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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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»Das Gift, das Meinolf in unsere Seelen träufeln möchte, darf nicht dazu führen, dass wir uns selbst zerfleischen. Die Regensteiner haben den Frieden gebrochen, nicht wir.«
    »Wenn ich in Halberstadt geschwiegen hätte, dann …«, setzte Antonia an.
    »Dann hätte Eberhard einen anderen Grund gefunden, uns Schaden zuzufügen«, unterbrach ihr Vater sie. »Und nun iss, mein Kind! Auch wenn Rudolf nicht mit am Tisch sitzt, so würde es ihn doch kränken, wenn du seiner Jagdbeute nicht die rechte Aufmerksamkeit schenkst.«
    »Dein Vater hat recht«, fügte ihre Mutter hinzu. »Was auch kommen mag, wir werden es überstehen. Dich trifft keine Schuld.«
    Antonia nickte. »Ist Barthel schon mit Nachricht von Johann zurück?«, fragte sie.
    Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Vermutlich hat Johann ihm angeboten, die Nacht auf Hohnstein zu verbringen. Er wird im Lauf des Tages zurückkehren.«
    Vor der Tür hörten sie Schritte und Stimmen.
    »Mir scheint, er ist soeben eingetroffen«, bemerkte Lena. »Und nicht allein.«
    Die Tür wurde geöffnet, und drei Männer traten ein. Barthel war einer von ihnen, doch beim Anblick der beiden anderen schlug Antonias Herz sogleich höher. Der ältere von ihnen war Ritter Bertram, Graf Johanns jüngerer Bruder und ehemaliger Knappe ihres Vaters. Der andere war Johanns Sohn Christian, der im vergangenen Jahr gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander die Schwertleite erhalten hatte.
    »Wie wir gehört haben, machen die Regensteiner Ärger.« Bertram lächelte breit. »Da wollten wir nicht zurückstehen, auch wenn mein Bruder nicht selbst kommen konnte.«
    Philip sprang auf. »Bertram, Christian!«
    »Ist noch Platz an der Tafel?«, fragte Christian. »Wir haben zuletzt heute Morgen etwas zwischen die Zähne bekommen.«
    »Selbstverständlich.« Antonias Vater machte eine einladende Geste. Barthel wollte sich unauffällig zurückziehen, doch Philip hielt ihn zurück. »Bleib, Barthel! Wer zusammen arbeitet, soll auch zusammen speisen.«
    Christian nahm neben Antonia Platz. »Ihr seid noch schöner geworden, Fräulein Antonia. Kein Wunder, dass Eure Schönheit Eberhard den Kopf verdreht. Aber wir werden ihm auf die Finger klopfen.«
    Seine Worte und sein zuversichtliches Augenzwinkern brachten Antonia wider Willen zum Lächeln. Christian war ein ansehnlicher junger Mann, er galt als eine der besten Partien der Umgebung, denn eines Tages würde er Graf von Hohnstein werden. Antonia bemerkte, dass ihre Mutter sie und Christian mit lächelnden Augen betrachtete, und stieß einen leichten Seufzer aus. Sie wusste, was ihre Mutter dachte. Mehr als einmal hatte sie beiläufig erwähnt, welch prachtvolles Mannsbild Christian doch sei und wie glücklich sich die Frau schätzen könne, die er einst freien würde. Gewiss, Christian hatte einen tadellosen Ruf, war das Idealbild ritterlicher Tugenden und Tapferkeit. Und er schien ihr durchaus zugeneigt. Aber galt seine Aufmerksamkeit wirklich ihr selbst, oder betrachtete er sie einfach nur als gute Partie? Leidenschaftliches Feuer suchte sie in seinem Blick vergebens.
    »Und wie wollt Ihr den Regensteinern auf die Finger klopfen?«, fragte sie und verscheuchte alle trüben Gedanken.
    Bertram antwortete an Christians Stelle.
    »Wenn unsere Familien zusammenstehen, haben wir eine stattliche Anzahl waffenfähiger Männer unter unserem Befehl. Burg Regenstein mag uneinnehmbar sein, weil es nur einen Zugang gibt. Aber genau das könnte sich als Falle für die Regensteiner herausstellen, wenn wir ihre Warenlieferungen überfallen.«
    »Inzwischen müssen wir also bereits unter die Räuber gehen, um unser Recht zu erzwingen.« Antonias Mutter schüttelte bedauernd den Kopf. »Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?«
    »Nein«, erklärte Philip. »Auch in mir sträubt sich alles gegen eine Fehde, aber es ist der einzige Weg.« Dann wandte er sich an Bertram, Christian und seinen Sohn Alexander. »Ihr helft mir nach dem Mahl, den Fehdebrief aufzusetzen.«
    »Sehr gern!«, rief Christian erfreut. »Darf ich ihn überbringen?«
    »Das halte ich für zu gefährlich«, widersprach Philip.
    »Weshalb? Der Bote ist unantastbar. Wer sich am Überbringer der Botschaft vergreift, hat jegliche Schonung verwirkt.«
    Philip seufzte. »Du wärst eine viel zu wertvolle Geisel, Christian. Ehre hin oder her. Dass sie keine besitzen, haben die Regensteiner längst bewiesen, als sie Rudolf nicht mehr gehen ließen, obwohl sie Meret nicht gegen ihn austauschen

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