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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Gattin«, raunte Sachmet Antonia zu.
    Kurz darauf erschien Alexander auf seinem Braunen. Er war wie sein Vater und Bruder gekleidet, nur leuchtete der Rosshaarschweif an seinem Helm in hellem Grün. Alexander sorgte für keinerlei Aufregung, sondern hielt seine Lanze artig Johanns Tochter Julia entgegen.
    Nach ihm kam Ritter Bertram, der die Lanze vor seiner Gemahlin Gertrudis senkte. Auch zwischen Getrudis und Bertram war die Zuneigung sichtbar, aber der Begegnung fehlte der Zauber, der zwischen Antonias Eltern spürbar gewesen war.
    Dann war Christian an der Reihe. Antonia holte tief Luft. Der junge Hohnsteiner bot einen prächtigen Anblick auf seinem Schimmel. Unter dem roten Waffenrock mit dem Greifen auf der Brust trug er eine silberne Rüstung. Wie sie es befürchtet hatte, hielt er geradewegs auf sie zu. Ihre Hände verkrampften sich. Sie wollte ihm ihre Farben nicht geben – die gebührten einem anderen! Doch kaum hatte er ihr die Lanze dargeboten, sprang Meret auf und wand ihm ihr Band um den Schaft. Antonia atmete erleichtert auf, Christian hingegen stutzte. Erst als Antonia ihm entschuldigend zulächelte, nickte er verständnisvoll. »Für die edle Meret!«, rief er und galoppierte an die Seite seines Onkels, der bereits in der Mitte des Turnierfelds neben Antonias Vater und Brüdern wartete.
    »Das ist mir gut gelungen, nicht wahr?«, flüsterte Meret. »Nun muss er nur noch für mich gewinnen.«
    »Du bist unmöglich!« Antonia schüttelte den Kopf. »Aber danke – das war großartig.«
    Meret lächelte stolz.
    Es dauerte eine Weile, bis sämtliche Teilnehmer auf das Turnierfeld geritten waren. Eberhard ließ sich die Farben von Alheidis geben, während Meinolf seine Lanze vor keiner Dame senkte, sondern sie siegreich in die Luft stieß.
    »Das passt zu ihm«, bemerkte Sachmet beiläufig. »Vermutlich hätte sich auch keine edle Dame bereitgefunden, ihn mit ihren Farben zu schmücken.«
    Die ersten Vorführungen wirkten noch wie Spielerei. So galt es, Blütenkränze mit der Lanze zu erringen und sie der Dame des Herzens darzubringen. Bemerkenswert war allenfalls Meinolfs Verhalten, der den gewonnenen Kranz mit einer lässigen Bewegung unter das gemeine Volk warf, wo sich gleich mehrere Mägde und Dirnen darum balgten.
    »Er weiß sich einfach nicht zu benehmen«, sagte Sachmet kopfschüttelnd und tätschelte Nebet, die sich zu ihren Füßen niedergelassen hatte.
    Insgesamt bot sich ein recht ausgeglichenes Bild. Beim Ringreiten gab es fünf Teilnehmer, die alle zwölf Ringe erbeuteten. Antonias Vater und ihre Brüder, Richard von Cattenstedt sowie Meinolf von Brack. Eberhard, Bertram und Christian brachten es ebenso wie mehrere Regensteiner Vasallen auf elf Ringe. Michael von Cattenstedt hatte kein Glück und traf nur siebenmal. Der Ärger darüber war ihm deutlich anzumerken, vor allem als Meinolf ihn dafür in aller Öffentlichkeit verspottete.
    Doch bevor Michael etwas entgegnen konnte, hatte Rudolf sein Pferd zwischen die beiden Ritter gelenkt.
    »Seid Ihr nur mit dem Mund so groß oder auch mit beiden Händen?«, fragte er den Regensteiner Bastard mit lauter Stimme.
    »Was soll das heißen?«
    »Nun, mit einer Lanze zwölf Ringe zu erbeuten ist doch keine Kunst für Männer wie uns. Aber wie wäre es, mit zwei Lanzen zugleich vierundzwanzig Ringe zu treffen?«
    Antonia sah, wie ihre Mutter den Kopf schüttelte. »Das Feuer brennt diesmal länger, als ich befürchtet hatte«, murmelte sie.
    »Umso besser«, erwiderte Antonia. »Dann wird er siegreich sein.«
    »Oder er überschätzt sich maßlos.« Lena seufzte.
    Dem Publikum indes gefiel Rudolfs Vorschlag, und so machten sich die Knechte an den Umbau der Turnierbahn. Vierundzwanzig Ringe, jeweils zwölf an jeder Seite.
    »Dann fangt an!«, forderte Meinolf von Brack Rudolf auf. »Ich bin gespannt, ob Eurem lauten Mundwerk nun auch Taten folgen.«
    Rudolf lachte und ließ sich zwei Lanzen geben. Dann trieb er seinen Fuchs an.
    Antonia hatte keine Ahnung, ob ihr Bruder ein solches Kunststück jemals zuvor versucht hatte oder ob es einer Eingebung aus dem Augenblick heraus entsprungen war. Aber er machte keine schlechte Figur. Auf der rechten Seite erbeutete er alle zwölf Ringe, links immerhin sieben. Die Zuschauer spendeten Beifall. Zum Ärger ihres Großvaters klatschte Sibylla am ausdauerndsten in die Hände.
    »Nun zeigt, was Ihr könnt, Herr Meinolf!« Rudolf warf ihm die zweite Lanze zu. Meinolf fing sie auf. Antonia hätte gern sein Gesicht

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