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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Zeit sein, dass dieses Muster aufgebrochen wird.«
    Ich dachte nach. Nach einer Weile meinte ich: »Ihr sagt, Conor wird zulassen, dass ich hier bleibe und versuche, Simon zu helfen – dass er versteht, was die Herrin mir gesagt hat, dass das alles Teil eines großen Plans für uns ist?«
    Vater Brien lächelte. »Wenn irgendjemand sich von einem feststehenden Weg lösen kann, dann bist du das, Kind. Aber du hast Recht, was Conor angeht. Er wusste genau, wieso du hierher gekommen bist. Es ist ein Zeichen seiner Kraft und seiner Position, dass er dieses Wissen mit der Verwaltung der Ländereien deines Vaters vereinbaren kann.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ihr klingt beinahe so, als wäret Ihr der Ansicht, dass Conor Oberhaupt der Familie sein sollte.« sagte ich. »Aber was ist mit Liam? Er war immer unser Anführer, seit Mutter ihm gesagt hat, dass er es sein solle, und er ist der Älteste.«
    »Es gibt Anführer und Anführer. Unterschätze keinen deiner Brüder, Sorcha«, sagte Vater Brien. »Und nun esst, ihr beiden, denn die Arbeit dieses Tages ist noch nicht getan.«
    Aber wir hatten keinen Appetit, und das Brot und der Käse waren immer noch kaum angerührt, als Finbar sich verabschiedete und mit einigem Widerstreben sein Pferd wieder nach Hause lenkte. Seine Abschiedsworte sprach er nicht laut aus.
    Ich traue deinem Briten immer noch nicht. Gib ihm eine Botschaft von mir: Sag ihm, wenn er dich noch einmal anrührt, wird er das nicht nur gegenüber mir, sondern auch gegenüber den fünf anderen verantworten müssen.
    Ich weigerte mich, das ernst zu nehmen. Finbar, der mit Gewalt drohte? Recht unwahrscheinlich.
    Ich werde ihm nichts dergleichen sagen. Du klingst wie deine großen Brüder. Und jetzt geh und überlass die Sache mir. Und mach dir keine Sorgen um mich, Finbar, es geht mir gut.
    »Hm«, sagte er laut und auf sehr brüderliche Weise. »Wo habe ich das schon einmal gehört? Vielleicht damals, bevor du über den Zaun geklettert bist, um den Bullen zu streicheln, oder war es, als du so sicher warst, ebenso über den Bach springen zu können wie Padraic, selbst mit deinen kurzen Beinen? Erinnerst du dich noch, was dann passiert ist?«
    »Verschwinde!« gab ich zurück, versetzte dem Pony einen Schlag aufs Hinterteil, und er ritt los. In der Höhle begann der Hund zu bellen. Es war Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.

KAPITEL 3
    Einiges, was zerbrochen ist, kann man nicht kitten. Einiges muss man sehr langsam wieder zusammensetzen, ein zerbrechliches Stück nach dem anderen, und warten, bis das letzte Stück Arbeit stark genug ist, bevor man das nächste versucht. Es braucht viel Geduld.
    So war es mit Simon. Finbars Besuch hatte uns weit zurückgeworfen, und ich musste mich zunächst um diesen Schaden kümmern, bevor ich wieder mit dem langen Prozess des Heilens begann. Simon hatte einen Handel mit mir abgeschlossen, und es schien, dass er sein Wort hielt. Daher biss er immer die Zähne zusammen und folgte meinen Anweisungen, selbst dann, wenn er in finsterster Stimmung war und kaum mehr Überlebenswillen in seinem gebrochenen Körper hatte.
    Sechs oder sieben Tage vergingen, und wir schleppten uns quälend langsam dahin. Nachts war es am schlimmsten. Weil Simon Vater Briens Hilfe nicht zuließ, war ich es, die mich um all seine Bedürfnisse kümmern musste, obwohl mir Vater Brien so unbemerkt wie möglich zur Hand ging, indem er dafür sorgte, dass genug Tuch und Salben vorhanden waren, das Bettzeug frisch war, und indem er Essen und Trinken lieferte, das wie durch Zauberkraft immer dann auftauchte, wenn ich die Zeit hatte, etwas zu mir zu nehmen. Dennoch, ich war müde bis auf die Knochen, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Ich benutzte das Goldholz so sparsam wie möglich. Mit seiner Hilfe schlief Simon kurze Zeit, bevor die Alpträume einsetzten, und ich lernte einzuschlafen, sobald er es tat, denn auch für mich war es die einzige Zeit der Erholung.
    Diese Nächte nahmen eine Art Muster an. Simon schrie, und ich wachte erschrocken auf und fand ihn aufrecht sitzend, die Hände vors Gesicht geschlagen, schaudernd und keuchend. Er sagte nie, was er gesehen hatte, aber ich konnte es mir vorstellen. Dann entzündete ich eine Kerze und reichte ihm ein Tuch, um ihm den Schweiß abzuwischen, während der Hund sich zur Tür zurückzog und unruhig winselte. In diesen dunklen Zeiten erzählte ich viele Geschichten, und meine Kehle wurde trocken und heiser. Einiges davon hörte Simon, anderes ging

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