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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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dieses Turniertags war das Verhältnis zwischen Siegen und Niederlagen ausgeglichen. Die Entscheidung über den Turnierausgang würde am folgenden Tag im Buhurt fallen, in dem die acht besten Ritter beider Mannschaften zu Pferd und mit Sandsäcken, die als Schlagwaffen dienten, gegeneinander antreten sollten. Allerdings zeigte sich bereits am frühen Abend, dass auf der Birkenfelder Seite mehrere Männer an heftigen Bauchkrämpfen und Durchfällen erkrankt waren. Richard von Cattenstedt, der am Vormittag noch seine Gegner mühevoll im Tjost bezwungen hatte, krümmte sich vor Schmerzen. Sein Bruder Michael war aufgrund seiner gebrochenen Knochen ohnehin für längere Zeit aufs Krankenlager gezwungen. Auch ihr Bruder Paul war betroffen, ebenso wie Bertram und Christian. Die einzig gute Nachricht lautete, dass der hinzugezogene Medicus den Kranken versicherte, die Beschwerden klängen in wenigen Tagen von selbst wieder ab. Es handle sich um besonders heftige Magenverstimmungen, die vermutlich durch verdorbene Speisen ausgelöst worden seien.
    Antonia und Sachmet waren dabei, als sich die Männer in Philips Zelt trafen.
    »Ich bin mir sicher, dass Meinolf dafür verantwortlich ist.« Rudolf schlug sich mit der rechten Faust auf die linke Handfläche. »Ich habe herumgefragt. Alle Erkrankten haben gestern Abend von dem Bier aus dem Vorratszelt getrunken, in dem Antonia Meinolf überraschte.«
    »Aber die Krüge und Fässer sahen unversehrt aus«, warf Karim ein.
    »Das mag sein«, gab Rudolf zu. »Aber Meinolf könnte durchaus einen Weg gefunden haben, um eine geringe Menge einer giftigen Flüssigkeit oder eines Pulvers hineinzuschütten. Dazu hätte er nicht das ganze Fass öffnen müssen. Ein unauffälliges kleines Loch hätte genügt.«
    »Rudolfs Überlegungen leuchten mir ein«, meinte Philip. »Wie steht es mit euch?« Er blickte in die Runde. »Hat jemand von euch von dem Bier getrunken?«
    »Ich nicht«, erklärte Rudolf.
    »Wir ebenfalls nicht«, erwiderte Alexander mit Blick auf Karim und Donatus. »Gottfried von Arnach und Harald vom Berge hingegen waren gar nicht anwesend. Alle anderen sah ich mit Bierkrügen in den Händen.«
    »Also bleiben nur wir drei, Gottfried und Harald übrig«, sagte Philip. »Fünf gegen acht. Da können wir den Buhurt gleich verloren geben.«
    »Und wenn Donatus und ich uns melden?«, fragte Karim.
    »Ihr seid keine Ritter.«
    »Wer weiß das schon? Behaupten wir einfach, wir hätten die Ritterwürde in Ägypten erlangt. Ich habe sogar eine Wappenrolle.« Karim grinste breit.
    »Warum nicht? Hier wird mit so schändlichen Mitteln gekämpft, da kommt es auf diese kleine Lüge auch nicht mehr an«, meinte Philip. »Was ist mit deinem Arm, Donatus?«
    »Ihm fehlt noch die alte Kraft. Aber um ein bisschen Wirbel zu verursachen, müsste es ausreichen.«
    »Habt ihr schon einmal mit Sandsäcken gekämpft?«
    »Ja«, erwiderte Donatus. »Mein Vater hat es uns gezeigt. Manchmal haben wir uns auf Karims Reitbahn einen Spaß daraus gemacht.«
    »Allerdings nicht besonders oft«, schränkte Karim ein. »Es müsste aber genügen, um die Regensteiner abzulenken. Die Hauptarbeit läge dann bei euch.«
    »Das heißt also – bei Alexander und mir.« Rudolf lächelte gequält. »Gottfried und Harald sind nämlich nicht die stärksten Kämpfer im Buhurt. Zu dumm, dass Richard und Michael ausfallen! Das wären die geeigneten Streiter an unserer Seite gewesen.«
    »Haben wir eigentlich schon irgendetwas von Stephan gehört?«, fragte Philip.
    »Wenn dem so wäre, würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte Rudolf. »Der zählt im Buhurt für drei.«
    Antonia spürte, wie ihr Herz schwer wurde. Stephan, wo um alles in der Welt steckst du nur?, fragte sie sich im Stillen verzweifelt.

 56. Kapitel  
    D er Tag des Buhurts war angebrochen. In der Nacht zuvor hatte Antonia kaum Schlaf gefunden. Es war nicht nur die Sorge um den Ausgang des Turniers. Vor allem machte sie sich Gedanken um Stephan. Die Ungewissheit war kaum erträglich. Er hatte unbedingt am Tjost teilnehmen wollen, blieb aber nach wie vor verschwunden. Gab es irgendwelche Hinweise, dass ihm etwas widerfahren war? Er hätte alles gewagt, um rechtzeitig zum Tjost zu kommen. War es doch die einzige Möglichkeit, genügend Geld zu erwerben und ihr eine gesicherte Zukunft zu bieten.
    Die Nachnominierung von Karim und Donatus hatte zu Protesten auf der Seite der Regensteiner geführt, aber letztlich hatte der Herzog von Halberstadt als

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