Die Tochter der Suendenheilerin
wollten.«
»Ich werde ihn überbringen«, mischte Barthel sich ein.
Doch wieder schüttelte Philip den Kopf. »Stephan von Cattenstedt soll der Bote sein.«
»Stephan leidet noch immer unter den Folgen des Überfalls«, gab Antonia zu bedenken.
»Was ihn nicht daran hinderte, mit Rudolf nach Regenstein zu reiten.«
»Schickst du ihn deshalb, Vater? Als Strafe?«
»Ganz im Gegenteil. Stephan hatte in den letzten Tagen viel Pech, ich will ihm zeigen, dass er nach wie vor mein Vertrauen besitzt.«
»Aber es ist ein Wagnis.«
»Die Gefahr schreckt uns Männer nicht«, warf Christian ein. »Sie ist das Salz, das unser Leben schmackhaft macht.«
»Aber wie bei jedem guten Gericht sollte man sparsam damit umgehen, denn niemand mag versalzene Speisen«, gab Antonia zurück.
»Der Botenritt ist ungefährlich für Stephan«, beruhigte Philip seine Tochter. »Er ist viel zu unbedeutend für die Regensteiner, als dass sie das Risiko einer unverzeihlichen Ehrverletzung auf sich nähmen, die ihnen unter Umständen sogar die Reichsacht eintragen könnte.«
»Ich danke Euch für Euer Vertrauen.« Behutsam nahm Stephan das zusammengerollte Dokument an sich. Er kannte den Wortlaut des Fehdebriefs nicht, hatte nur gesehen, dass links das Wappen des Grafen von Birkenfeld – drei Birken über einem springenden Hirsch – und rechts das Hohnsteiner Wappen – ein roter Greif – den Schriftzug Fehdebrief einfassten. Auch hatten beide Familien das Dokument gesiegelt.
»Nach deiner Rückkehr musst du uns die Gesichter der Regensteiner beschreiben, wenn sie den Brief öffnen.« Alexander grinste. »Vielleicht vermuten sie zunächst, es handle sich um die Abtretungsurkunde für die Eisenerzmine.«
»Da wäre ich auch gern Zuschauer«, gestand Bertram. »Zu schade, dass wir nicht alle dabei sein können.«
»Ich werde Bericht erstatten«, versprach Stephan, verließ das Gemach und ging zum Stall, um seinen Hengst zu holen. Während er in den Sattel stieg, spürte er wieder die Rippe. Der Schmerz hatte seit Freitag ein wenig nachgelassen. Wenn er Glück hatte, wäre er in einer Woche wieder ein ernst zu nehmender Gegner für alle Feinde. So wie damals nach dem Fall von Damiette …
»Wer ist der Mann, der sich so mutig an die Spitze setzte und als Erster die Mauer von Damiette überwand?«
»Mein jüngerer Bruder Stephan, Sire.« Thomas tritt vor König Ludwig und verneigt sich. Der Schmerz in Stephans Rippen ist unerträglich, aber er wird standhaft bleiben, keine Schwäche zeigen.
»Dein Bruder ist ein tapferer Mann. Er soll vortreten.«
Die Männer jubeln, der Schmerz vergeht, als der König ihn öffentlich lobt, fragt, von welchem Stand er sei. Bescheiden antwortet er, er sei nur ein einfacher Edelknecht.
»Ein Edelknecht? Das darf nicht länger sein. Ein so tapferer Mann gehört in den Stand der Ritter.« Und dann spricht Ludwig IX., König von Frankreich und Herr über das Heer der Christenheit, die Worte, nach denen Stephan sich gesehnt hat, seit er mit Thomas aufbrach, um Ruhm und Ehre zu erringen.
»Knie nieder!«
Er gehorcht. Ludwig greift nach seinem Schwert.
»Stephan von Cattenstedt, von nun an wirst du ob deiner Tapferkeit aufgenommen in den Stand der Ritter. Nimm einen letzten Schlag unerwidert hin, danach keinen mehr.« Der König berührt seine rechte Schulter mit dem Schwert.
»Erhebt Euch, Herr Stephan, denn nun seid Ihr ein königlicher Ritter.« Der Herrscher winkt seinen Schreiber herbei, befiehlt, den neuen Stand in Stephans Wappenrolle zu verzeichnen, damit es königlich gesiegelt werde.
»Nun muss ich mich wohl vor meinem kleinen Bruder verneigen.« Thomas lacht und schlägt ihm auf die Schulter. Er erwidert das Lachen. Er ist am Ziel, noch ahnt er nichts von den bitteren Tagen, die folgen werden.
Die Sonne stand bereits tief, als Stephan Burg Regenstein erreichte.
»Ich habe eine Botschaft des Grafen von Birkenfeld!«, rief er den Wächtern zu. »Führt mich zu Graf Ulf!«
Diesmal ließ man ihn nicht lange warten, sondern führte ihn unmittelbar in den Rittersaal. Ulf von Regenstein saß in der Mitte der Tafel, zu seiner Rechten Eberhard, links von ihm Meinolf. Stephan nahm das spöttische Feuer in Meinolfs Augen wahr.
»Nun, was bringt Ihr uns?« Ulf von Regenstein musterte Stephan lauernd.
»Der Graf von Birkenfeld betraute mich mit der Übergabe dieses Dokuments.« Stephan zog den Fehdebrief hervor.
»Ist er so schlau, mir seine Eisenerzmine zu überschreiben?« Eberhard
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