Die Tochter der Tryll Bd. 3 - Vereint
etwas für Sie tun?«, fragte Duncan.
»I ch muss zur Prinzessin«, sagte er, und als ich seine Stimme hörte, erschauderte ich.
»L oki?«, fragte ich fassungslos.
»P rinzessin?« Loki hob den Kopf. Sein schiefes Lächeln war nicht so verwegen wie sonst. Seine karamellbraunen Augen wirkten müde und verloren und auf seiner Wange prangte ein blauer Fleck. Dennoch war er immer noch so attraktiv, wie ich ihn in Erinnerung hatte, und mir stockte der Atem.
»W as ist passiert?«, fragte ich. »W as machst du hier?«
»I ch möchte mich für mein unangemeldetes Eindringen entschuldigen, Prinzessin«, sagte er, und sein Lächeln erstarb. »I ch würde zwar gerne behaupten, dies sei ein rein freundschaftlicher Besuch, aber …« Er schluckte und packte den Türrahmen fester.
»I st alles in Ordnung?«, fragte ich und drängte mich an Duncan vorbei.
»I ch …« Loki machte den Mund auf, aber dann gaben seine Knie nach. Er sackte nach vorne und ich fing ihn auf. In meinen Armen ließ ich ihn langsam zu Boden sinken.
»L oki?« Ich strich ihm das Haar aus der Stirn und er blinzelte.
»W endy.« Er lächelte mich schwach an. »I ch wäre schon viel früher kollabiert, wenn ich gewusst hätte, dass es mich in deine Arme führen würde.«
»W as ist los, Loki?«, fragte ich sanft. Wenn er nicht in so einer schlechten Verfassung gewesen wäre, hätte ich ihn für diese Bemerkung geohrfeigt, aber sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse des Schmerzes.
»A syl«, sagte er mühsam und schloss die Augen. »I ch bitte um Asyl, Prinzessin.« Sein Kopf sackte weg und sein Körper erschlaffte. Er hatte das Bewusstsein verloren.
2
Geburtstag
T ove und Duncan hatten Loki in den Dienstbotentrakt im Obergeschoss getragen. Willa ging zu Matt, damit der sich keine Sorgen machte, und ich schickte Duncan los, um Thomas zu holen. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit Loki machen sollte. Er war bewusstlos, also konnte ich ihn nicht fragen, was passiert war.
»W irst du ihm Asyl gewähren?«, fragte Tove. Er stand mit verschränkten Armen neben mir und starrte auf Loki hinab.
»I ch weiß es nicht«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »D as hängt davon ab, was er mir sagt.« Ich schaute Tove an. »W arum? Sollte ich es deiner Meinung nach tun?«
»I ch weiß es auch nicht«, sagte er schließlich. »A ber ich werde deine Entscheidung unterstützen.«
»D anke«, sagte ich, aber ich hatte nichts anderes von ihm erwartet. »W ürdest du einen Arzt für ihn holen?«
»S oll nicht meine Mutter kommen?«, fragte Tove. Seine Mutter war Heilerin, was bedeutete, dass sie fast alle Verletzungen durch bloßes Handauflegen kurieren konnte.
»N ein. Sie würde niemals einen Vittra heilen. Außerdem will ich nicht, dass jemand von Loki erfährt. Noch nicht«, sagte ich. »W ir brauchen einen echten Arzt. Es gibt in der Stadt einen Mänks-Arzt, oder?«
»J a«, bestätigte Tove. »I ch hole ihn.« Er drehte sich um, zögerte aber an der Tür. »K ann ich dich mit dem Vittra-Markis allein lassen?«
»J a, natürlich.«
Tove nickte und verließ dann den Raum. Loki und ich blieben zurück. Ich atmete tief durch und überlegte, was ich jetzt tun sollte. Loki lag auf dem Rücken, sein helles Haar fiel ihm in die Stirn. Irgendwie war er schlafend noch attraktiver als in wachem Zustand.
Er hatte sich nicht bewegt, als er hier hochgetragen wurde, obwohl Duncan ihn ein paarmal beinahe fallen gelassen hatte.
Loki achtete immer auf sein Äußeres, und auch diese Kleider waren irgendwann einmal teuer gewesen. Aber jetzt bestanden sie nur noch aus Fetzen.
Ich setzte mich an den Bettrand und berührte ein Loch in seinem Hemd. Die Haut darunter war verfärbt und geschwollen. Vorsichtig hob ich sein Hemd an, und als Loki sich nicht bewegte, zog ich es hoch.
Es kam mir seltsam und beinahe pervers vor, ihn auszuziehen, aber ich wollte nachsehen, ob er lebensbedrohliche Verletzungen hatte. Wenn er ernsthaft verwundet war oder gebrochene Knochen hatte, würde ich Aurora rufen und sie dazu zwingen, ihn zu heilen. Ich würde Loki nicht wegen ihrer Vorurteile sterben lassen.
Als ich ihm das Hemd über den Kopf gezogen hatte, schaute ich ihn genauer an und mir stockte der Atem. Unter normalen Umständen wäre sein Körperbau sicherlich umwerfend gewesen, aber nicht das schockte mich. Sein Torso war mit blauen Flecken übersät, und über seine Rippen liefen lange, dünne Narben, die an den Seiten verschwanden. Ich hob ihn ein bisschen an und sah, dass
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