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Die Tochter der Wälder

Die Tochter der Wälder

Titel: Die Tochter der Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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Verletzung, wirklich oder nur vorgestellt, ohne Trost ertragen werden musste.
    »Sorcha? Kann ich reinkommen?«
    Ich hatte gedacht, es wäre Conor, aber es war mein zweiter Bruder, Diarmid, der sich unter dem Türsturz durchduckte und sich auf die Bank neben meinem Fenster hockte. Die flackernde Kerzenflamme zeigte mir sein Gesicht in Extremen von Schatten und Licht; schlank mit gerader Nase, eine jüngere Version von Liam, bis auf den volleren Mund, der immer so bereit war, in ein boshaftes Grinsen auszubrechen. Aber diesmal war er ernst.
    »Du solltest zurückkommen«, sagte er in einem Ton, der mir mitteilte, dass es ihm selbst nicht um Höflichkeiten ging. »Man hat deine Abwesenheit bemerkt.«
    Ich schluckte und rieb mir mit einem Stück meines alten Umhangs über die feuchten Wangen. Nun war es eher Zorn als Kummer, was ich spürte.
    »Warum müssen Dinge sich ändern?« sagte ich ärgerlich. »Warum können wir nicht so weitermachen wie bisher? Liam war zuvor auch glücklich – er braucht sie nicht!«
    Ich muss es Diarmid hoch anrechnen, dass er mich nicht auslachte. Er streckte die Beine aus und starrte nachdenklich zu Boden.
    »Liam ist jetzt ein Mann«, sagte er nach einer Weile. »Und Männer heiraten, Sorcha. Er wird hier Verantwortung haben – eine Frau kann das mit ihm teilen.«
    »Er hat uns«, stieß ich hervor. Jetzt lächelte Diarmid und bekam Grübchen, die denen von Cormack in nichts nachstanden. Ich fragte mich, wieso Eilis ihn nicht Liam vorgezogen hatte.
    »Hör mir zu, Sorcha. Ganz gleich, wo wir sind oder was wir tun, wir Sieben werden niemals wirklich getrennt sein. Wir werden füreinander immer dieselben sein. Aber wir werden erwachsen, und Erwachsene heiraten, ziehen weg und lassen andere Menschen in ihr Leben. Selbst du wirst es eines Tages tun.«
    »Ich!« Ich war verdutzt.
    »Das weißt du doch sicher.« Er rückte näher und griff nach meiner Hand, und ich bemerkte, dass seine Hände groß und rau waren – die Hände eines Mannes. Er war jetzt siebzehn. »Vater plant schon eine Heirat für dich, die in ein paar Jahren stattfinden wird, und zweifellos wirst du dann von hier weggehen und bei der Familie deines Mannes leben. Wir werden nicht alle hier bleiben.«
    »Weggehen? Ich würde nie von Sevenwaters weggehen! Das hier ist mein Zuhause! Ich würde eher sterben als wegzugehen!«
    Wieder traten mir Tränen in die Augen. Ich wusste, dass es dumm war; ich war nicht so unwissend, dass ich keine Ahnung von Heiraten und Allianzen hatte, und von dem, was man von mir erwartete. Es war nur, dass Liams Verlobung mir einen Schock versetzt hatte; meine Welt veränderte sich, und ich war nicht darauf vorbereitet.
    »Dinge ändern sich, Sorcha«, sagte Diarmid ernst. »Und nicht immer so, wie wir es wollen. Nicht alle von uns wollten, dass Eilis Liam heiratet; aber so ist es nun einmal, und wir müssen es akzeptieren.«
    »Wieso will er überhaupt ausgerechnet sie heiraten?« wollte ich wissen. »Sie ist so langweilig!«
    »Liam ist ein Mann«, meinte Diarmid streng und schob sein eigenes Bedauern beiseite. »Und sie ist seine Frau. Ihre Ehe wurde schon vor einiger Zeit abgesprochen. Sie haben Glück, dass sie einander mögen, denn sie sind sich ohnehin versprochen. Sie wird ihm eine gute Frau sein.«
    »Ich werde nie einer abgesprochenen Heirat zustimmen«, erklärte ich heftig. »Niemals. Wie kann man sein ganzes Leben mit jemandem verbringen, den man hasst oder mit dem man nicht reden kann? Dann heirate ich lieber überhaupt nicht.«
    »Und du wirst eine alte weise Frau, die Kräuterarzneien braut?« grinste mein Bruder. »Nun gut, hässlich genug dafür bist du. Tatsächlich kann ich jetzt schon sehen, wie dir Falten wachsen, Großmutter!«
    Ich versetzte ihm einen Schlag gegen den Arm, stellte aber fest, dass ich selbst grinste. Er umarmte mich rasch und fest genug, dass ich nicht wieder in Tränen ausbrach.
    »Komm schon«, sagte er. »Wasch dir das Gesicht, kämm dir das Haar, und dann gehen wir zum Fest zurück. Liam wird sich Sorgen machen, wenn du den ganzen Abend wegbleibst. Er braucht deine Zustimmung, also solltest du lieber dein Einverständnis zeigen.«
    Ich tanzte nicht, aber ich mischte mich wieder unters Volk und küsste Eilis' rosige Wange und sagte Liam, wie sehr ich mich für ihn freute. Mein Blick musste gezeigt haben, wie ich wirklich empfand, aber in dem Rauch und Fackellicht und nach ein wenig mehr Bier, als er gewöhnt war, schien Liam das nicht aufzufallen. Die

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