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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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war klar, dass ich ihnen vielleicht helfen konnte. Aber Lady Anne wollte mich und meine Hexenhände nicht an Margerys Wochenbett lassen. Sie war nicht glücklich über den Zorn des Roten, aber sie sah entschlossen aus. Ben setzte sich zu mir, sprach aber nicht viel.
    So früh wie möglich verließ ich den Abendbrottisch und ging direkt in mein Zimmer. Lady Anne und ihr Sohn stritten immer noch, ich glaube nicht, dass einer von beiden mich bemerkte. Es war immer noch viel Zeit. Ich zog die Stiefel an und griff nach dem Umhang. Alys, die warm unter ihren Decken lag, rührte sich kaum. Die Kerze brannte stetig. Ich bin auf dem Weg. Wartet nur ein wenig länger. Ich hob die Hand, um den Riegel zu lösen.
    Im selben Augenblick klopfte es an der inneren Tür, und Megans Stimme erscholl: »Jenny! Jenny, bist du da drin?« Es war, als hätte sich eine kalte Hand um mein Herz gelegt. Nein, nicht jetzt. Ruf mich nicht jetzt. Aber es ging um Margery, das wusste ich, und ich hatte keine Wahl, als die Tür zu öffnen und Megan zu folgen. Sie hatten lange genug gebraucht, um zu erkennen, dass sie dieses Kind nicht ohne mich zur Welt bringen konnten. Lady Oonagh selbst hätte den Augenblick nicht besser wählen können.
    Lady Anne hatte mit den Frauen gesprochen – oder jemand anders. Ihre Blicke folgten mir immer noch nervös, und mehr als eine machte das Zeichen des Kreuzes. Aber keine sagte ein Wort. Margery war erschöpft. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihre Haut war kalt und feucht.
    »Jenny! Du bist hier!« sagte sie mit schwacher Stimme. »Warum bist du nicht vorher gekommen? Ich wollte dich hier haben. Warum wolltest du nicht kommen?«
    Ich warf einen Blick auf Lady Anne, und sie wandte den Blick ab. Ich denke, ihr wurde gegen ihren Willen deutlich, dass sie etwas Unverzeihliches getan hatte. Die Mittwinternacht ist lang, aber dies schien die längste Nacht meines Lebens zu sein, als wir kämpften, um dem Kind einen Weg in diese Welt zu öffnen. Margery versuchte es und versuchte es immer wieder, aber sie wurde immer schwächer. Und dennoch verging die Nacht auch viel zu rasch, und draußen über den Wipfeln der winterlichen Bäume wurde das Licht der Sterne stetiger und begann dann wieder zu verblassen. Während meine Hände nass von Blut wurden, mein Körper schweißüberzogen war und ich den Frauen wortlos Anweisungen gab und Margery tröstete, rief ein Teil meines Geistes nach meinen Brüdern. Wartet. Ich werde vor der Morgendämmerung da sein.
    Es war viel zu spät, das Kind noch zu drehen, denn nun lag es zu tief, um bewegt zu werden. Also musste es mit den Füßen zuerst zur Welt kommen, wenn überhaupt. Margery war nur noch wenig Kraft geblieben. Ich konnte den Frauen nicht vermitteln, was ich brauchte, also verließ ich schließlich das Zimmer, nahm Megan mit mir und ging in ihren Arbeitsraum, um selbst zu holen, was ich brauchte. Ich musste alles richtig machen. Ich brauchte erst etwas, das Margery entspannte, das ihr ein wenig Erholung verschaffte, damit sie wieder Kraft sammeln konnte. Und etwas, das sie stärkte, nur lange genug für ein-, zwei-, dreimal starkes Pressen. Und dann konnten wir nur beten, dass die Schnur nicht um den Hals des Kindes lag. Ich hatte keine Zweifel daran, wem man die Schuld geben würde, wenn dieses Kind keinen ersten Atemzug tat. Außerdem würde ich Margery oder John nicht mehr gegenübertreten können, wenn ich das Kind nicht sicher in die Arme seiner Mutter legte.
    Megan hielt die Lampe, während ich arbeitete. Es gab gute Arzneivorräte in diesem Haus, aber wer immer diese Kräuter so ordentlich verpackt hatte, kann nicht gewusst haben, worin ihre Wirkung bei Geburten bestand. Es war immer noch Zeit bis zur Morgendämmerung, aber nicht viel … wartet auf mich … ich löffelte die Mischung, die ich bereitet hatte, in einen kleinen Becher und eilte zum Küchenfeuer. Diese Kräuter mussten in heißem Wasser gekocht werden. Margery hatte nicht mehr viel Zeit. Auch das Kind würde inzwischen schwach sein, erschöpft von der Anstrengung. Als ich zur Treppe ging, sah ich drei Männer im Halbdunkel am Feuer der Halle. John hatte den Kopf in die Hände gestützt, Ben redete leise auf ihn ein, eine Hand auf der Schulter des Freundes. Der Rote stand an der Feuerstelle, und er war der einzige, der mich bemerkte. Sein Blick stellte eine Frage. Der meine konnte nicht lügen. Ich werde sie beide retten, wenn ich kann. Ich denke, er verstand mich, aber um Johns Willen sagte er

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