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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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mit uralten Dingen aus, die zu eurer Überlieferung gehören, die aber in der heutigen Welt so gut wie vergessen sind. Ihr seht doch, wie die Leute im Dorf ihn verehren. Es stimmt, dass Conor ein guter Verwalter ist, und das erkennen sie an. Aber es geht sehr viel tiefer.«
    Dann fiel mir etwas ein. »Dieser alte Mann im Dorf, der alte Tom, der einmal Dachdecker war, hat etwas gesagt – er sagte, Conor sei einer der Weisen wie Vater, oder wie Vater es hätte sein sollen. Ich habe das nicht verstanden.«
    »Die Familie von Sevenwaters ist eine uralte Familie, eine der ältesten dieses Landes«, meinte Vater Brien, »dieser See und dieser Wald sind Orte, an denen seltsame Dinge geschehen, wo das Ungewöhnliche zum Alltäglichen wird. Das Eintreffen von solchen wie mir und meinem Glauben mag die Dinge an der Oberfläche verändert haben. Aber darunter gibt es immer noch Magie, so machtvoll wie in den Tagen, als das Feenvolk aus dem Westen kam. Die Fäden vieler Religionen können nebeneinander verlaufen; von Zeit zu Zeit mischen sie sich und werden zu einem stärkeren Seil gedreht. Du hast das selbst erkannt, Sorcha, und du ebenfalls, Finbar – ihr spürt die Kraft, die euch zum Handeln treibt.«
    »Und Conor?« fragte Finbar.
    »Euer Bruder hat ein schweres Erbe angetreten«, sagte Brien. »Dieses Erbe wählt selbst aus, wem es zufällt, und so fiel es nicht dem ältesten zu, nicht einmal dem zweiten, sondern dem, der am besten imstande war, es zu tragen. Euer Vater hatte die Kraft, aber er hat die Bürde an sich vorbeigehen lassen. Conor wird der Anführer des alten Glaubens sein, und er wird es still und unauffällig tun, so dass der alte Weg weiterblühen und anderen helfen kann, tief im Wald verborgen.«
    »Ihr meint, Conor ist … Ihr meint, er ist ein Druide? Wie konnte er das aus Büchern lernen?« fragte ich verwirrt. Hatte ich meinen Bruder so wenig gekannt?
    Vater Brien lachte leise. »Das wär unmöglich«, meinte er. »Diese Überlieferung wurde nie dem Papier anvertraut; er hat sie von anderen seiner Art gelernt und lernt immer noch. Sie zeigen sich nicht, noch nicht, denn es war ein harter Kampf für sie, zu überleben. Es werden immer weniger. Euer Bruder hat einen langen Weg zu gehen; er hat seine Reise kaum begonnen. Neunzehn Jahre – das ist die Zeitspanne, die man ihm zum Lernen zugesteht. Und selbstverständlich darf kein Wort davon verbreitet werden.«
    »Ich habe mich das manchmal schon gefragt«, meinte Finbar. »In den Siedlungen erfährt man schnell, wem die Menschen vertrauen und warum. Es erklärt, warum er uns unseren eigenen Wegen folgen lässt.«
    »Was meintet Ihr damit«, sagte ich immer noch nachdenklich, »dass unser Vater auserwählt war und es aufgegeben hat?«
    Ich konnte mir Vater mit seiner angespannten, verschlossenen Miene und seiner Kriegsbesessenheit unmöglich als Kanal einer spirituellen Botschaft vorstellen.
    »Du musst verstehen«, sagte Vater Brien sanft, »dass dein Vater nicht immer so war, wie er jetzt ist. Als junger Mann war er vollkommen anders, gut aussehend und vergnügt, ein Mann, der sang und tanzte und Geschichten erzählte und alle beim Reiten, Bogenschießen und beim Zweikampf mit Schwert oder nackten Fäusten übertraf.«
    »Was hat ihn dann so verändert?« fragte Finbar bedrückt.
    »Als sein Vater starb, wurde Colum Lord von Sevenwaters. Es bestand noch kein Anspruch an ihn, etwas anderes zu sein, denn es gab einen viel Älteren und Weiseren, der in dieser Gegend den alten Weg am Leben hielt. Euer Vater begegnete eurer Mutter, und wie es bei denen aus eurer Familie so oft ist, liebte er sie sofort und leidenschaftlich, dass es ihm wie Sterben vorkam, ohne sie zu sein. Acht Jahre lang waren sie unvorstellbar glücklich, und dann starb sie.«
    Seine Miene hatte sich verändert; ich beobachtete, wie das Licht auf seinen Zügen spielte, und glaubte, eine tiefe Trauer zu erkennen, die dort vergraben war.
    »Habt Ihr sie gekannt?« fragte ich.
    Vater Brien wandte sich mir zu, und in seinen Augen stand nicht mehr als eine leichte Traurigkeit. Vielleicht hatte ich mir das alles nur eingebildet.
    »O ja«, sagte er. »Und ich hatte die Wahl. Man schätzte meine Fähigkeiten mit der Feder im Haus von Kells, aber meine Gedanken bewirkten … Unruhe. Ich müsste mich anpassen, sagte man mir, oder alleine leben. Ich kannte euren Vater schon aus der Zeit, bevor ich das Gelübde ablegte, von damals, als ich noch ein Kämpfer war. Als ich das Kloster verließ,

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