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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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begeistert. Er sah sie misstrauisch an und verriet nichts.
    Vater Brien hatte eine Schale warmen Wassers mit Kamille und Malvenwurzel und weiche Tücher vorbereitet. Vielleicht hatte er schon versucht, mit der Arbeit zu beginnen, während ich draußen war, denn das Bettzeug war in Unordnung und einiges Wasser verschüttet. Er ging wieder auf das Bett zu.
    »Ich habe nein gesagt.« Das klang entschlossen.
    »Als Soldat«, erwiderte Vater Brien ungerührt, »solltest du wissen, was mit Wunden geschieht, die unbehandelt bleiben; wie sie die schlechten Körpersäfte anziehen und das Fieber den Mann schließlich überwältigt, so dass er Erscheinungen hat und stirbt. Wünschst du dir ein solches Ende?« Sein Tonfall war sanft, während er sich sorgfältig die Hände wusch und an einem Tuch abtrocknete.
    »Sie soll es tun.« Der Junge warf mir einen Blick zu, ohne den Kopf zu wenden. »Soll sie doch sehen, was ihre Leute getan haben, und dafür büßen. Ich habe die Wahrheit gesprochen. Mein Körper ist Zeuge.«
    »Ich denke nicht«, sagte Vater Brien rasch, und zum ersten Mal lag eine gewisse Schärfe in seiner Stimme. »Sorcha ist ein Kind. Solche Wunden sollten Mädchen nicht sehen müssen, und es ist beschämend, dass du das vorschlägst. Es ist Männerarbeit, und ich werde sie tun.«
    »Wenn du mich noch einmal berührst, bringe ich euch beide um.« Das meinte er ernst, und vielleicht hatte er tatsächlich genug Kraft, es zu versuchen. »Lass es das Mädchen tun, oder lass mich verfaulen. Ich kann sicher nicht noch tiefer sinken.«
    »Ich bezweifle, ob du tun könntest, womit du drohst, ganz gleich, wie sehr du es dir wünschst«, sagte ich. »Aber ich werde mich unter einer Bedingung um deine Wunden kümmern.«
    »Bedingung?« fauchte der Brite. »Welche Bedingung?«
    »Ich werde alles tun, was notwendig ist«, erklärte ich fest. »Aber nur, wenn du mitmachst. Du musst zuhören, wenn ich mit dir rede, und tun, was ich dir sage, denn ich habe die Kraft, dich zu heilen.«
    Er lachte mich aus. Es war kein angenehmes Geräusch.
    »Du bist eine arrogante kleine Hexe, wie? Ich bin nicht sicher, ob ich nicht lieber verrotten und am Fieber sterben möchte. Aber das Endergebnis ist wahrscheinlich dasselbe. Was meinst du, alter Mann?«
    »Es gefällt mir nicht, und deinen Brüdern würde es auch nicht gefallen, Sorcha. Du solltest mir das überlassen.«
    »Und wieso habt Ihr mich dann hergebracht?« fragte ich einfach. Da er keine Antwort darauf wusste, schwieg er.
    »Hinaus«, sagte der Junge, der einen Sieg erkannte, wenn er ihn vor sich hatte, und Vater Brien ergab sich widerstrebend dem Unvermeidlichen.
    »Ich bin direkt draußen vor der Höhle, Sorcha«, sagte er in unserer eigenen Sprache, die der Junge offenbar nicht verstand, »und diesmal solltest du sofort rufen. Was du siehst, wird dich bekümmern. Behandle ihn, wie du ein krankes Tier behandeln würdest, und versuche nicht, die Schuld für das zu übernehmen, was man ihm angetan hat, Kind.«
    »Macht Euch keine Sorgen«, sagte ich, denn der Geist der Waldherrin lag immer noch auf mir und gab mir Kraft.
    Ich will mich nicht mit dem aufhalten, was als Nächstes kam. Sich vor mir auszuziehen und sich mir zu überlassen, war schmerzlich für ihn, sowohl für den Körper als auch für den Geist. Seine Wunden zu sehen, die boshafte Phantasie zu bedenken, die dahinter steckte, war eine Erfahrung, die sich so tief in mein Herz brannte, wie die Folterinstrumente sich in seinen Körper gebrannt hatten. Er würde nie wieder gesund sein, oder jene bedenkenlose Freude an seiner Männlichkeit haben, die ich bei meinen Brüdern bemerkt hatte, wenn sie miteinander rangen oder mit einem hübschen Mädchen schäkerten. Dass ein anderer Mann ihm so etwas angetan haben konnte, war kaum vorstellbar. Während ich arbeitete, erzählte ich ihm den Rest der Geschichte von Isha, da uns das beide von der schrecklichen Aufgabe ablenkte. Linn saß direkt am Bett und leckte die fest geballten Fäuste des Briten. Dennoch wich er vor meiner Berührung zurück, aber nachdem er dem Handel zugestimmt hatte, ertrug er den Schmerz und schrie nur ein einziges Mal.
    Endlich war die Geschichte beinahe zu Ende und meine Arbeit getan. Ich war schweißgebadet, mein Gesicht tränennass. Ich legte meinen Patienten in die bequemste Stellung zurück, die er einnehmen konnte, und breitete eine frische Decke über seinen sauber verbundenen Körper. In dem kurzen Augenblick, den es brauchte, den Wasserkrug zu

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