Die Tochter der Suendenheilerin
mit dem Mädchen Stickmuster austauscht?«
»Solange sie nur Stickmuster austauscht …« Meinolf lächelte böse.
»Noch ein Wort, Meinolf, dann schmeckst du meine Faust!«
»Gemach, gemach!« Meinolf hob beschwichtigend die Hände. »Ich wollte dich nur warnen und meinen Pflichten als Onkel Genüge tun. Du solltest ein Auge auf deine Tochter haben. Wir wollen schließlich keinen Birkenfelder Bastard aufziehen, nicht wahr?«
Eberhard sprang auf, die Rechte zur Faust geballt.
»Es reicht!«, fuhr Ulf dazwischen. »Ich dulde keine Schlägerei an meiner Tafel. Gibt es Hinweise, dass der Birkenfelder mit Sibylla gesprochen hat? Haben die Waffenknechte etwas beobachtet?«
Meinolf schwieg.
»Also nicht«, stellte Eberhard erleichtert fest. »Du wolltest mich nur reizen.«
»Nein, ich wollte dich warnen. Wir sollten den Birkenfelder lieber ins Verlies schaffen, da macht er uns keinen Ärger.«
»Noch hat er uns keinen Ärger gemacht«, widersprach Eberhard. »Abgesehen davon, dass er dich als den Leibhaftigen erkannte.« Bei der Erinnerung daran lachte Eberhard. »Das hat dich geärgert, wie? Dass du jemanden nicht mit deinen Worten beeindruckst?«
Meinolf schenkte sich ein weiteres Glas Wein ein.
»Keine Sorge, Bruderherz. Rudolf von Birkenfeld werde ich noch so weit bringen, dass er meine Wünsche erfüllt. Auch ohne Aufenthalt im Burgverlies, wenn du für diese Maßnahme zu rührselig bist.«
13. Kapitel
F ür einige Stunden waren die Sorgen auf Burg Birkenfeld
vergessen. Antonia freute sich, ihren Vater so glücklich zu sehen. Auch ihr wurde das Herz leichter, als alle gemeinsam an der großen Tafel im Kaminsaal saßen und Philip für seine Gäste die besten Speisen auftragen ließ.
»Wäre es nach uns gegangen, hätten wir die weite Reise bereits viel früher angetreten, um euch endlich kennenzulernen«, begann Karim. »Aber die versprengten Kreuzfahrer kamen uns gehörig in die Quere.« Er biss ein Stück vom Lammbraten ab, den ihm eine Magd vorgelegt hatte.
»Die meisten Kreuzritter sind schon vor Jahren zurückgekehrt«, bemerkte Antonias Vater. Ob er dabei an Stephan dachte?
»Mag sein«, entgegnete Karim kauend. »Aber einige sind geblieben. Und das waren nicht die besten. Ich erinnere mich noch deutlich daran, dass wir befürchteten, Alexandria könne das Ziel ihres ersten Angriffs sein. Wir hätten ihnen nicht viel entgegensetzen können. Aber wir hatten Glück, denn ihre Augen waren zunächst nur auf Damiette gerichtet.« Er hielt kurz inne, dann senkte er den Blick. »Die Franken haben dort gehaust wie die Barbaren«, fuhr er mit leiser Stimme fort. »Sie haben nicht gefragt, ob jemand Christ oder Muslim ist. Jeder, in dessen Adern arabisches Blut floss, war ihr Feind. Jeden Tag erreichten uns neue Berichte über die Gräuel in Damiette, und Hunderte von Flüchtlingen strömten in die Stadt. Meine Mutter hat zahlreiche Frauen und Kinder auf unserem Gut aufgenommen, denen nichts als das nackte Leben geblieben war. Darunter ein kleines Mädchen – ein Wunder, dass dieses Kind überlebt hatte, denn ein Schwertstreich hatte ihm den rechten Arm abgetrennt. Einem Kind von nicht einmal fünf Jahren! Ich frage mich immer wieder, was in Menschen vorgeht, die derart auf jedes Leben einschlagen, es vernichten wollen und tatsächlich glauben, ein gottgefälliges Werk zu verrichten. Nun ja, die Kreuzfahrer haben ihre Strafe erhalten, so schrecklich, als wäre das Jüngste Gericht über sie hereingebrochen.«
»Warst du dabei?«, fragte Christian sichtlich beeindruckt.
»Nein. Wir Alexandriner haben uns aus den Kämpfen herausgehalten. Es waren schwere Zeiten, vor allem für die christliche Gemeinde, die sich dem Hass der Muslime ausgesetzt sah. Allerdings ist der neue Emir ein besonnener Mann. Er beschwor die Einheit der Bewohner Alexandrias, vor allem nachdem bekannt wurde, dass auch ägyptische Christen von den Kreuzrittern bestialisch ermordet wurden. So blieb uns ein Zwist im Innern erspart, und besonders mein Vater wirkte mäßigend auf die verbitterten Muslime ein, hatte er doch bewiesen, dass ein Anhänger des Propheten durchaus mit einer christlichen Ehefrau zu leben vermag.«
»Dein Vater ist Muslim?« Christian hob erstaunt die Brauen. Im Gegensatz zu allen anderen wusste er kaum etwas über Philips ägyptische Verwandtschaft.
»Ja.«
»Und du?«
Karim lächelte. »Du willst wissen, ob ich ebenfalls ein Heide bin?«
Christian errötete. »Ich wollte keine ungehörige Frage
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