Die Tochter der Suendenheilerin
stieg Philip vom Pferd.
»Nun sag schon etwas!«, verlangte seine Frau. »Wird Leopold dir helfen?«
»Komm, ich erzähle es dir in der Burg.«
Kurz darauf saßen sie gemeinsam im Kaminzimmer. Auch Alexander hatte sich in der Zwischenzeit eingefunden. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit fasste Antonias Vater die Begegnung mit Meinolf und die Unterredung mit Leopold knapp zusammen.
»Das heißt, es wird keine schnelle Lösung geben«, erklärte er abschließend. »Wir haben nur zwei Möglichkeiten. Nachgeben und uns um unser Eigentum bringen lassen oder aber den Regensteinern die Fehde erklären.«
»Und was wirst du tun?«, fragte Lena.
»Ich habe lange darüber nachgedacht. Eine Fehde ist kostspielig und fordert unter Umständen Menschenleben. Andererseits kann ich mich nicht erpressen lassen. Wenn ich heute nachgebe, was geschieht dann morgen? Wir wären nie mehr sicher, wenn wir der Erpressung auch nur ein einziges Mal nachgeben. Eberhard würde es immer wieder versuchen, so lange, bis uns nichts mehr bleibt. Nein, wir haben keine andere Wahl, wir müssen den Regensteinern die Fehde erklären.«
»Johann wird uns gewiss beistehen!«, rief Alexander. Antonia hatte den Eindruck, dass ihm der Gedanke, gegen die Regensteiner zu kämpfen, durchaus gefiel.
»Barthel ist bereits nach Hohnstein geritten, um die Botschaft zu überbringen«, erklärte Philip. »Ich erwarte ihn morgen mit Johanns Antwort zurück.«
»Und wenn Johann sich zurückhält? Du weißt, was er stets sagte. Niemand kann Fehden mit den Regensteinern gebrauchen«, warf Lena ein.
»Dann kämpfen wir eben allein!«, antwortete Philip mit fester Stimme. »Was Recht ist, muss Recht bleiben und darf nicht der Furcht vor dem Stärkeren geopfert werden.«
8. Kapitel
D u siehst angeschlagen aus.« Eberhard musterte seinen Halbbruder und konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen.
Meinolf strich sich über die verschorfte Lippe. »Es ist mir gelungen, den Grafen von Birkenfeld in die Enge zu treiben und seine überhebliche Fassade zu durchbrechen. Das war mir den Fausthieb wert.«
Sie saßen gemeinsam mit ihrem Vater Ulf an der großen Tafel im Kaminsaal der Burg.
»Dann berichte! Wird Birkenfeld zahlen?« Mit lauerndem Blick musterte Ulf seinen jüngeren Sohn. Und mit einer gewissen Zuneigung, wie Eberhard verärgert feststellte.
»Ich fürchte, ihm bleibt gar nichts anderes übrig. Der Herzog wird ihm nicht helfen. Ihr hättet Leopolds Gesicht sehen sollen, als er merkte, wie genau wir seine Möglichkeiten kennen und dass er es nicht mit uns aufnehmen kann. Er ist schwach.«
»Beschreib uns noch einmal das Gesicht des Ägypters!« Ulf lachte. Er nannte den Grafen von Birkenfeld wegen seiner Herkunft gern verächtlich den Ägypter .
»Seine Überheblichkeit schwand mit jedem meiner Worte. Bis er sich schließlich in einen Raufbold verwandelte. Ich weiß gar nicht, warum man ihm nachsagt, er sei ein Meister der Zunge. Ich habe nichts dergleichen bemerkt.«
»Unterschätz ihn nicht!«, warf Eberhard ein. »Er war zornig. Sobald er wieder einen kühlen Kopf hat, könnte er gefährlich werden.«
»Gefährlich, von wegen!« Sein Vater machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er hat nicht einmal halb so viele Männer wie wir, und verglichen mit Burg Regenstein ist Birkenfeld so gut befestigt wie eine Holzfällerhütte mitten im Wald. Er kann es sich nicht erlauben, sich unseren Wünschen zu widersetzen.«
»Und selbst wenn er es täte – es gibt noch eine bemerkenswerte Neuigkeit.« Meinolf lächelte verschlagen. »Ich war auf dem Rückweg in Halberstadt und habe dort etwas Wichtiges erfahren.«
»So?« Ulf bedachte Meinolf mit einem wohlwollenden Blick. Unter dem Tisch ballte Eberhard die Fäuste, bis sich seine Fingernägel schmerzhaft in die Daumenballen gruben. Warum um alles in der Welt hielt sein Vater so große Stücke auf diesen Bastard? Ihn hatte er niemals so angesehen, im Gegenteil, oft genug hatte er ihn sogar als Trottel beschimpft.
»Bischof Ludolf ist noch immer nicht vom Papst bestätigt worden.«
»Ja und?«, fragte Eberhard.
»Dass du nicht weißt, was das bedeutet, war nicht anders zu erwarten.«
»Dann lass mich doch an deiner Weisheit teilhaben«, gab Eberhard bissig zurück.
»Ein Bischof, der nicht vom Papst im Amt bestätigt wurde, ist angreifbar. Er braucht mächtige Verbündete. Vor allem dann, wenn er im Zwist mit dem Landesfürsten liegt. Ich habe ihn wissen lassen, dass er sich jederzeit auf
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