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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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abendländischen Kleidung zugewandt hatte. Und sie wurde Zeugin eines seltsamen Vorgangs. Mit Karim hatte er deutsch gesprochen, da Karim ihn in dieser Sprache begrüßt hatte. Mit Donatus hingegen verfiel er plötzlich in die arabische Mundart, und zwar in so rasender Schnelligkeit, dass Antonia, die bereits als Kind Arabisch gelernt hatte, einem völlig Fremden zuzuhören vermeinte.
    Ihre Mutter deutete ihren verwirrten Blick richtig.
    »So erging es mir anfangs auch jedes Mal«, erklärte sie. »Wenn mit deinem Vater der Gaul durchgeht, dann vermag ihm nur noch ein Orientale zu folgen oder jemand, der lange im Morgenland gelebt hat.«
    »Und du?«
    »Ich verstehe bei Weitem nicht alles. Vielleicht ist das auch ganz gut so.«
    Lena rief zwei Dienstboten herbei, die sich um die Unterkünfte für die Gäste kümmern sollten. Karim, Sachmet und Donatus bekamen Kammern in der Burg, die Begleiter würden bei den Waffenknechten in der Vorburg übernachten.
    Auf einmal fiel Antonias Blick wieder auf Stephan. Seine Augen waren auf Karim gerichtet, musterten ihn, ganz so, als würde er ihn kennen. Aber es war kein sonderlich freundlicher Blick. Dann sah sie, dass auch Karim Stephan bemerkt hatte. Für einen Moment glaubte sie, Karims Hand greife zum Säbel, doch dann entspannte er sich wieder. Stephan wandte sich ab und lenkte seine Schritte zu Witolds Haus.
    Antonias Herz schlug schneller. Am liebsten wäre sie Stephan gefolgt und hätte ihn gefragt, ob er Karim tatsächlich kannte. Doch die Vernunft hielt sie zurück. Es schickte sich nicht, ihm nachzulaufen, und zudem hätte er ihr vermutlich nur mit einem kurzen Ja oder Nein geantwortet.
    Ihr Blick wanderte zurück zu Karim. Vermutlich war es geschickter, sich an ihren Gast zu wenden, wenn sie mehr über Stephans Vergangenheit erfahren wollte …

 12. Kapitel  
    E s gibt bemerkenswerte Neuigkeiten!« Meinolf betrat bestens gelaunt den Rittersaal. Eberhard seufzte kaum merklich. Wenn Meinolf guter Dinge w ar, bedeutete das für ihn selbst meist nichts Erfreuliches.
    »Komm her, mein Sohn!«, rief Ulf. »Komm her und berichte.«
    Meinolf trat an den Tisch und setzte sich.
    »Der Graf von Birkenfeld hat Besuch bekommen. Ganz besonderen Besuch.«
    »Du meinst seine heidnische Sippschaft?« Ulf lachte. »Damit haben wir doch längst gerechnet.«
    »Haben wir das?«, fragte Eberhard.
    »Natürlich«, entgegnete Meinolf. »Erinnerst du dich nicht mehr an den Venezianer, der vor zwei Monaten hier war?«
    »Du meinst den Spiegelhändler? Natürlich erinnere ich mich an den Burschen. Und an seine unverschämten Preise.«
    »Nun, er bat uns auch, einen Brief weiterzuleiten, da er den Umweg nach Burg Birkenfeld scheute«, fuhr Meinolf
fort.
    »Ein Brief?« Eberhard hatte allmählich das Gefühl, alle wichtigen Entscheidungen würden über seinen Kopf hinweg getroffen.
    »Ein Brief aus Alexandria an den Grafen von Birkenfeld«, antwortete Ulf anstelle von Meinolf. »Darin kündigten sein jüngerer Bruder und sein Neffe ihren Besuch für die Zeit um Pfingsten an.«
    »Sie hatten wahrhaftig ein prächtiges Gefolge«, ergänzte Meinolf. »Ich habe es von Weitem beobachtet. Lauter heidnische Krieger in der Tracht der Ungläubigen.« Er lachte. »Wir wussten doch immer, dass der Graf von Birkenfeld selbst ein halber Heide ist, auch wenn er noch so fromm tut und reichlich für den Dombau zu Halberstadt spendet.«
    »Nicht so viel wie wir«, warf Ulf ein.
    »Und welchen Vorteil haben wir von dem Besuch aus Ägypten?«, fragte Eberhard, der immer noch nicht begriff, was Meinolf und seinen Vater so zuversichtlich stimmte. »Gegen Birkenfeld allein hätten wir nichts zu befürchten, aber gemeinsam mit den Hohnsteinern verfügen sie über ebenso viele Waffenknechte und Vasallen wie wir. Und nun kommen noch heidnische Krieger hinzu. Ich sehe darin wahrlich keinen Grund zu frohlocken.«
    »Was wieder einmal beweist, dass du selbst einfachste Zusammenhänge nicht erfassen kannst, werter Bruder.«
    Am liebsten hätte Eberhard Meinolf dieses überhebliche Lächeln aus dem Gesicht geschlagen, aber er beherrschte sich.
    »Was sind schon ein Dutzend Krieger gegen die Waffe, die wir von nun an in Händen halten?«, fuhr Meinolf fort.
    »Von welcher Waffe sprichst du?«
    Meinolf lehnte sich behaglich auf seinem Lehnstuhl zurück. »Weißt du, Bruderherz, der Bischof von Halberstadt ist uns derzeit sehr zugetan, nachdem wir ihm unsere Unterstützung zugesichert haben. Und er ist sicherlich höchst

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