Die Tochter der Suendenheilerin
erpicht darauf, all seine Schäfchen in den Schoß der Kirche zurückzuholen.«
»Du glaubst, er wird Krieg gegen Birkenfeld führen, weil dort Heiden bewirtet werden?«
Meinolf schüttelte den Kopf. »Ach, Eberhard, du denkst immer so kleingeistig. Betrachte das große Ganze. Wir werden natürlich niemals so dreist sein, dem Grafen von Birkenfeld Heidentum zu unterstellen. Wir würden niemals einen Mann beschuldigen, der so freigiebig für die Kirche spendet und ein so frommes Weib wie Frau Helena hat.« Meinolf schüttelte den Kopf, als wäre Eberhard ein unwissendes Kind.
»Wir werden einzig und allein unserer Sorge Ausdruck verleihen, dass es nicht zum Besten auf Burg Birkenfeld bestellt ist, und den Bischof bitten, den Birkenfeldern wieder auf den rechten Weg des Christentums zu verhelfen, indem er ihnen einen strengen Kaplan als Beichtvater auf die Burg schickt.«
Ulf lachte laut. »Das ist ein glänzender Einfall! Und wenn der fromme Mann herausfindet, wen der Graf von Birkenfeld zu seiner engsten Familie zählt, müssen wir keinen Finger rühren, ihm die heilige Inquisition auf den Hals zu hetzen.«
»Soll ich morgen nach Halberstadt zum Bischof reiten? Es wäre mir ein Vergnügen.«
Ulf klopfte seinem Sohn auf die Schulter. »Tu das, Meinolf. Du hast mich noch nie enttäuscht.«
»Aber wir wollen nicht ungerecht gegen Eberhard sein.« Meinolf lächelte seinem Halbbruder scheinheilig zu. »Ohne den guten Eberhard und seinen heißen Zorn, der ihm eingab, Meret zu entführen, befänden wir uns nicht in dieser ausgezeichneten Lage.«
»Du hast recht«, bestätigte Ulf. »Manchmal ist Eberhard doch ganz brauchbar.« Er rief nach einem Diener und verlangte nach einem Krug Wein.
»Nun sieh nicht so sauertöpfisch drein, Bruderherz!« Meinolf schlug Eberhard auf die Schulter »Vater hat dich schließlich auch gelobt.«
Einen Moment lang gab Eberhard sich der Vorstellung hin, was er mit Meinolf anstellen würde, wenn er selbst erst Graf von Regenstein wäre. Das Burgverlies war nur eine von vielen verlockenden Möglichkeiten.
Der Diener brachte den gewünschten Wein und drei kostbare Gläser aus venezianischem Glas. Die hatte ihnen der Spiegelmacher ebenfalls für teures Geld überlassen.
Der Wein war dunkelrot und schwer. Ein guter Tropfen, dabei so lieblich wie die Sünde, auch ohne die Gewürze, mit denen weniger guter Wein im Allgemeinen verschnitten wurde.
Meinolf drehte sein Glas nachdenklich in der Hand.
»Was geht dir durch den Kopf, mein Sohn?«
Eberhard schnaubte. Er hasste es, wenn sein Vater den Bastard so fürsorglich als seinen Sohn bezeichnete. Kein Wunder, dass seine eigene Mutter Irmela sich kaum noch blicken ließ. Welche Demütigung, wenn die Brut einer leibeigenen Kebse dem ehelichen Sohn vorgezogen wurde.
»Diese Fehde, Vater. Wir sollten warten, bis der Graf von Birkenfeld den ersten Angriff gegen uns führt. Und dann mitleidlos zurückschlagen.«
»Wir sollen warten? Was haben wir davon?«, brauste Eberhard auf. »Die Fehde ist erklärt, in zwei Tagen zeigen wir ihm, wer wir sind.«
»Nein«, widersprach Meinolf. »Wir sind schließlich friedliche Leute. Lass ihn beginnen.«
»Aber warum sollen wir uns den Vorteil nehmen?«
»Weil es viel mehr zu gewinnen gibt, wenn wir ihn in jeder Hinsicht besiegen. Kriegerisch ebenso wie moralisch.«
»Hör auf deinen Bruder, Eberhard! Der hat mehr im Kopf als du.«
»Fragt sich nur, was«, erwiderte Eberhard bissig.
»Vater, es ist doch nicht nötig, Eberhard zu kränken. Ich möchte keinen Zwist mit meinem geschätzten Bruder.« Meinolf trank einen weiteren Schluck Wein. »Wie geht es eigentlich unserem werten Gast Rudolf von Birkenfeld?«
»Ich habe keine Ahnung«, brummte Eberhard.
»Nein? Das ist nicht gut. Wehe, uns entfliegt das Vögelchen!«
»Er gab uns sein Wort, und die Waffenknechte haben ein wachsames Auge auf jeden seiner Schritte. Zudem befindet sich seine Schwester in unserer Gewalt.«
»Dann ist’s ja gut.« Meinolf leerte sein Glas. »Aber sag, Bruderherz, hältst du es tatsächlich für ratsam, ihn in unmittelbarer Nähe zu deiner Tochter unterzubringen?«
»Was willst du damit sagen?«
»Ach nichts. Aber mir kommt die Jungfer Sibylla in letzter Zeit auffällig beschwingt vor. Ganz so wie ein verliebtes Weib. Wenn da nur nicht der Birkenfelder seine Finger im Spiel hat!«
»Sibylla hat nichts mit ihm zu schaffen. Ich habe ihr lediglich gestattet, sich um seine Schwester zu kümmern. Wem schadet’s, wenn sie
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