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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gespeist wurde.
    Als sie aufsah, bemerkte sie, dass Bona genau das tat, was sie ihr eben vorgeworfen hatte. Sie wusch sich direkt an der Quelle,ohne auf sie Rücksicht zu nehmen. Dieses Verhalten erbitterte sie so, dass sie nicht mehr begreifen konnte, warum sie ihren Vater angebettelt hatte, sie nach Fuchsheim mitzunehmen. Sie hatte Bona besuchen wollen und ein wenig auch gehofft, Junker Georg wiederzusehen. Dafür hatte sie sogar den Zorn ihrer Mutter in Kauf genommen. Nach deren Willen hätte sie zu Hause bleiben und die Mägde überwachen sollen.
    Stattdessen hatte sie sich mit dem Mann verbunden, dem seit einigen Wochen ihre innige Zuneigung galt. In ihren Träumen hatte sie sich dieses Ereignis weitaus schöner ausgemalt, und sie fand es traurig, dass ihr der Liebesakt wenig Freude bereitet hatte. Sie hatte sogar ein schlechtes Gewissen, weil sie dabei eingeschlafen war, und hoffte, dass sie Junker Georg damit nicht enttäuscht hatte. Auch deswegen schwor sie sich, ihm eine ergebene Ehefrau zu sein und alles zu tun, um ihn glücklich zu machen.

8.
    A ls Georg von Gressingen den Burghof betrat, kam ihm sein Onkel Albach entgegen. Das hagere Gesicht des alten Mannes zeigte einen unwirschen Ausdruck, und die lange Narbe auf seiner linken Wange zuckte vor unterdrückter Erregung.
    »Da bist du ja endlich!«, schnauzte er seinen Neffen an.
    Der Junker wunderte sich über den harschen Tonfall seines Verwandten. »Was ist denn los?«
    »Ich will aufbrechen! Die Zeit bis zum Abend reicht noch aus, um nach Hause zu kommen.«
    Gressingen war überrascht, denn noch zu Mittag hatte es so ausgesehen, als wolle Albach auf Fuchsheim übernachten.
    »Was hat Euch so erbost?« Gressingen erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, dass sein Onkel ihn zwar duzte, selbst aber auf derehrenvollen Anrede bestand, die ihm als älterem Verwandten zustand.
    Albach stieß einen Laut aus, der halb wie ein Lachen und halb wie ein wütendes Schnauben klang. »Ich habe noch nie so viel Unsinn schwatzen hören wie heute. Dieser Narr von Fuchsheimer will einen Bund gegen Seine hochwürdigste Exzellenz, den Fürstbischof, schmieden. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich erst gar nicht gekommen. Schließlich ist unsere Sippe mit den Limpurgern verschwägert, und wir halten mehrere Burgen und Dörfer als Würzburger Lehen. Herrn Gottfried verärgern hieße den Ast absägen, auf dem unsere Familie sitzt.«
    »Der Limpurger soll aber recht scharf vorgehen und den Untertaneneid auch von Edelleuten verlangen, die seit Generationen als freie Herren auf ihren Burgen sitzen«, wandte Junker Georg ein.
    Albach zuckte mit den Achseln. »Wer klug ist, weiß auch in einer solchen Zeit sein Brot zu buttern. Als Fürstbischof ist Herr Gottfried in der Lage, etliche Ämter, Vogteien und Kastellanstellen zu vergeben, und die erhalten natürlich jene Männer, deren Treue er sicher sein kann. Ich war letztens auf Burg Marienberg und habe mit dem Bischof gesprochen. Herr Gottfried ließ dabei anklingen, dass ich die Vogtei von Schwappach erhalten könnte. Es würde sich auch für dich lohnen, in seine Dienste zu treten. Er ist Vormund mehrerer junger Erbinnen, für die er die richtigen Ehemänner sucht.«
    Gressingen winkte ab. »Kaum eine so reiche, wie ich sie im Auge habe. Eigentlich wollte ich heute noch Michel Adler aufsuchen und um dessen Tochter freien!«
    Sein Onkel schüttelte heftig den Kopf. »Daraus wird nichts! Der Kibitzsteiner war ein Busenfreund des als Verschwender geltenden Johann von Brunn und steht bei seinem Nachfolger nicht gerade in hohem Ansehen. Herr Gottfried hegt den Verdacht, sein Vorgänger habe Michel Adler Würzburger Besitz für billigesGeld überlassen und damit dem Fürstbistum großen Schaden zugefügt. Zudem zählt der Kibitzsteiner zu den Gegnern von Herrn Gottfried, denn er hat sowohl dem Fuchsheimer wie auch Abt Pankratius geraten, die berechtigten Forderungen des Bischofs zurückzuweisen und das Gericht des Kaisers anzurufen.«
    »Das Hochgericht für Franken befindet sich in Würzburg. Also wird sicher kein Spruch gegen den Willen des Bischofs gefällt.«
    »Ich sagte, das Gericht des Kaisers, nicht das fränkische!« Albach spie aus, doch noch während er seinem Neffen zu erklären versuchte, was hier geschehen war, begriff er, wie er das auf Fuchsheim Gehörte zu seinen Gunsten verwenden konnte.
    »Wir kehren nach Hause zurück, und morgen reiten wir weiter nach Würzburg, um mit Seiner hochwürdigsten Exzellenz zu

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