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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Johns Dank und meinen eigenen. Wir sind dir viel schuldig. Kommst du nach Hause?«
    Ich schniefte und öffnete die Augen, aber er sah nicht mich an. Er drehte einen Grashalm zwischen den Fingern und schaute hinaus aufs Wasser. Ein Entenpaar schwamm dort im ersten klaren Tageslicht. Die Federn des Enterichs waren von schimmerndem Grün über dem weißen Kragen. Das Weibchen, bescheiden in seinem Braun, folgte.
    Das Schweigen dauerte an, aber es war kein unbehagliches Schweigen. Nach einer Weile nahm der Rote das kleine Messer aus seinem Stiefel und ein noch kleineres Stück Holz aus der Tasche und begann zu schnitzen. Ich konnte nicht sehen, woran er arbeitete. Ich fragte mich, wer ihnen das beigebracht hatte – Lord Hugh und seinem Bruder. Der Tag wurde heller, und die schimmernde Wasserfläche war bald von Enten und Gänsen und Moorhühnern bevölkert. Ich wurde langsam ruhiger. Ein halbes Jahr. Noch zwei weitere Jahreszeiten, bevor ich sie wieder sehen konnte. Gestern war mein fünfzehnter Geburtstag gewesen, und bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht einmal daran gedacht. Irgendwie war es nicht mehr wichtig. Zu Hause wäre ich inzwischen wohl schon verheiratet gewesen. Ich fragte mich, wen mein Vater mir gewählt hätte. Zweifellos eine strategische Allianz. Aber dieser Weg war nun so weit entfernt, dass es sich anhörte wie etwas aus der Geschichte eines anderen Mädchens. Für mich gab es nur eine einzige Wahl. Ich konnte weiter spinnen, weben und nähen. Ich konnte weiter warten. Vielleicht, wenn ich sehr hart arbeitete, wenn ich schneller würde, wäre meine Arbeit bis zum Mittsommertag beinahe fertig. Dann würde ich wieder zum Fluss kommen, am Abend von Meán Samhraidh. Aber würden sie hier sein? Es war so ein weiter Weg. Wie sollten sie wissen, bevor die Sonne unter den Horizont sank und sie wieder Menschen wurden, dass sie diese Reise unternehmen sollten? In ihrem verzauberten Zustand hatten sie doch kein menschliches Bewusstsein.
    Bis auf Conor. Wie groß war Conors Kraft? War es möglich, dass nicht einmal ein Druide den Willen wilder Tiere so beeinflussen konnte? Es mochte alles vergeblich sein. Wieso sollte ich dann hier bleiben und arbeiten und die bitteren Blicke von allen ertragen und hören, bei welchen Namen sie mich nannten? Wieso sollte ich mir meine Hände mit den Mieren zerfetzen, bis selbst ich anfing zu glauben, dass ich verrückt war; wieso sollte ich meine Tage im Haus verbringen und mich nach dem Wald sehnen? Denn tief in meinem Herzen erkannte ich, dass diese kopflose Flucht zum Schluss umsonst gewesen war. Sie waren nicht hier gewesen. Sie wären nicht wieder gegangen, ohne eine Botschaft für mich zu hinterlassen, Og-ham-Zeichen in einem Weidenstamm, ein Muster von Steinen am Flussufer oder eine weiße Feder. Wären sie hier gewesen, dann hätte ich die inneren Stimmen von Conor und Finbar gehört. Sorcha, Sorcha, ich bin hier. Es war lange Zeit her. Aber ich war ihre Schwester, und wir sieben waren ein Fleisch und ein Geist, so sicher wie die sieben Bäche unserer Kindheit zu jenem großen Puls wurden, der das Herz des Sees speiste. Sie waren nicht gekommen. Und es war lange, noch so lange bis zum Mittsommertag.
    »Möchtest du so gerne zurückkehren?« fragte der Rote leise, immer noch auf seine Arbeit konzentriert. »Ist es für dich hier so unerträglich?«
    Ich war überrascht. Er hatte lange geschwiegen. Ein anderer Mann hätte mir gesagt, was ich empfinden sollte, dass ich froh sein sollte, dass Margery und ihr Kind überlebt hatten. Er hätte mir gesagt, ich sollte aufhören zu weinen. Ein anderer Mann hätte gesagt, ich sollte nicht mehr auf dem kalten Boden sitzen, sondern sofort ins Haus zurückkehren. Ich hatte keine Antwort auf die Fragen des Roten. Selbstverständlich wollte ich nach Hause zurückkehren. Mein Herz sehnte sich nach meinem Wald, mein Geist wollte nahe bei meinen Brüdern sein, ob sie mich nun sehen konnten oder nicht. Aber ich war nicht dumm. Die Vernunft sagte mir, dass hier zu bleiben die beste Gelegenheit war, meine Aufgabe zu vollenden. Ich hatte ein Dach über dem Kopf, gutes Essen und mehr Schutz, als ich brauchte oder wollte. Ich hatte mein Handwerkszeug, ich hatte sogar ein paar Menschen, die ich als Freunde bezeichnen konnte. Und ich hatte Schlimmeres ertragen als die spitzen Zungen und Seitenblicke von Lady Annes Frauen. Also sagte nur das Gefühl: geh. Die Vernunft sagte: bleib, zumindest im Augenblick. Wenn deine Brüder beim nächsten Mal

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