Die Tochter der Suendenheilerin
geschieht was?« Meinolf lehnte sich genüsslich auf seinem Stuhl zurück. »Werdet Ihr Burg Regenstein belagern? Oder wirklich die Reichsacht gegen den Sohn Eures mächtigsten Vasallen erwirken? Aber auch die müsstet Ihr dann mit Euren Mitteln durchsetzen. Und Ihr wisst so gut wie ich, dass Burg Regenstein uneinnehmbar ist. Sicher, Ihr könntet versuchen, die Burg zu belagern. Ein Unterfangen, das sich vermutlich Jahre hinziehen und Eure ohnehin schon schwache Kasse weiter leeren wird. Wie wollt Ihr Eure Schulden bei den Geldwechslern zahlen, wenn Eure Einkünfte von einem sinnlosen Krieg aufgefressen werden? Und wie stündet Ihr in diesen Tagen da, wenn Ihr nicht mehr auf Euren mächtigsten Vasallen zählen könntet? Noch weiß niemand, wer sich im Kampf um die Kaiserwürde durchsetzen wird. Und dann gibt es auch noch den Bischof … Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Euch im Zwist mit Bischof Ludolf befindet. Keine guten Voraussetzungen, um einen Krieg zu beginnen. Zumal doch klar zutage liegt, wer hier im Recht ist. Der Graf von Birkenfeld mag seine Sühneleistung erbringen, und wir wollen alles vergessen und gemeinsam den kommenden Herausforderungen ins Auge blicken.«
»Ihr wagt es, mir das ins Gesicht zu sagen?«, schrie Leopold. »Ihr wagt es, offen den Gehorsam zu verweigern?«
»Das Recht ist immer mit dem, der es durchsetzen kann. Ihr könnt es nicht.«
»Geht mir aus den Augen!«
Meinolf erhob sich. »Wie Ihr befehlt, mein Fürst. Was soll ich meinem Bruder ausrichten? Wann darf er mit der Besitzurkunde für die Eisenerzmine rechnen?«
»Den Tag wird er nicht erleben«, antwortete Philip.
»Wie schade. Dann werden Eure Kinder eben noch länger die Gastfreundschaft der Regensteiner genießen. Und wer weiß, wenn Meret unter unserer Obhut zu einer schönen Jungfer herangewachsen ist, könnte sie durchaus eine passende Braut für mich sein.«
Philip sprang auf und schlug Meinolf so heftig die Faust ins Gesicht, dass dieser zu Boden ging.
Mit einem Lächeln rappelte Meinolf sich auf und wischte sich das Blut von der Lippe. »Bislang sagte man Euch nach, Ihr wärt der Meister der Zunge. Weit ist es damit offenbar nicht her, wenn Ihr nur noch mit der Faust antworten könnt. Gehabt Euch wohl, Herr Philip!«
»Es tut mir leid«, sagte Leopold, nachdem Meinolf den Raum verlassen hatte. »Aber ich fürchte, gegen die Bosheit der Regensteiner kommen wir auf dem Rechtsweg nicht weiter. Du hast es ja gehört. Sie nehmen eine Belagerung in Kauf, wissen sie doch, dass ich mir das nicht leisten kann.«
»Du kannst also nichts für mich tun? Du lässt es zu, dass deine Vasallen dir auf der Nase herumtanzen?«
»Erinnerst du dich, wie viel Blut die Belagerung von Birkenfeld gekostet hat? Und Birkenfeld ist nicht Regenstein. Soll ich Hunderte von Männern opfern? Ganz abgesehen davon, dass ich tatsächlich die Geldmittel nicht habe. Der Hundsfott hat es vollkommen richtig erkannt. Mir sind die Hände gebunden, das Recht mit Gewalt durchzusetzen.«
»Dann rätst du mir also, mich von diesem Räuberpack erpressen zu lassen?«
Leopold schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Aber ich fürchte, dir bleibt nur eine Möglichkeit, gegen die Regensteiner vorzugehen.«
Antonia sah, wie ihr Vater schluckte.
»Du meinst, das Fehderecht?«
Leopold nickte. »Du musst ihnen die Fehde erklären, dann hast du das Recht, ihre Warenlieferungen zu überfallen und sie unter Druck zu setzen.«
»Du vergisst, dass ihnen dann dasselbe Recht zusteht. Und die Regensteiner haben mehr Waffenknechte unter ihrem Befehl als ich.«
»Frag Johann, ob er zu dir steht. Immerhin ist Meret auch sein Schützling. Sie wurde entführt, als man sie von seiner Burg aus heimführte.«
»Ich möchte Johanns Familie nicht in diese missliche Angelegenheit hineinziehen.«
»Frag ihn trotzdem! Wenn du es nicht tust, schicke ich ihm einen Boten.«
»Und was wirst du tun? Die Hände in den Schoß legen und zusehen?«
»Nein. Ich werde auf meine Weise handeln. Allerdings wird Graf Ulf erst sehr spät merken, welche Folgen das für ihn hat. Er wird auch von meiner Seite her nicht ungestraft davonkommen, denn ich habe die Möglichkeit, ihm einige seiner Güter zu entziehen. Vertrau mir!«
Das Angebot, die Nacht auf Burg Schlanstedt zu verbringen, lehnte Philip ab, und so erreichten er und seine Begleiter Burg Birkenfeld am frühen Abend.
»Und?« Antonias Mutter kam ihnen bereits im Vorhof entgegen. »Was habt ihr erreicht?«
Wortlos
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