Die Tochter der Suendenheilerin
deiner Seite. Es gibt nur eine kleine Schwierigkeit. Ich musste meinem Vater bei meiner Abreise versprechen, mich in keine gefährlichen Abenteuer zu stürzen. Er mahnte mich eindringlich, hielt mir das Bild seines Erstgeborenen vor Augen.«
»Das verstehe ich nur zu gut, Donatus. Wir sind auch nicht auf deine Kampfkraft angewiesen.«
»Halt, du missverstehst mich, Philip! Ich werde mitkämpfen. So wie du es schilderst, ist diese Fehde gar nicht gefährlich, sondern lediglich die Fortführung einer Rechtsstreitigkeit mit anderen Mitteln, nicht wahr? Und mein Vater hätte wohl kaum etwas dagegen, wenn ich mir ansehe, wie dem Recht in seiner alten Heimat zum Sieg verholfen wird.« Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf Donatus’ jugendlichen Zügen aus.
Philip runzelte die Stirn. »So umgehst du das Wort, das du deinem Vater gabst?«
»Das ist noch harmlos. Wusstest du, dass Karim auf der Reise hierher seine Vorliebe für Schinken entdeckt hat?«
Die Falte auf Philips Stirn vertiefte sich. »Dann möchte ich lieber gar nicht wissen, was meine Söhne hinter meinem Rücken treiben.«
»Nichts, was sie nicht auch unter deinen Augen täten«, sprang Antonia ihren Brüdern bei. »Schließlich hast du nichts dagegen, wenn sie Schinken essen oder an Fehden teilnehmen.«
Die Tür klappte erneut. Diesmal waren es Karim und Sachmet mit Nebet.
»Der Morgen der Güte sei mit euch«, grüßte Karim und setzte sich an den Tisch. Sachmet blieb noch stehen und sah sich in der Küche um.
»Suchst du etwas?«, fragte Philip.
»Ja, ich muss Nebet füttern. Es muss nichts Besonderes sein – die Schlachtabfälle haben ihr hervorragend geschmeckt.«
»Hanne, ist noch etwas von den Resten für die Hunde da?«, rief Philip einer der Mägde zu. Die nickte und holte einen Eimer voller Fleischabfälle. Doch als Nebet von dem Geruch angelockt näher kam, ließ die Magd den Eimer fallen und sprang schreiend zurück.
»Hanne, das Tier ist so harmlos wie ein Hund«, tadelte Philip. »Das habe ich dir bereits gestern gesagt.«
»Ja, Herr Graf, aber es ist doch ein wildes Tier.«
»Nebet ist ein zahmes Haustier«, wiederholte Antonias Vater nachdrücklich. »In Ägypten werden diese Tiere gehalten wie bei uns die Hunde. Also stell dich nicht so an!«
Die Magd nickte, machte aber keine Anstalten, den Eimer aufzuheben. Das war auch nicht nötig, denn Nebet hatte keine Lust, länger zu warten, und fraß aus dem umgestürzten Eimer.
Sachmet setzte sich und griff nach dem frischen Brot.
»Ich bin schon sehr gespannt auf die Fehde«, sagte sie. »Wusstest du, dass ich eine ausgezeichnete Bogenschützin bin? Und meine Krieger bilden eine unüberwindliche Einheit im Kampf.«
»Eine Fehde ist nichts für Frauen«, widersprach Philip.
»Ich kann sogar mit dem Schwert umgehen«, fuhr Sachmet ungerührt fort. »Und mit Säbeln.«
»Eine Fehde ist nichts für Frauen«, wiederholte Philip. »Ganz gleich, wie gut du zu kämpfen vermagst.«
»Du glaubst mir nicht?«
»Du sagst gewiss die Wahrheit – schließlich kenne ich deine Mutter. Aber das ändert nichts daran, dass du dich zurückhalten wirst.«
Sachmet verzog das Gesicht. »Warum?«
»Weil ich in des Teufels Küche geriete, wenn ich eine waffenstarke Frau an meiner Seite kämpfen ließe.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich habe heute Morgen eine Botschaft des Bischofs von Halberstadt erhalten«, sagte Philip.
»Warst du deshalb schon so früh auf den Beinen, Vater?«
Er nickte.
»Und was hat der Bischof dir geschrieben?«, fragte Antonia weiter.
»Er befiehlt uns den Benediktiner Hugo vom Waldsee als neuen Kaplan auf Burg Birkenfeld. Denn man habe ihm zugetragen, dass es mit dem christlichen Glauben auf unserer Burg nicht zum Besten stehe. Ich würde Heiden beherbergen, und wir alle würden die göttlichen Gebote missachten.«
»Hugo vom Waldsee?«, rief Antonia erschrocken. »Ist das nicht dieser gestrenge Pater, der angeblich hinter jeder Fröhlichkeit Teufelswerk wittert?«
»Genau der. Und ich kann mir gut vorstellen, wem wir diese Maßnahme zu verdanken haben. Das riecht verdammt nach Meinolf von Brack.«
»Wann wird Hugo vom Waldsee eintreffen?«
»Vermutlich schon morgen«, stieß Philip bitter hervor. »Wenn er erfährt, dass Karim Muslim ist und Sachmet heidnische Götter anbetet, dann schickt er uns die heilige Inquisition auf den Pelz.«
»Wir brauchen ihm doch nicht die Wahrheit zu sagen«, warf Sachmet gelassen ein. »Ich kann sogar ein paar christliche
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