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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aber nur Bona schlafend unter einem Baum liegen. Das Gesicht ihrer Freundin wirkte zufrieden und entspannt.
    Von den beiden jungen Männern war nichts zu sehen. Dabei waren, wie sie anhand des Sonnenstands sehen konnte, mindestens zwei Stunden vergangen, seit Junker Georg sie gebeten hatte, sich ihm hinzugeben. Trudi war ein wenig enttäuscht, denn sie hätte sich gewünscht, Junker Georg wäre bei ihr geblieben und hätte über ihren Schlaf gewacht.
    Vielleicht tat sie ihm unrecht, und er hatte sich mit Hardwin nur ein paar Schritte in den Wald zurückgezogen, um ihren Schlaf nicht mit ihrer Unterhaltung zu stören. Doch als sie zuerst leise und dann lauter nach ihm rief, kam keine Antwort. Alles, was sie erreichte, war, ihre Freundin zu wecken.
    Bona setzte sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf und blickte Trudi mit leuchtenden Augen an. »So geht das also! Ich glaube, es wird mir sogar gefallen, es mit Ritter Moritz zu tun. Ich hoffe nur, er verfügt über etwas mehr Ausdauer als unser Freund Hardwin. Gerade, als es so richtig schön zu werden begann, wurde sein Riemen schlaff.«
    Trudi starrte ihre Freundin verwundert an. »Sag bloß, du hast das als schön empfunden?«
    Bona nickte verblüfft. »Du etwa nicht?«
    »Nein! Ich wollte es auch nicht, aber …« Trudi brach ab, denn in gewisser Weise war dies eine Lüge. Sie hatte sich in den letzten Wochen durchaus vorgestellt, wie es wäre, mit Georg von Gressingen als Frau und Mann zusammenzuleben und dabei auch diese Dinge zu tun. Nun war es geschehen. Aber sie hatte nicht viel gespürt und war darüber sogar eingeschlafen.
    »Daran war nur der Wein schuld! Wäre ich nicht betrunken gewesen, wäre es nicht so weit gekommen«, tröstete Trudi sich. Sie fand es ein wenig bedauerlich, dass Junker Georg nicht bis nach der Hochzeit hatte warten können, hielt ihm aber die große Leidenschaft zugute, die er für sie empfand. Und da er noch am gleichen Tag bei ihrem Vater um sie anhalten würde, hatte sie zwar Schuld auf sich geladen, aber keine Todsünde begangen. Trudi hatte auch nicht vor, sie zu beichten, aber sie würde viele Paternoster und Ave-Maria beten und den Heiland um Verzeihung bitten.
    Ihre bußfertige Stimmung hielt nicht lange an. Jetzt, da ihre Übelkeit gewichen war und auch ihr Kopf nicht mehr so schmerzte, dachte sie an die Zukunft und malte sich aus, wie es sein würde, wenn sie als Burgherrin auf Gressingen lebte. Heftiger Durst holte sie jedoch schnell in die Gegenwart zurück, und sie wandte sich der Quelle zu, die Bona verschmäht hatte.
    Bei dem Gedanken an ihre Freundin verzog sie das Gesicht. Im Grunde war Bona schuld, dass es zu diesen ungehörigen Dingengekommen war. Hätte die nicht darauf bestanden, Wein trinken zu wollen, wären sie und Junker Georg nicht so betrunken gewesen, dass sie jeden Anstand vergaßen. Wenigstens waren Gressingen und sie durch ihre Liebe verbunden, und sie würde das Weib des Mannes werden, dem sie ihre Jungfernschaft geopfert hatte. Bona aber hatte den Mann, dem sie anverlobt war, mit einem anderen betrogen und sich wie eine läufige Hündin benommen. Bei dem Gedanken hob Trudi die Nase, tadelte sich aber gleich darauf selbst wegen ihres Hochmuts. Es war nicht recht von ihr, der Freundin die alleinige Schuld an dem Geschehenen zu geben, denn sie hatte sich ebenfalls nicht wie eine brave Jungfer benommen.
    Nachdem sie getrunken hatte, hob sie den Rock, um sich zwischen den Beinen zu waschen, die sich klebrig anfühlten, und erschrak. An ihren Schenkeln rann Blut herunter, und ihr Kleid hatte ebenfalls rote Flecken. Vor dem Vater würde sie die Bescherung noch verbergen können, doch wenn ihre Mutter das beschmutzte Kleid sah, würde es ein Donnerwetter geben, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Sie überlegte, ob sie als Ausrede sagen sollte, ihr Monatsblut wäre geflossen, und sie hätte es zu spät gemerkt. Da das letzte Mal aber erst vierzehn Tage zurücklag, würde ihre Mutter ihr wohl kaum Glauben schenken. Mit zusammengebissenen Zähnen begann Trudi, sich und den Stoff zu waschen.
    Bona war ihr gefolgt und fauchte sie an: »Musst du die Quelle schmutzig machen? Ich wollte doch auch trinken!«
    Trudi empfand den Vorwurf als ungerecht, denn der Born entsprang in Höhe ihrer Augen, und auch wenn sie das Wasser mit den Händen auffing, um sich zu waschen, strömte genug nach. Ärgerlich trat sie ein Stück beiseite und setzte ihre Reinigung an dem Bächlein fort, das von der Quelle

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