar, ihr zu folgen, und als er es schließlich tat, da spürte sie, dass ihm jede Bewegung große Mühe bereitete; und vermutlich ebenso große Schmerzen. Katharina wollte ihn darauf ansprechen, aber Ansgar schüttelte nur rasch den Kopf, richtete sich vollends auf und deutete stumm nach rechts, zum Fluss hin. Allein der Gedanke, sich den eisigen Fluten wieder zu nähern, ließ sie frösteln, aber die Richtung war auch derjenigen entgegengesetzt, in die Wulfgar verschwunden war, und dieserGedanke gab den Ausschlag. Ansgar humpelte voraus, sichtbar nach vorne gebeugt und eine Hand an seine Seite gepresst.
    Ansgar war nicht allein gekommen. Vor dem glitzernden Band des Flusses erhoben sich die Silhouetten zweier Pferde und eines weiteren Mannes, der den Arm hob und dazu ansetzte, ihnen ein Grußwort zuzurufen, es dann aber bleiben ließ, als Ansgar hektisch mit beiden Armen zu gestikulieren begann. Obwohl noch immer stark nach vorne gebeugt, legte Ansgar einen raschen Endspurt ein und war bereits in ein halblautes, aber sehr erregt geführtes Gespräch mit dem Wikinger vertieft, als Katharina bei ihnen ankam.
    Der kurze Streit (denn um nichts anderes handelte es sich) endete abrupt, als Ansgar schließlich eine herrische Geste machte und dann nach Süden den Fluss hinauf deutete. Angesichts des Umstandes, dass Ansgar noch ein Knabe und der andere alt genug war, um sein Großvater zu sein, hätte Katharina den genau umgekehrten Ausgang erwartet, aber der Krieger fügte sich; wenn auch mit deutlich verärgerter Miene. Er ging zu einem der Pferde, machte jedoch keine Anstalten, in den Sattel zu steigen. Stattdessen löste er den großen Rundschild vom Sattelgurt, hängte ihn sich auf den Rücken und verschwand dann im Laufschritt und ohne ein weiteres Wort in der Nacht. Katharina blickte Ansgar fragend und verwirrt zugleich an.
    »Jemand muss das Dorf warnen«, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage. »Mein Großvater hat damit gerechnet, dass Pardeville oder auch Guthenfels uns beobachten lässt, aber dass es Wulfgar selbst ist, macht die Sache viel gefährlicher. Er muss es unbedingt erfahren – und am besten, bevor das Thing zu Ende ist.« Er zog eine Grimasse. »Sonst geht alles wieder von vorne los, verstehst du?«
    Katharina schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. »Und … wir?«, fragte sie mit einem unbehaglichen Blick auf die beiden Pferde.
    »Ich weiß, dass man dir wahrscheinlich erzählt hat, wir wären ein Volk von Barbaren und Rohlingen«, antwortete er, »aber wir lassen keine Frauen zu Fuß gehen, während die Männer reiten.«
    Ihr unbehagliches Gefühl, was die beiden Pferde anging, nahm noch zu. »Ich meinte auch eher, wohin wir gehen.«
    »Reiten«, verbesserte sie Ansgar.
    »Ich kann nicht reiten.«
    »Aber du hast doch gesagt, dass du es lernen willst«, erinnerte Ansgar,
    »Schon«, bestätigte Katharina nervös, »aber doch nicht –«
    »Jetzt?«, unterbrach sie Ansgar feixend. »Warum nicht jetzt? Dieser Moment ist so gut wie jeder andere.« Er machte

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