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Die Tochter der Suendenheilerin

Die Tochter der Suendenheilerin

Titel: Die Tochter der Suendenheilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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den Übeltäter.« Er hielt ein winziges Steinchen hoch. »Es hatte sich zwischen Huf und Eisen verfangen.«
    Dabei bedachte er sie mit einem ernsten Blick. Wie konnte er etwas bemerkt haben, nachdem er ihr doch die ganze Zeit den Rücken zugekehrt hatte? Zumal sie selbst keine Unregelmäßigkeit im Gang der Schimmelstute wahrgenommen hatte.
    Auch Karim war zurückgeblieben. Es schien, als wolle er sich Sachmet anschließen, doch dann hielt er geradewegs auf Christian zu.
    »Christian, darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Also, es handelt sich um …«
    Das Weitere konnte Antonia nicht mehr verstehen, da Karim, noch während er sprach, sein Pferd in einen leichten Trab fallen ließ. Christian musste ihm wohl oder übel folgen. Stephan stand noch immer neben ihrem Pferd. Erst jetzt bemerkte sie, dass er ihrer Stute in die Zügel gegriffen hatte. Offenbar hatte er verhindern wollen, dass sie Christian womöglich folgte.
    »Mein Pferd lahmte also.«
    »Nein.«
    »Ihr habt gelogen?«
    »Gewiss.« Spielte da wirklich ein winziges Lächeln um seine Mundwinkel?
    »Ihr könnt also lügen?«
    »Sicher.« Er ließ ihre Zügel los und stieg wieder auf sein Pferd.
    »Und warum habt Ihr das getan?«
    »Der Wind trug mir zu, dass Ihr in Bedrängnis wart.«
    Sie hatte sich nicht geirrt. Sein Lächeln verstärkte sich.
    »Und lächeln könnt Ihr auch?«
    »Manchmal.«
    »Manchmal?«
    »Wenn ein Fuchs dem Jäger die scheinbar sichere Beute abjagt.«
    »Ein Fuchs?«
    »Sagt nicht, Euch sei das Wappen der Cattenstedter fremd.«
    Sie senkte den Blick. »Ich fürchte doch. Ich bin in der Heraldik nicht bewandert.«
    »Ein roter Fuchs über gekreuztem Eichenlaub.«
    »Ich habe Euch dieses Wappen noch nie führen sehen.«
    »Es ist lange her.«
    »Auf dem Kreuzzug?«
    Er nickte.
    »Warum hier nicht mehr?«
    »Hier führt es mein ältester Bruder.«
    »Aber es steht doch jedem Mitglied Eurer Familie zu.«
    »Gewiss.«
    »Ihr könntet es also auch führen.«
    »Ich könnte es.«
    »Warum tut Ihr es nicht?«
    »Es ergab sich bislang keine Gelegenheit.«
    »Manche Männer tragen stets einen Waffenrock mit dem Familienwappen.«
    »Ich weiß.«
    »Ihr lehnt das ab?«
    »Jeder soll tun, was ihm beliebt.«
    »Ihr lehnt es für Euch ab?«
    »Ja.«
    »Weshalb?«
    »Ich führe mein Wappen in der Schlacht, damit man mich trotz Visier erkennt, oder auf dem Turnierplatz, um für die Ehre meiner Familie zu streiten. Alles andere ist törichte Eitelkeit.«
    Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander. Karim hielt sich noch immer neben Christian an der Spitze des Zugs und redete auf ihn ein.
    »Wollte Karim wirklich so dringend mit Christian sprechen?« Sie sah Stephan lächelnd an.
    »Anscheinend.« Er erwiderte ihr Lächeln und wirkte plötzlich viel jünger und unbeschwerter als sonst. War dies ein Blick auf den Mann, der er früher gewesen war? Wem war es zu verdanken, dass er sein Lächeln wiedergefunden hatte? Karim? Oder gar ihr selbst? Ihr Herz tat einen weiteren Sprung, schlug so heftig, als wolle es ihr aus der Brust springen.
    »Ich bin froh, dass Ihr keinen Groll mehr gegen Karim hegt. Er ist ein guter Mensch.«
    »Ich weiß.«
    »Ich bin ihm vorletzte Nacht mit einem leeren Weinkrug und zwei Bechern begegnet«, fuhr sie unbeschwert fort.
    Stephan hielt ihrem Blick stand, sagte jedoch kein Wort.
    »Er sagte, Ihr hättet miteinander getrunken.«
    »Das haben wir.«
    »Wisst Ihr, dass ich Karim darum beneidet habe?« Kaum hatte sie die verräterischen Worte ausgesprochen, hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen, denn sofort verhärtete sich Stephans Miene, und jedes Lächeln erstarb. »Was hat er Euch sonst noch erzählt?«
    »Nichts.«
    Seine Züge entspannten sich.
    »Glaubt Ihr wirklich, Ihr müsstet Karim um etwas beneiden, Fräulein Antonia?«
    »An jenem Abend glaubte ich es.«
    »Und heute?«
    »Ich bin mir unsicher.«
    »Warum?«
    »Könnt Ihr Euch das nicht denken?«
    »Nein.«
    Antonia seufzte. Sollte sie noch länger warten? Ihn wieder entwischen lassen? Oder war der rechte Zeitpunkt gekommen, offen zu sprechen?
    »Ihr wisst doch genau, was ich für Euch empfinde«, brachte sie schließlich hervor.
    »Neugier?«, fragte er zurück. Sie sah das Funkeln in seinen Augen. Nahm er sie etwa nicht ernst?
    Sie zügelte ihr Pferd. »Ich fürchte, mein Pferd lahmt gerade wieder.«
    »Soll ich nachsehen?« Er blitzte sie nach wie vor mutwillig an.
    »Nein!«, fuhr sie ihn an, heftiger als

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