Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
Elora und Aurora hatten beschlossen, dass die Hochzeit unmittelbar nach meinem Geburtstag stattfinden sollte. Mein Geburtstag fiel auf einen Mittwoch, und die Hochzeit war für den Samstag angesetzt, also blieb keine Zeit für eine riesige Tryll-Geburtstagsparty.
Willa hatte aber darauf bestanden, mir eine Privatparty auszurichten, obwohl mir eigentlich nicht danach war. Bei allem was in Förening gerade vor sich ging, kam ich mir dabei wie eine Verräterin vor. Obwohl die Vittra einen Nichtangriffspakt mit uns geschlossen hatten, der bis zu meiner Krönung Bestand haben würde.
Worauf wir aber nicht geachtet hatten, war die spezielle Formulierung des Vertrags. Sie würden uns nicht angreifen, also die Tryll, die in Förening lebten. Alle anderen waren Freiwild für sie.
Die Vittra hatten begonnen, unsere Changelings zu jagen, die noch bei ihren menschlichen Wirtsfamilien lebten. Bis wir das merkten, hatten sie bereits ein paar entführt, aber dann schickten wir sofort all unsere besten Tracker los, um alle Changelings nach Hause zu bringen, die älter als sechzehn waren. Beinahe die gesamte Palastwache war unterwegs. Die jüngeren Changelings sollten bei ihren Familien bleiben, standen aber unter ständiger Beobachtung durch die Tracker. Wir wussten, dass die Vittra sie wahrscheinlich nicht verschleppen würden, da sie keine Großfahndungen der Menschen auslösen wollten. Aber wir hielten es dennoch für notwendig, die verwundbarsten Mitglieder unserer Gesellschaft mit allen Kräften zu schützen.
Das ließ uns schrecklich exponiert zurück. Um die Changelings zu schützen, mussten unsere Tracker herumreisen und konnten den Palast nicht bewachen. Sollten die Vittra den Waffenstillstand brechen, würden sie uns schutzlos vorfinden, aber meiner Meinung nach hatten wir keine Wahl. Wir durften nicht zulassen, dass sie unsere Kinder entführten oder verletzten, also schickte ich so viele Tracker wie möglich auf die Suche.
Finn war schon seit Monaten unterwegs. Er war unser bester Tracker und hatte bereits viele Changelings in ihre Tryll-Gemeinden zurückgebracht. Ich hatte ihn seit Mitte Dezember nicht mehr gesehen und manchmal fehlte er mir noch. Aber die Sehnsucht ließ allmählich nach.
Er hatte mir sehr deutlich gezeigt, dass seine Pflichten ihm über alles gingen und ich nie ein Teil seines Lebens werden würde. Ich heiratete bald einen anderen, und obwohl Finn mir immer noch viel bedeutete, musste ich ihn hinter mir lassen und mein Leben weiterleben.
»W o ist die Party denn?«, fragte ich Willa und verbannte alle Gedanken an Finn aus meinem Kopf.
»O ben«, sagte Willa und führte mich zu der Freitreppe in der Eingangshalle. »M att kümmert sich gerade um die letzten Feinheiten.«
»D ie letzten Feinheiten?« Ich zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
Plötzlich hämmerte jemand gegen das Eingangstor, das in den Angeln erbebte. Der Kronleuchter über uns wackelte. Normalerweise benutzten Besucher die Klingel, aber dieser hier schlug beinahe die Tür ein.
»B leib zurück, Prinzessin«, sagte Duncan und ging zum Eingang.
»D uncan, ich kann öffnen«, sagte ich. Wenn jemand so heftig gegen die Tür klopfte, dass die ganze Halle erbebte, würde Duncan nichts gegen ihn ausrichten können. Ich machte eine Bewegung auf die Tür zu, aber Willa hielt mich auf.
»L ass ihn, Wendy«, sagte sie bestimmt. »D u und Tove könnt ihm helfen, wenn es nötig ist.«
»N ein.« Ich befreite mich aus ihrem Griff und lief Duncan nach. Ich wollte ihn verteidigen können, wenn es sein musste.
Das klang unsinnig, denn schließlich war er ja mein Leibwächter, aber ich war viel stärker als er. Seine eigentliche Aufgabe war, mich mit Leib und Leben zu beschützen, aber das würde ich ihn niemals tun lassen.
Als er die Tür öffnete, stand ich direkt hinter ihm. Duncan wollte die Tür eigentlich nur einen Spaltbreit öffnen, um zu sehen, was uns da draußen erwartete, aber ein Windstoß riss sie ihm aus der Hand. Das Tor knallte gegen die Wand und Schneeflocken wirbelten in die Halle.
Ein Schwall kalter Luft traf mich, aber nur sehr kurz. Willa konnte den Wind kontrollieren, und als er in den Palast wehte, hatte sie kurz die Hand gehoben und ihn besänftigt.
Vor uns stand eine Gestalt, die sich mit beiden Händen am Türrahmen abstützte. Der Mann stand nach vorne gebeugt da und ließ den Kopf hängen. Sein schwarzer Pulli war mit Schnee bedeckt. Er trug abgewetzte, schmutzige und zerrissene Kleidung.
»K önnen wir
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