Die Tochter der Tryll Verborgen Band 1
anders als meins«, sagte ich düster. Seine Haare waren kurz und offensichtlich mit Stylingprodukten behandelt, und sie wirkten glänzend, glatt und gehorsam.
»N ein, das ist es nicht«, antwortete Finn.
Ich wollte ihm das Gegenteil beweisen, also griff ich instinktiv nach oben und fuhr mit den Fingern vorsichtig durch das Haar an seinen Schläfen. Es war mit Gel zementiert, fühlte sich aber erstaunlicherweise genau an wie meines.
Plötzlich wurde mir klar, dass es eine sehr intime Geste war, einer anderen Person durchs Haar zu streichen. Ich sah in Finns dunkle Augen und merkte plötzlich, wie nahe ich ihm war.
Weil ich so klein war, hatte ich mich auf die Zehenspitzen gestellt und zu ihm hinaufgeblickt, als wolle ich ihn küssen. Irgendwo in meinem Hinterkopf dachte ich, dass ich das jetzt auch furchtbar gerne tun würde.
»Z ufrieden?«, fragte Finn, und ich zog meine Hand weg und wich einen Schritt zurück. »I m Bad findest du jede Menge Styling-Zeug. Experimentier einfach.«
Ich nickte folgsam, zu aufgewühlt, um zu reden. Finn war unnatürlich ruhig, und in Augenblicken wie diesem hasste ich seine Selbstbeherrschung. Ich atmete erst wieder richtig durch, als ich im Badezimmer stand.
Wenn ich Finn so nahe war, vergaß ich alles außer seinen dunklen Augen, der Wärme seiner Haut, seinem wundervollen Duft, dem Gefühl seiner Haare unter meinen Fingern, seinen sanft geschwungenen Lippen…
Ich schüttelte den Kopf und verbannte alle Gedanken an ihn daraus. Damit musste endgültig Schluss sein.
Heute Abend musste ich ein Abendessen überstehen, und irgendwie musste ich es schaffen, mein Haar präsentabel zu machen. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie Maggie mich vor dem Schulball frisiert hatte, aber das schien eine halbe Ewigkeit her zu sein.
Glücklicherweise hatte mein Haar heute Abend beschlossen, sich zu benehmen, und das machte meine Aufgabe ein bisschen einfacher. Finn schien es zu gefallen, wenn ich mein Haar offen trug, also ließ ich den größten Teil nach hinten fallen und steckte die Seitenpartien mit Haarclips fest.
Das Kleid machte mir größere Schwierigkeiten als die Frisur. Es hatte einen dieser doofen Reißverschlüsse, die ich alleine nur bis unter die Schulterblätter schließen konnte, egal, wie ich mich auch verrenkte. Ich hatte keine Chance. Nachdem ich so lange mit dem Ding gekämpft hatte, dass mir die Finger wehtaten, beschloss ich, mir helfen zu lassen.
Vorsichtig schob ich die Badezimmertür auf. Finn hatte den Sonnenuntergang über den Klippen betrachtet, und als er sich umdrehte, ließ er seine Augen beinahe eine Minute lang auf mir ruhen.
»D u siehst aus wie eine Prinzessin«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
»I ch brauche Hilfe mit dem Reißverschluss«, sagte ich leise und deutete auf meinen Rücken.
Er kam zu mir, und ich fühlte beinahe Erleichterung, als ich ihm den Rücken zudrehen konnte. Die Art, wie er mich ansah, ließ Schmetterlinge in meinem Bauch flattern. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und zog den Stoff gerade. Dann schloss er den Reißverschluss, und ich erschauderte.
Als er fertig war, ging ich zum Spiegel, um mich zu begutachten. Sogar ich musste zugeben, dass ich sehr hübsch aussah. Mit dem weißen Kleid und der Diamanthalskette wirkte ich sogar ein bisschen zu prächtig. War das nicht zu viel für ein einfaches Dinner?
»I ch sehe aus, als würde ich gleich heiraten«, sagte ich und schaute Finn an. »S oll ich mich umziehen?«
»N ein, das ist perfekt.« Er sah mich nachdenklich an, und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich geglaubt, er sei traurig. Es klingelte, und Finn nickte. »D ie Gäste sind da. Wir sollten sie begrüßen.«
12
Neue Bekannte
W ir gingen gemeinsam den Flur entlang, aber vor der Treppe fiel Finn absichtlich ein paar Schritte zurück. Elora und die Kroners standen in der Eingangshalle, als ich die Treppe hinabschritt, und sie alle drehten sich um und blickten zu mir hoch. Dies war mein erster großer Auftritt, und ich musste zugeben, dass er sich ziemlich gut anfühlte.
Die Kroners waren eine extrem attraktive Frau in einem bodenlangen, dunkelgrünen Kleid, ein attraktiver Mann im dunklen Anzug und ein gut aussehender Junge in meinem Alter. Sogar Elora wirkte noch eleganter als sonst. Ihr Kleid war reich verziert und ihr Schmuck besonders prunkvoll.
Ich spürte, dass mich alle genau musterten, also bemühte ich mich, besonders elegant und anmutig auf sie zuzugehen.
»D ies ist meine
Weitere Kostenlose Bücher