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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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um zu verstehen, was geschah. Nach den ersten paar Tagen zeigte sie, was sie wollte, und schloss sich fest an Liam an. Er, von dem ich angenommen hätte, dass er am meisten zu tun hatte, schien immer Zeit für Eilis zu haben. Mir fiel etwas Neues in seinem Gesicht auf, das inzwischen beinahe männlich-hart und hager aussah: Es war eine Warnung gegenüber seinen Brüdern, sich fern zu halten, und sie nahmen diese Warnung ernst. Wenn ich Eilis nicht auf ihren Spaziergängen begleitete, war es Liam. Eilis, die bei Tisch meist den Kopf schüchtern gesenkt hielt, konnte spüren, wenn Liams Blick auf ihr ruhte, dann schaute sie ihn eine Sekunde lang an und errötete liebreizend, bevor ihre langen Wimpern die blauen Augen wieder abschirmten. Und immer noch ahnte ich nichts, bis mein Vater eines Abends auf den Tisch klopfte und um Schweigen bat.
    »Meine Freunde! Meine lieben Nachbarn!«
    Die Versammelten schwiegen; Kelche hielten auf dem halben Weg zu wartenden Lippen inne, und ich spürte so etwas wie Erwartung, als wüssten alle, was Vater sagen würde – von mir einmal ausgenommen.
    »Es ist gut, in diesen unruhigen Zeiten zusammen zu feiern, zu trinken und zu lachen und die Früchte unserer Weiden zu teilen. Schon bald, bei Vollmond, werden wir wieder losziehen, diesmal vielleicht, um unsere Strände ein für allemal zu sichern.«
    Ein paar Pfiffe und zustimmende Rufe waren zu hören, aber sie warteten eindeutig noch auf etwas anderes. »In der Zwischenzeit seid ihr in meiner Halle willkommen. Es ist lange her, seit es hier ein solches Fest gab.«
    Einen Augenblick lang wurde seine Miene grimmig. Seamus Rotbart beugte sich vor, das Gesicht erhitzt.
    »Sicher, und du bist ein guter Gastgeber, Colum, und keiner soll etwas anderes sagen«, erklärte er, und seine Aussprache litt ein wenig unter der Qualität unseres Bieres. Eilis errötete und senkte den Blick wieder auf ihren Teller. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Cormack seiner Hündin Linn, die sich unter den Tisch gedrückt hatte, Fleischstücke zusteckte. Er nahm ein Stück Rindfleisch oder Huhn lässig zwischen Daumen und Zeigefinger, und einen Augenblick später tauchte die große, haarige Schnauze auf und verschwand wieder, und Cormack ließ die leere Hand an der Tischkante ruhen, den Blick demonstrativ auf etwas völlig anderes gerichtet.
    »Und so fordere ich euch auf, trinkt auf das glückliche Paar! Möge ihre Ehe lange und fruchtbar und ein Zeichen von Freundschaft und Frieden zwischen Nachbarn sein!«
    Irgendetwas musste mir entgangen sein. Liam stand jetzt auf, ziemlich bleich, aber nicht imstande, sich das Lächeln zu verbeißen, und dann nahm er Eilis' Hand. Endlich sah ich, wie sie einander anschauten, und erkannte, was geschehen war.
    »Heiraten? Liam?« sagte ich. »Eilis?« Aber alle lachten und jubelten, und selbst mein Vater sah beinahe zufrieden aus. Ich entdeckte den alten Eremiten, Vater Brien, der leise mit Liam und Eilis sprach. Ich drückte meinen Schmerz fest an mich, schlüpfte aus der Halle, weg von den Fackeln und Kerzen und dem Lärm, in meinen Arbeitsraum; ich setzte mich aufs Fensterbrett und starrte hinaus in den dunklen Küchengarten. Ein schmaler Mond und ein paar Sterne waren zu sehen; langsam enthüllten sich die vertrauten Gesichter des Gartens, obwohl ich sie so gut kannte, dass ich sie vermutlich auch in völliger Dunkelheit gesehen hätte: Dort draußen waren die Pflanzen, und hier drinnen auf den Regalen hinter mir ihre Öle und Essenzen in Flaschen und Tiegeln, und ihre getrockneten Blätter und Blüten hingen in ordentlichen Bündeln an den Dachbalken. Ein zarter, heilender Duft hing in der stillen Luft. Ich holte ein paarmal tief Luft. Es war sehr kalt; der alte Umhang, den ich an einem Haken an der Tür gelassen hatte, half ein wenig, aber die Kälte drang direkt in die Knochen. Der beste Teil des Sommers war vorüber.
    Ich muss einige Zeit lang dort gesessen haben, selbst in der Vertrautheit meiner eigenen Dinge frierend. Mit dieser Verlobung ging etwas zu Ende, und ich wollte nicht, dass es zu Ende ging. Aber es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Es war unmöglich, nicht zu weinen. Tränen liefen mir lautlos über die Wangen, und ich versuchte nicht, sie wegzuwischen. Nach einer Weile erklangen draußen Schritte, dann klopfte es leise an die Tür. Selbstverständlich, einer von ihnen würde zu mir kommen. Wir standen einander so nahe, wir Sieben, dass kein Kindheitsschmerz unbemerkt verging, keine

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