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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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hatten, als wären wir eine Art Pflanzen, die irgendwann erntereif sein würden. Wir hassten diese rituellen Paraden von Familienzugehörigkeit, obwohl es einfacher für die Jungen wurde, sobald sie zu jungen Männern herangewachsen waren und Vater begann, sie für nützlich zu halten. Man rief uns in die große Halle, nachdem irgendein Diener, dem die undankbare Aufgabe zugefallen war, auf uns aufzupassen, uns kurz ein wenig hergerichtet hatte. Vater saß dann in seinem großen Eichensessel, seine Männer in respektvollem Abstand, die Hunde zu seinen Füßen, entspannt, aber wachsam.
    Er rief die Jungen, einen nach dem anderen, zu sich, begrüßte sie recht freundlich, beginnend mit Liam, und arbeitete sich dann langsam abwärts. Er befragte jeden von ihnen kurz nach seinen Fortschritten und den Aktivitäten, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Das konnte einige Zeit dauern; immerhin waren es sechs, und dann war auch noch ich da. Da ich keine andere Form elterlicher Anleitung kannte, akzeptierte ich das als vollkommen normal. Falls meine Brüder sich an eine Zeit erinnerten, in der die Dinge anders waren, erwähnten sie es nicht.
    Die Jungen wuchsen rasch. Als Liam zwölf war, steckte er schon mitten in einer intensiven Ausbildung in den Kriegskünsten und verbrachte immer weniger Zeit mit uns anderen in unserer vergnüglichen, undisziplinierten Welt. Nicht lange danach brachte Diarmids Geschicklichkeit mit dem Speer ihm einen Platz an der Seite seines Bruders ein, und schon zu bald ritten sie mit Vater und den Kriegern zusammen aus. Cormack konnte kaum auf den Tag warten, wenn auch er alt genug sein würde, sich ernsthaft mit diesen Dingen zu beschäftigen; die Ausbildung erhielten alle Jungen von Donal, dem Waffenmeister unseres Vaters, aber das genügte Cormacks Drang, sich zu beweisen, kaum. Padraic, der jüngste der Brüder, hatte die Begabung, mit Tieren umzugehen, und Gegenstände wieder herzurichten. Auch er lernte zu reiten und ein Schwert zu schwingen, aber häufiger konnte man ihn bei der Geburt eines Kalbes antreffen, oder wenn er sich auch um die Wunden eines Zuchtbullen kümmerte, der mit einem Rivalen gekämpft hatte.
    Wir anderen waren anders. Conor war Cormacks Zwillingsbruder, aber er hätte vom Charakter her kaum unterschiedlicher sein können. Conor hatte immer gerne gelernt, und schon als kleiner Junge hatte er einen Handel mit einem christlichen Eremiten abgeschlossen, der in einer Höhle am Hügelabhang oberhalb des südlichen Seeufers wohnte. Mein Bruder brachte Vater Brien frischen Fisch und Kräuter aus dem Garten und vielleicht den einen oder anderen Laib Brot, den er in der Küche geschnorrt hatte, und im Austausch dafür brachte ihm der Eremit das Lesen bei. Ich erinnere mich genau an diese Zeit. Conor saß auf einer Bank neben dem Eremiten, tief in eine Debatte über eine Feinheit von Sprache oder Philosophie vertieft, und in der Ecke hockten Finbar und ich im Schneidersitz auf dem gestampften Boden, leise wie die Feldmäuse. Wir drei saugten das Wissen auf wie kleine Schwämme und glaubten in unserer Isolation, dass dies ganz normal sei. Zum Beispiel lernten wir die Sprache der Briten, eine raue, abgehackte Art zu sprechen, die keinen Wohlklang hatte. Und mit der Sprache unserer Feinde erfuhren wir auch viel über ihre Geschichte.
    Sie waren einmal ein Volk gewesen, das dem unseren nicht unähnlich war, wild, stolz, begabt für Lied und Legenden, aber ihr Land war offen und verwundbar und war immer wieder überrannt worden, bis sich ihr Blut mit dem der Römer und Sachsen mischte, und als endlich eine Art Frieden einkehrte, war das alte Volk dieses Landes verschwunden und an seiner Stelle lebte ein neues auf der anderen Seite des Meeres. Das erzählte uns der heilige Vater.
    Jeder hatte eine Geschichte über die Briten. Erkennbar an ihrem hellen Haar, ihrem hohen Wuchs und dem Fehlen jedweden Anstands, hatten sie die Fehde begonnen, indem sie Hand an etwas so Unberührbares, unserem Volk so zutiefst Heiliges legten, dass dieser Diebstahl war, als hätte man uns das Herz aus dem Leib gerissen. Dies war der Grund unseres Krieges. Die Kleine Insel, die Größere Insel und die Nadeln. Orte unendlicher Geheimnisse. Orte gewaltiger Rätselhaftigkeit; das Herz des alten Glaubens. Kein Brite hätte jemals die Insel auch nur betreten dürfen. Nichts würde mehr sein wie früher, wenn wir sie nicht vertrieben. So erklärten es jedenfalls alle.
    ***
    Es war deutlich zu sehen, dass Conor

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