Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
log und sagte, es sei mir egal, würde er einfach weitermachen.
»I ch habe dich nicht gebeten, aufzuhören. Ich habe dich gefragt, warum du mich anstarrst.«
»D as habe ich dir schon erklärt.«
»N ein, hast du nicht«, sagte ich kopfschüttelnd. »D u hast mir nur erklärt, warum alle mich anstarren. Nicht, warum du es tust.«
Fast unmerklich verzog sich Finns Mund zum Anflug eines Grinsens. Aber es wirkte nicht nur amüsiert, sondern auch erfreut. Als habe er mich irgendwie herausgefordert und ich hätte den Test bestanden.
Mein dummer Magen machte zum ersten Mal in meinem Leben einen Purzelbaum und ich schluckte heftig und kämpfte gegen das Gefühl an.
»I ch sehe dich an, weil ich nicht wegschauen kann«, sagte Finn schließlich.
Mir verschlug es die Sprache. Ich suchte nach einer schlagfertigen Antwort, aber mein Verstand verweigerte die Arbeit. Mit offenem Mund starrte ich ihn an wie ein vom Blitz getroffenes Schulmädchen, und ich riss mich schnell zusammen.
»D as ist ziemlich gruselig«, sagte ich endlich, aber meine Worte klangen nicht anklagend, sondern nur matt.
»D ann werde ich mich bemühen, weniger gruselig zu sein«, versprach Finn.
Ich hatte ihn gruselig genannt, und es machte ihm überhaupt nichts aus. Keine gestammelten Entschuldigungen, keine Schamesröte. Er schaute mich nur gelassen an. Wahrscheinlich war er ein astreiner Soziopath, aber aus irgendeinem Grund fand ich die Vorstellung sympathisch.
Mir fiel keine Retourkutsche ein, aber dann ertönte die Klingel und erlöste mich aus dieser merkwürdigen Unterhaltung. Finn nickte mir zum Abschied zu und ging den Flur entlang zu seinem nächsten Kurs. Gott sei Dank hatten wir zumindest den nicht gemeinsam.
Finn hielt Wort und verhielt sich den restlichen Schultag über nicht mehr gruselig.
Wenn ich ihn sah, ging er einer harmlosen Beschäftigung nach, bei der er mich nicht ansehen musste. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mich immer noch beobachtete, sobald ich ihm den Rücken zukehrte, aber beweisen konnte ich ihm das nicht.
Als um drei der Unterricht zu Ende war, versuchte ich, als Erste die Schule zu verlassen. Mein großer Bruder Matt holte mich täglich von der Schule ab, so lange, bis er hier einen Job gefunden hatte, und ich wollte ihn nicht warten lassen. Außerdem wollte ich keinen erneuten Kontakt zu Finn Holmes riskieren.
Ich lief schnell zum Parkplatz, der an den Vorgarten der Schule anschloss, suchte nach Matts Prius und kaute abwesend an meinem Daumennagel. Ich hatte ein komisches Gefühl, mein ganzer Rücken kribbelte. Ich drehte mich um und erwartete beinahe, Finn zu sehen, der mich anglotzte. Aber da war niemand.
Ich versuchte, das Gefühl abzuschütteln, aber mein Herzschlag beschleunigte sich. Das hier fühlte sich gefährlicher an als ein merkwürdiger, aber harmloser Klassenkamerad. Ich schaute immer noch ins Leere und versuchte herauszufinden, was mich so beunruhigte, als ein lautes Hupen mich zusammenfahren ließ. Matt saß ein paar Parkbuchten entfernt in seinem Auto und betrachtete mich über seine Sonnenbrille hinweg.
»S orry.« Ich öffnete die Autotür und kletterte in den Wagen. Er sah mich dennoch weiter an. »W as ist?«
»D u wirkst nervös. Ist irgendetwas passiert?«, fragte Matt und ich seufzte. Er nahm seine Rolle als großer Bruder viel zu ernst.
»E s ist nichts passiert. Schule ist zum Kotzen«, wehrte ich ihn ab. »F ahren wir.«
»A nschnallen«, befahl Matt und ich gehorchte.
Matt war schon immer ruhig und reserviert gewesen und überlegte immer gründlich, bevor er Entscheidungen traf. Er war in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von mir, von unserer geringen Körpergröße mal abgesehen. Ich war zierlich und hatte ein feminines, hübsches Gesicht und wilde, braune Locken, die ich zu unordentlichen Knoten geschlungen trug.
Matt trug sein blondes Haar immer kurz und ordentlich geschnitten, und seine Augen waren genauso blau wie die unserer Mutter. Matt war nicht besonders muskulös, aber athletisch und stark, da er eine Menge Sport machte. Als zwinge ihn sein starkes Pflichtgefühl dazu, sich fit zu halten, damit er uns verteidigen konnte.
»W ie läuft’s in der Schule?«, fragte er jetzt.
»S uper. Spitze. Toll.«
»W irst du dieses Jahr deinen Abschluss machen?« Matt hatte schon lange aufgegeben, meine schulischen Leistungen zu beurteilen. Ihm war es ziemlich egal, ob ich die Highschool schaffte.
»W er weiß«, antwortete ich achselzuckend.
In allen
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