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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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die Waffentreue der Regensteiner verlassen kann. Wir stehen zu unserem Bischof.«
    »Das war sehr klug, mein Sohn.«
    »Ich weiß, Vater.«
    Eberhard unterdrückte einen Würgereiz.
    »Was ist? Hast du dich an einer Gräte verschluckt?« Meinolf starrte auf die Reste der Forelle, die vor Eberhard auf einem abgegessenen Zinnteller lagen. »Pass bloß auf, dass du nicht erstickst!«
    »Ich wusste gar nicht, dass du so um mein Wohl besorgt bist.«
    »Wir sind schließlich vom gleichen Blut.«
    »Genug mit dem Geschwätz!«, fuhr ihr Vater dazwischen. »Eberhard, hast du heute schon mit unseren wohledlen Gästen gesprochen?«
    »Du meinst, mit Rudolf?«
    Ulf nickte.
    »Nein.«
    »Dann wird es Zeit. Vielleicht ist er ja verständiger als sein verstockter Ziehvater.«
    »Was erhoffst du dir von ihm?«, fragte Eberhard. »Er ist nicht einmal der leibliche Sohn, geschweige denn der Erbe des Titels.«
    »Eben.« Ulf lächelte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mann gern im Schatten des jüngeren Ziehbruders steht.«
    »Zwietracht zu säen ist eine wirkungsvolle Waffe«, bestätigte Meinolf.
    »Und ihr glaubt wirklich, er wird sich ausgerechnet von uns gegen seine Familie aufbringen lassen? Nach allem, was gestern geschehen ist?«
    »Manchmal genügt ein kleiner Funke, um einen großen Brand zu legen.« Meinolf strich sich zufrieden über den Bart. Eberhard unterdrückte den Wunsch, ihm an die Gurgel zu gehen. Zwar hatte auch er nichts dagegen, Rudolf von Birkenfeld gegen die eigene Sippe aufzubringen – dass Meinolf sich diesen Plan jedoch als Verdienst anrechnete, ärgerte ihn. Immerhin war er derjenige, der Meret nach Regenstein gebracht hatte.
    Wenig später wurde Rudolf von einem der Waffenknechte in den Saal geführt.
    »Herr Rudolf, wie schön, Euch zu sehen!«, begrüßte Ulf von Regenstein seinen Gefangenen. »Setzt Euch doch! Ich hoffe, unsere Gastfreundschaft lässt nichts zu wünschen übrig.«
    Schweigend nahm Rudolf an der Tafel Platz.
    »So still?«, fragte nun Meinolf. »Gestern kamt Ihr mir redseliger vor.«
    Rudolf musterte Meinolf. »Wie mir scheint, seid Ihr jemandem aus meiner Familie begegnet. Wer war es? Alexander oder mein Vater?«
    Mit gewisser Genugtuung beobachtete Eberhard, wie der überlegene, feurige Blick in Meinolfs Augen erlosch und er unwillkürlich seine wunde Lippe berührte.
    »Das tut nichts zur Sache, Herr Rudolf. Wir sind hier, um mit Euch über Geschäfte zu sprechen.«
    »Ah. Geschäfte. Und heute dürft Ihr sogar mit am Tisch sitzen und müsst nicht an der Tür stehen, Herr Meinolf.«
    »Schluss mit dem albernen Geplänkel!«, fuhr Ulf dazwischen. »Wir haben anderes im Sinn. Und Ihr seid doch ein verständiger Mann, Herr Rudolf.«
    Rudolf hob die Brauen, sagte aber kein Wort.
    »Es muss Euch doch wie Feuer in der Seele brennen, dass Euer Ziehvater Euch um Euer rechtmäßiges Erbe betrügt, nicht wahr?«
    »Wie kommt Ihr auf diesen Unsinn?«
    Wider Willen zollte Eberhard Rudolf für seine gelassene Antwort Bewunderung.
    »Ihr seid der Ältere. Euer Vater war der letzte Graf von Birkenfeld, bevor der Ägypter die Burg übernahm.«
    »Ja und?«
    »Ihr müsstet den Titel und die Burg erben. Nicht Alexander.«
    »Warum?« Rudolf lehnte sich bequem auf seinem Stuhl zurück.
    »Warum, warum!«, äffte Ulf ihn nach. »Weil es Euer Recht ist.«
    »Seid Ihr unter die Rechtsgelehrten gegangen, Herr Ulf?« Rudolf schüttelte ungläubig den Kopf. »Wenn Ihr Euch so für das Recht einsetzt, wäre es ein guter Anfang, meine Schwester morgen früh beim ersten Sonnenstrahl nach Hause zu schicken.«
    »Ihr überlasst also ohne Weiteres Eurem jüngeren Ziehbruder den Vortritt und kämpft nicht um Euer Erbe?«, beharrte Eberhards Vater, ohne auf Rudolfs Einwand einzugehen.
    »Er bekommt sein Erbe und ich das meine. Das ist bereits lange festgelegt, und unser Vater hat uns in die Entscheidung mit einbezogen.«
    »Er hat es Euch also schöngeredet? Euch zum Nachgeben gedrängt?«
    »Ich weiß zwar nicht, was Euch das überhaupt angeht, Herr Ulf, aber möglicherweise versteht Ihr es einfach nicht, weil Ihr Euren Pflichten als Graf nicht gewissenhaft genug nachkommt. Mein Vater hat uns schon früh in die Rechte und Pflichten eingeführt, die sein Amt mit sich bringt. Und für einen verantwortungsvollen Mann ist der Grafentitel nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Bürde. Aber das habt Ihr vermutlich nie begriffen. Ihr lasst die Bauern von Euren Waffenknechten auspressen und verlangt ihnen mehr

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