Die Tochter der Wälder
ich und der Hund, aber Linn hatte uns kurze Zeit verlassen, um unter den Bäumen herumzuschnuppern, und wedelte mit dem Schwanz, als sie die Witterung eines Kaninchens aufnahm. Wir hatten inzwischen viel gesprochen, oder genauer gesagt, ich hatte gesprochen, und Simon hatte zugehört, da er kaum eine Wahl hatte. Ich fragte ihn nichts, und er verriet nichts; also verließ ich mich auf die alten Geschichten und Fetzen von Liedern, und hin und wieder sprach ich über meinen Wald und die seltsamen Dinge, die dort geschehen waren. Er konnte unhöflich und sogar grausam sein – er war beides, wenn es ihm passte. Ich hörte viel über das Wesen meines Volkes und was es im Laufe der Jahre seinem eigenen Volk angetan hatte; er war erfindungsreich, was seine Beleidigungen mir und Vater Brien gegenüber anging. Damit kam ich zurecht; die Kriegsgeschichten waren schlimmer für mich, deshalb sprach ich wahrscheinlich die meiste Zeit selbst – zumindest bewirkte das, dass er still war. Seine Stimmung schwankte; sie konnte von erschöpfter Toleranz zu Wut und dann zu Schrecken wechseln, und das alles innerhalb von Augenblicken, und mich um ihn zu kümmern, kostete mich mehr Energie, als jeder andere Patient zuvor gebraucht hatte. Ich verband seine Wunden zweimal täglich, denn er ließ Vater Brien nicht in seine Nähe. An diese Aufgabe konnte ich mich nicht gewöhnen.
Obwohl er darüber schnaubte, wie unwahrscheinlich sie waren, wusste ich, dass er meine Geschichten mochte. Die frische Luft und die Bewegung, so schwer es ihm fiel, hatten ein wenig Farbe in sein Gesicht gebracht, die Kornblumenaugen waren nicht mehr ganz so leblos. Ich bürstete sein Haar; er stellte sich wegen des Zerrens und Reißens schlimmer an, als er es jemals wegen der grausamen Schmerzen seiner Wunden getan hatte. Ich nahm seine allgemeine schlechte Laune als gutes Zeichen; denn alles war besser als die hohläugige Verzweiflung, mit der er darauf wartete, dass der endlose Tag vorüberging, die graugesichtige Angst seiner durchwachten Nächte.
Und dann kam Finbar. Sein Pferd hatte den letzten Teil der Strecke im Schritt zurückgelegt; er hatte es in einiger Entfernung zurückgelassen und kam zu Fuß. Einer Gewohnheit folgend, bewegte er sich vollkommen lautlos, also erschien er recht plötzlich dort am Rand des Hains. Simon war sofort aufgesprungen, und sein rasches Nach-Luft-Schnappen war das einzige Anzeichen davon, was diese Bewegung ihn gekostet hatte. Dann spürte ich, wie mein Haar von hinten gepackt wurde, und kaltes Metall an meiner Kehle.
»Einen Schritt weiter, und ich schneide ihr die Kehle durch«, sagte Simon, und Finbar blieb wie erstarrt stehen. Kein Laut war zu hören, abgesehen vom Gesang eines weit entfernten Vogels und Simons keuchendem Atem irgendwo hinter mir. Finbar streckte sehr, sehr langsam die Hände aus, zeigte, dass sie entspannt und leer waren; dann ließ er sich auf den Boden nieder, mit geradem Rücken und wachsamem Blick. Er war so bleich, dass seine Sommersprossen sich deutlich abzeichneten, sein Mund war eine dünne Linie. Ich konnte hören, wie Vater Brien in der Hütte vor sich hin summte. Das Messer bewegte sich leicht von meinem Hals weg.
»Ist das dein Bruder?«
»Einer von ihnen«, brachte ich heraus; meine Stimme war eine Art Quieken. Simon lockerte seinen Griff ein wenig. »Finbar hat dich gerettet. Er hat dich hierher gebracht.«
»Warum?« Die Stimme war tonlos.
»Ich glaube an Freiheit«, sagte Finbar mit bewunderungswürdiger Festigkeit. »Ich habe versucht, wann immer ich kann, Unrecht wieder gutzumachen. Du bist nicht der Erste, dem ich auf diese Weise geholfen habe, aber ich weiß nicht, was aus den anderen wurde. Wirst du meine Schwester gehen lassen?«
»Warum sollte ich dir glauben? Wer, der noch bei Verstand ist, würde ein kleines Mädchen in die Arme des Feindes schicken, von einem alten Priester ganz abgesehen? Wer sollte seine eigene Familie verraten wollen? Was für eine Art Mann bist du? Vielleicht hast du einen Trupp Krieger mitgebracht, die sich gleich auf mich stürzen.« Simons Stimme klang fest, aber ich konnte die Anspannung in seinem Körper spüren und wusste, dass es ihm ungeheure Schmerzen verursachen musste, zu stehen und mich festzuhalten. Er würde es nicht viel länger ertragen können. Ich sprach direkt zu Finbar, ohne Worte, direkt von Geist zu Geist.
Überlass das mir. Vertrau mir.
Finbar blinzelte mir zu, und seine Wachsamkeit ließ einen Augenblick lang nach. Ich las
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