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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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anschließen. Sogar die vorwitzige Sachmet, doch das hatte ihr der Graf strengstens untersagt.
    Warum machte er sich überhaupt so viele Gedanken? Weil sich herausgestellt hatte, dass dieser verfluchte Araber der Neffe des Grafen war? Er hatte damals das Richtige getan, hatte Thomas’ letzten Wunsch erfüllt. Thomas … Bei der Erinnerung an seinen Bruder wurde Stephan die Kehle eng. Mit entschlossener Handbewegung ergriff er den schweren Sattel und legte ihn seinem Hengst auf. Noch während er die Sattelgurte festzurrte, klappte die Stalltür. Er sah sich um. Ausgerechnet dieser Karim. Ihre Blicke trafen sich. Die Luft dazwischen schien zu gefrieren. Wortlos trat Karim zu seinem Pferd und sattelte es.
    Stephan führte seinen Falben nach draußen. Alexander saß bereits im Sattel, neben ihm Barthel.
    »Wer begleitet uns noch?«, fragte er Alexander.
    »Donatus, Karim, Christian, Moritz, Nikolaus und Sachmets Garde.«
    »Sämtliche Ägypter?«
    Alexander musterte ihn schmunzelnd. »Sie sind gute Bogenschützen. Hast du etwas dagegen?«
    »Das steht mir nicht zu.« Stephan bestieg sein Pferd.
    »Dann sag es schon, Stephan! Was stört dich?«
    »Sind wir auf den Beistand von Heiden angewiesen?«
    Bevor Alexander antworten konnte, hörte er Karims Stimme. »Du meinst, die sollte man lieber totschlagen, nicht wahr?«
    Stephan fuhr im Sattel herum. »Du weißt gar nichts über mich!«
    »Nein?« Karim lächelte böse. »Du reitest ein schönes Pferd. Ein arabisches Vollblut. War es eine Kriegsbeute?«
    »Es traf keinen armen Mann.«
    »Ist das eine Entschuldigung für Diebstahl?«
    »Das fragt einer, der sich gerade einem Überfall anschließen will.«
    »Bist du dabei, weil du ein erfahrener Pferdedieb bist?«
    »Ein erfahrener Pferdedieb hätte alle gestohlen.«
    Alexander trieb seinen Hengst zwischen sie. »Was soll das?«, fragte er.
    »Nichts weiter«, erwiderte Karim. »Wir haben nur über alte Zeiten geplaudert.«
    »Falls ihr irgendwelche Händel offen habt, dann sagt es lieber gleich. Ich dulde keinen Streit unter meinen Männern.«
    Stephan holte tief Luft, tätschelte den Hals seines Hengstes und nickte in Karims Richtung. »Es war einmal sein Pferd.«
    »Oh.« Alexander wandte sich an Karim. »Hast du es zurückgefordert? Herrscht deshalb eine so eisige Stimmung zwischen euch?«
    Karim schnaubte. »Nein. Aber ich traue keinem Mann, der mich bestohlen hat.«
    »Und ich traue keinem Ungläubigen in der Wüste!«, stieß Stephan hervor. Dann stieg er vom Pferd. »Es ist wohl besser, wenn ich nicht mitkomme.«
    »Du steigst sofort wieder auf!«, befahl Alexander. »Ich brauche dich.«
    Stephan zögerte. »Hältst du das für sinnvoll?«
    »Ja!«
    »Denk dran, er traut mir nicht.« Er wies auf Karim.
    »Aber ich traue dir, und das genügt!«
    Stephan schwang sich erneut in den Sattel.
    »Und nun will ich nichts mehr von euren alten Händeln hören. Hier gibt es nur einen Feind, und das sind die Regensteiner.«
    »Mich musst du nicht überzeugen«, entgegnete Karim. »Ich war nie sein Feind.«
    »Wäre ich dein Feind gewesen, hätte ich dich damals getötet«, bemerkte Stephan beiläufig.
    Karim fuhr im Sattel herum. »Soll ich dich auslachen? Du konntest dich kaum auf den Beinen halten!«
    »Für dich hätte meine Kraft noch gereicht.«
    »Ich sagte, ihr sollt damit aufhören!«, brüllte Alexander. »Wo bleiben eigentlich die anderen?«
    »Da kommen sie schon.« Barthel wies zum Stall hinüber.
    »Wurde auch Zeit«, brummte Alexander. Stephan sah ihm deutlich an, dass er seinen Groll kaum noch beherrschen konnte. Ihm selbst erging es ganz ähnlich. Aber er hatte längst gelernt, seine Gefühle hinter einer unbewegten Miene zu verbergen.
    Sie waren bald zwei Stunden unterwegs, bis sie den Hohlweg erreichten, der von Blankenburg nach Regenstein führte. Barthel hatte herausgefunden, dass die Regensteiner Waffenknechte im Lauf des Tages mit den Abgaben der umliegenden Dörfer an dieser Stelle vorüberkommen würden.
    »Denkt daran«, mahnte Alexander, »wir wollen niemanden töten. Zielt auf Arme und Beine. Zum einen sind wir keine Mörder, zum anderen bringen uns Verwundete einen unschätzbaren Vorteil. Sie müssen gepflegt, ernährt und weiterhin entlohnt werden. Tote würden die Regensteiner einfach durch neue Männer ersetzen.«
    Karim übersetzte die Worte für die Männer aus Sachmets Garde. Stephan sah, wie Christian mit Donatus flüsterte. Der lachte. Für sie war der bevorstehende Waffengang ein großes

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