Die Tochter der Suendenheilerin
Gebete aufsagen. Und Karim braucht nur zu erklären, dass er als Kind getauft wurde. Das dürfte doch reichen.«
»Und zur Bekräftigung verspeist er noch eine Scheibe Schinken.« Donatus stieß Karim spaßhaft den Ellbogen in die Seite.
»Ihr solltet das nicht zu leichtnehmen«, mahnte Philip. »Fanatische Glaubensmänner sehen mehr, als sie sollten.«
»Und was sagt Mutter dazu?«
»Sie meint, wir sollten ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen«, antwortete Philip. »Sobald der Pater auf Burg Birkenfeld weilt, wird nur noch einmal in der Woche gebacken. Christen, die sich in einer Fehde befinden, steht Demut und Fasten gut an. Sie schlug vor, dass wir nicht nur am Freitag, sondern auch am Mittwoch auf jegliche tierischen Erzeugnisse verzichten, so wie es die Christen in Ägypten halten, um die Frömmigkeit zu betonen. Und ansonsten sollten wir uns unter der Woche auf Heringe und Brot beschränken.«
Antonia runzelte die Stirn. »Und sie meint, das hilft?«
»Es wäre einen Versuch wert«, entgegnete ihr Vater. »Soweit ich weiß, ist Bruder Hugos Kloster bekannt für seine ertragreichen Felder, die Schweinemast und die guten Milchkühe. Die meisten der dortigen Brüder neigen zur Fettleibigkeit.«
Donatus lachte. »Ach so, wenn er merkt, dass es hier nichts Anständiges zu essen gibt, wird er deiner Meinung nach von selbst bald verschwinden?«
»So schnell wird es nicht gelingen, aber es könnte seine Entscheidung beschleunigen.« Ein bitteres Lächeln umspielte Philips Lippen. »Natürlich werden wir uns künftig bei Sonnenaufgang nicht in der Küche einfinden, sondern in der Kapelle – wir erwarten von einem frommen Kaplan, dass er uns bei den Morgengebeten anleitet.«
»Oh!«, rief Antonia. »Jeden Tag? Sollen wir auch jeden Tag beichten?«
»Das machen wir von den Empfehlungen des frommen Mannes abhängig. Schließlich wollen wir unsere Seelen nicht mit Bösem belasten, gerade in Zeiten, da wir in der Fehde mit den Regensteinern jeden göttlichen Beistand brauchen.«
»Dann hoffe ich nur, oft genug zu sündigen, damit ich ausreichend Gründe für eine Beichte habe«, spottete Karim. »Wie geht das eigentlich vor sich mit dem Beichten?«
»Vor allem demütig und reuevoll musst du dich zeigen. Der Beichtvater spricht dann den Segen: Der Herr sei in deinem Herzen und auf deinen Lippen, damit du alle deine Sünden recht beichtest, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Darauf antwortest du, wann deine letzte Beichte stattfand, und bekennst in Demut und Reue deine Sünden. Dabei kannst du dich nach den zehn Geboten richten. Hast du seit der letzten Beichte gelogen oder Vater und Mutter nicht genügend geehrt, hast du dich unschicklich verhalten …«
Sachmet kicherte. »Karim doch nicht! Der ist die Schicklichkeit in Person.«
»Ach ja, Sachmet – bitte nicht allzu Unschickliches beichten! Nur lässliche Sünden. Ich möchte nicht, dass Pater Hugo gar zu aufmerksam zuhört.«
»Oh. Nun, mein Lebenswandel ist ohne Tadel.«
Philip zog die Brauen hoch. »Tatsächlich?«
»Tatsächlich«, bestätigte sie mit keckem Augenaufschlag.
»Nun, dann genieße ich jetzt das letzte frische Brot«, sagte Donatus und riss sich ein Stück vom Laib ab. »Der Gedanke an die salzigen Heringe erfreut mich nicht sonderlich.«
Philip lächelte. »Warte einfach ab! Auch da gibt es Lösungen, die dich gewiss erfreuen werden.«
»Was ist mit dem Gesinde? Jemand könnte sich verplappern und verraten, dass es bei uns für gewöhnlich nicht so zugeht.«
»Auch daran hat deine Mutter gedacht, Antonia. Für gewöhnlich liegen wir in keiner Fehde. Besondere Zeiten erfordern besondere Demut.«
»Aber Nebet bekommt weiterhin Fleisch«, forderte Sachmet mit Nachdruck. »Sie mag keine salzigen Heringe.«
»Nebet und die Hunde müssen auch nicht zur Beichte«, antwortete Philip.
Karim lächelte breit. »Ich habe durchaus damit gerechnet, dass wir bei euch einiges erleben werden. Aber gleich solch einschneidende Ereignisse … da werden wir später viele Abende lang zu erzählen haben.«
17. Kapitel
I n Stephans Magen rumorte es. Seit die Ägypter auf Burg Birkenfeld weilten, war er Karim aus dem Weg gegangen. Inzwischen war das nicht länger möglich. Graf Philip hatte ihm befohlen, Alexander beim Überfall auf die Lieferungen der Regensteiner zur Seite zu stehen. Leider schienen die Ägypter die Fehde für einen aufregenden Zeitvertreib zu halten und wollten sich dem Trupp
Weitere Kostenlose Bücher