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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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gesehen, doch das war unter dem Helm verborgen.
    Dann galoppierte er an, ebenso schnell wie Rudolf. Allerdings brachte ihn das ungewohnte Gewicht der zweiten Lanze aus dem Gleichgewicht, denn er verfehlte die ersten drei Ringe links und den zweiten rechts. Am Ende hatte er immerhin neun Ringe auf der rechten Seite und fünf auf der linken erbeutet.
    »Gar nicht so einfach, nicht wahr?« Rudolf lachte.
    »Wie ich Euch kenne, habt Ihr es zuvor geübt, während es bei mir das erste Mal war.«
    »Ein guter Kämpfer muss stets in der Lage sein, sich neuen Herausforderungen zu stellen«, entgegnete Rudolf. »Und wer der Bessere ist, klären wir morgen im Tjost.«
    »Ihr fordert mich heraus?«
    »Selbstverständlich.«
    »Nun gut. Dann werde ich erst Euch und anschließend Euren Ziehbruder aus dem Sattel stoßen.« Meinolf galoppierte auf Alexander zu und berührte dessen Schild zum Zeichen der Herausforderung mit der Lanze. Dann wandte er sich an Philip. »Eigentlich sollte ich auch Euch herausfordern, aber an alten Männern vergreife ich mich nicht.«
    »Wie rücksichtsvoll«, erwiderte Antonias Vater. »Dann fordere ich Euch eben, falls noch etwas von Euch übrig ist, sobald Alexander und Rudolf mit Euch fertig sind.« Und schon hatte Philip Meinolfs Schild mit der Lanze berührt. Dann lenkte er sein Pferd zu Eberhard.
    »Wir beide haben auch noch etwas zu klären«, sagte er und stieß mit seiner Lanze leicht gegen Eberhards Schild.
    »Übernehmt Ihr Euch da nicht, Herr Philip?«
    »Keine Sorge! Ich habe Euch bislang noch jedes Mal aus dem Sattel geworfen.«
    Antonia hörte, wie ihre Mutter seufzte. Besorgt legte sie ihr eine Hand auf den Arm. »Ist alles in Ordnung, Mutter?«
    »Ich fürchte, Rudolfs Feuer ist ansteckend. Ich wünschte, Philip hätte nicht beide herausgefordert.«
    »Vater wird gewinnen.«
    »Gegen Eberhard ganz sicher. Aber Meinolf ist bald zwanzig Jahre jünger, und er führt von allen Regensteinern die gefährlichste Lanze. Das war beim zweiten Ringreiten klar zu erkennen. Er schlug sich besser, als ich erwartet hätte.« Lena atmete tief durch. »Wie auch immer, es gibt verschiedene Arten, einen Feind zu verunsichern. Und dafür wird Rudolf ganz bestimmt sorgen.«
    Antonia erinnerte sich an das Gespräch vom Morgen. »Was hast du Rudolf aufgetragen?«
    »Ich habe dem guten Herrn Meinolf auf Burg Regenstein eine Geschichte über silberne Löffel und herausgeschälte Augäpfel erzählt. Die hat ihn sehr beeindruckt, auch wenn er es nicht zugeben wollte.«
    »Ich verstehe nicht ganz …«
    Lena lächelte. »Vertrau mir einfach!«

 54. Kapitel  
    I st es gestattet, der Dame meines Herzens die Aufwartung zu machen?«
    »Rudolf! Was tust du hier?« Erschrocken fuhr Sibylla herum.
    »Ich wollte dich sehen.« Er trat zwischen den Zelten der Regensteiner aus der Dunkelheit hervor. »Der Tag mag den Kämpfen gehören, aber der Abend gehört der Liebe.« Er ging noch einen Schritt weiter auf sie zu und nahm sie behutsam in die Arme. Sibylla ließ es sich willig gefallen.
    »Mein Großvater ist wütend auf mich, weil ich dir meine Farben gab.«
    »Das will ich hoffen. Und dein Vater?«
    »Er hat sich noch nicht geäußert.«
    »Nein?« Rudolf hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Vielleicht begreift er endlich, dass er keinen besseren Schwiegersohn als mich bekommt.«
    »Was deine Künste im Turnier angeht, auf jeden Fall.«
    Vom Marktplatz her leuchteten einige Feuer in den Himmel. Musik und lautes Gelächter waren zu hören.
    »Wollen wir uns das Spektakel ansehen?« Rudolf wies in Richtung des Marktes.
    »Mein Vater wird es nicht erlauben.«
    »Er braucht es nicht zu erfahren. Kommt Ihr mit mir, edles Fräulein?« Er hielt ihr auffordernd die Hand hin. Ohne zu zögern ergriff sie seine Rechte.
    »Gern, Herr Ritter.«
    Während sie das Lager der Regensteiner unbemerkt verließen, dachte Rudolf kurz an den Auftrag, den seine Mutter ihm erteilt hatte. Vermutlich würde sich der rechte Zeitpunkt ergeben, sobald er Sibylla zurückgebracht hätte. Aber erst einmal wollte er nicht an Meinolf denken, sondern das Leben genießen. Wollte sich mit seiner Liebsten unter die Menge mischen, den Liedern der Spielleute lauschen und sich dem Tanzreigen anschließen.
    Wer sich um diese Stunde unter das bunte Volk mischte, achtete nicht mehr auf Stand und Rangunterschiede. Hier galt das Vergnügen, weshalb man edle Damen allenfalls in Begleitung der Ritter traf, die tagsüber in ihren Farben kämpften. Der Abend

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