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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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dass er uns diese wenig ruhmvolle Geschichte bislang unterschlagen hat.«
    »Sagt, Frau Alheidis, darf auch ich Euch eine Frage zur Vergangenheit stellen?«
    »Selbstverständlich, Herr Rudolf.«
    »Was wisst Ihr über Meinolf von Brack? Er war mir vor Beginn der Fehde kein Begriff. Ich wusste über ihn nur, dass Herr Ulf ihn als natürlichen Sohn anerkannte und dafür sorgte, dass er in den Ritterstand aufgenommen wurde. Mittlerweile scheint er mir jedoch dem Herzen des Grafen näherzustehen als sein rechtmäßiger Sohn.«
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie Sibylla zusammenzuckte. Doch Tante Alheidis blieb ungerührt.
    »Man hört so einiges«, sagte sie nachdenklich. »Aber wie immer weiß man nicht, ob es der Wahrheit entspricht. Es heißt, Meinolf habe die Liebe des Vaters durch seine Klugheit für sich errungen. Ulf plane, ihm die Burg Thale zukommen zu lassen. Es gibt Pachtverträge über das benachbarte Gut, die bereits Graf Ulrich mit dem alten Herzog Leopold abgeschlossen hat. Soweit ich weiß, laufen sie in diesem Sommer aus. Das Gut unterstand bislang der Aufsicht des alten Kastellans der Burg Thale, aber der vermag aufgrund seines Alters den Posten nicht mehr auszufüllen. Ulf möchte nun die alten Pachtverträge erneuern und um die Burg als künftigen Stammsitz für Meinolf erweitern.«
    »Burg Thale? Das wäre in der Tat ein Sitz, um den ihn jeder beneiden würde«, gab Rudolf zu. »Ich war einmal in Thale mit seinen wildreichen Wäldern. Ein gutes Jagdgebiet. Ich fürchte nur, dass unser gemeinsamer Lehnsherr sich derzeit schwertun wird, die Pachtverträge zu verlängern. Schließlich gehört Herzog Leopold der Jüngere zu den Jugendfreunden meines Vaters, und ich glaube, er ist nicht sonderlich erfreut über Herrn Ulfs Verhalten.«
    »Ich bezweifle, dass der gute Ulf sich darum jemals Gedanken gemacht hat«, bemerkte Alheidis. »Bislang hat er noch immer bekommen, was er wollte.«
    »Außer Burg Birkenfeld«, erwiderte Rudolf. »Und das ist der zweite Grund, warum die alte Feindschaft so lange fortbestehen konnte.«
    »Wäre es nicht langsam an der Zeit, das Zerwürfnis zu beenden?«, fragte Sibylla. Ihre Blicke trafen sich.
    »Ihr ahnt nicht, wie gern ich es täte, Fräulein Sibylla«, entgegnete er leise und musste an sich halten, nicht nach ihrer Hand zu greifen.

 27. Kapitel  
    I ch bin gespannt, was Nebet zu dieser Jagd beitragen wird.« Sachmet tätschelte ihrer Gepardin die Flanken und überprüfte den Sitz des reich verzierten Halsbands.
    »Warum nimmst du sie heute an die Leine?«, wollte Antonia wissen. Sie standen gemeinsam im Burghof und erwarteten Alexanders Zeichen zum Aufbruch. Antonia freute sich über die Erlaubnis ihres Vaters, dass sie und Sachmet die Jagd begleiten durften. Bewundernd betrachtete sie Sachmets Bogen, der am Sattelhorn ihres Pferdes hing. Sie selbst würde nur als Zuschauerin teilnehmen, denn sie hatte nie gelernt, Waffen zu führen.
    »Damit sie nicht sofort losstürmt. Bislang habe ich mit ihr nur Gazellen gejagt, aber die Rehe in den Feldern bringt sie bestimmt genauso gern zur Strecke.«
    »Fräulein Antonia, ich freue mich, dass Ihr uns begleitet.« Christian von Hohnstein war an ihre Seite getreten. In den letzten Tagen hatte sie ihn und seinen Onkel Bertram kaum wahrgenommen. Und dass er sie so strahlend anlächelte, war ihr eher unangenehm. Dennoch lächelte sie höflich zurück.
    »Ich will mir auf keinen Fall Nebets Jagdkünste entgehen lassen«, erwiderte sie und streichelte die Gepardin.
    »Ein edles Tier«, bestätigte Christian. Wieder sah er sie mit diesem Blick an, in dem sich Schwärmerei mit Begehren und Besitzanspruch mischte. Ihr Jagdkostüm mit der weit geschnittenen orientalischen Hose, dank der sie ihre Schimmelstute im Herrensitz reiten konnte, schien ihm besonders zu gefallen. Antonia schlug die Augen nieder und wandte den Blick ab. In der Nähe des Tors standen Stephan und Karim mit ihren Pferden am Zügel.
    Christian folgte Antonias Blick.
    »Die beiden scheinen sich tatsächlich angefreundet zu haben«, bemerkte er. »Erstaunlich, findet Ihr nicht auch, Fräulein Antonia?«
    »Warum sollte ich? Beide sind aufrechte Männer, auf die in jeder Lebenslage Verlass ist.«
    »Soweit ich beobachten konnte, haben sie sich anfangs geradezu angefeindet.«
    »Haben sie?«
    Christian lachte. »Fräulein Antonia, Ihr treibt Euer Spiel mit mir!«
    »Glaubt Ihr?« Noch während des Sprechens fiel ihr auf, dass ihre Antworten ebenso knapp waren wie

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