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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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einzuknicken, und wandte sich erneut an Trudi. »Wir zwei sind auch der Ansicht, dass Ihr genug gebetet habt. Wenn es Euch noch nicht genügt, dann besucht die Kirchen in Schweinfurt oder geht im nächsten Jahr erneut auf Wallfahrt. Wir kehren jetzt um. Dies ist unser letztes Wort. Entweder Ihr kommt mit uns, oder …«
    Der Mann ließ die Drohung unausgesprochen, doch er war eher bereit, Trudi allein zurückzulassen, als ihr noch länger zu folgen. Selbst wenn sie sich am nächsten Morgen auf den Rückweg machten, würden sie die Pferde antreiben müssen, um noch rechtzeitig nach Schweinfurt zu kommen. Natürlich würden sie großen Ärger bekommen, wenn sie dort ohne die junge Dame eintrafen. Aber falls sie nicht zum Christfest zurück waren und den Herrn deswegen auch nicht auf seiner Reise begleiten konnten, war die Gefahr, mitten im Winter entlassen zu werden, noch größer. Der Waffenknecht hoffte, seine Drohung, die Jungfer notfalls allein zu lassen, würde diese zur Besinnung bringen.
    Sein Erpressungsversuch kam Trudis Absichten jedoch entgegen. »Ich reite nach Altötting, ob ihr nun mitkommt oder nicht!«
    Ihr Tonfall machte dem Waffenknecht klar, dass sie nicht nachgeben würde. Der Mann schüttelte seufzend den Kopf und zog seinen Kameraden beiseite, um sich mit diesem zu beraten. »Was sollen wir tun?«
    Der zuckte unschlüssig mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Die junge Dame ist so störrisch wie ein Maulesel, und wie wir es auch machen, wird es verkehrt sein. Zum Schluss wird Tessler uns vielleicht nicht mehr vertrauen.«
    Sein Kamerad ballte die Fäuste. »Ich frage mich, was die Jungfer noch alles vorhat! Sie wollte in der Bischofskirche von Bamberg beten. Also sind wir dorthin geritten. Dann musste es unbedingtin der Bischofskirche von Eichstätt sein, und wieder haben wir nachgegeben. Kaum hofften wir, sie würde umkehren, drang sie darauf, nach Regensburg zu reisen. Von dort aus ging es weiter nach Freising, und jetzt muss es unbedingt Altötting sein. Wenn sie dort ist, wird sie von der Bischofskirche in Salzburg erfahren und darauf drängen, dass wir dorthin reiten. Am Ende finden wir uns in Rom oder gar in Jerusalem wieder. Ich glaube, wir sollten sie auf ihr Pferd binden und auf diese Weise nach Hause bringen.«
    »Das würde uns schlecht bekommen«, wandte der andere ein. »Ein Fräulein von Adel schleppt man nicht in Fesseln durchs Land. Oder willst du vom nächsten Vogt in den Kerker geworfen werden?«
    »Aber was sollen wir sonst tun? Wenn wir den Herrn nicht nach Frankfurt begleiten, wird er uns als unzuverlässig entlassen, und ohne sein Zeugnis finden wir keine so gute Stelle mehr. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als unter die Kriegsknechte zu gehen, die ihre Haut für schlechtes Essen zu Markte tragen und für Beute, die man doch nie macht.«
    »Tessler wird gewiss nicht wollen, dass wir die Jungfer im Stich lassen, und für seine Reise kann er ein paar Waffenknechte mieten.« Die Worte des Mannes klangen jedoch wenig überzeugt.
    »Fremde an unserer Stelle? Das fehlt gerade noch. Stell dir vor, die wären mit Räubern im Bund, wie es immer wieder vorkommt! Nein, sage ich! Mir ist das Hemd immer noch näher als der Rock. Entweder die Jungfer kommt mit uns, oder wir reiten allein zurück.«
    »Dann wäre der Patron sehr zornig auf uns, und das mit Recht.«
    »Wir tragen doch nicht die Schuld, sondern dieses bockbeinige Weibsbild dort!«, trumpfte der Waffenknecht auf.
    Sein Kamerad kratzte sich am Kinn und äugte zu Trudi hinüber, die sie so neugierig beobachtete, als nähme sie ihren Protest nichternst. »Weißt du was – wir tun so, als würden wir morgen zurückreiten, warten aber im nächsten Ort auf sie. Sie wird gewiss Angst bekommen, wenn sie plötzlich mit ihrer Magd und dem Knecht allein ist, und uns folgen.«
    »Abgemacht! Allerdings warte ich dort nicht länger als einen Tag.«
    Er trat auf Trudi zu und wies auf seinen Freund. »Ich habe mich mit meinem Kameraden besprochen, Fräulein. Wir brechen morgen nach Hause auf. Es wäre besser für Euch, wenn Ihr mitkommen würdet.«
    Trudi musste an sich halten, um nicht so zufrieden auszusehen wie eine Katze an der Sahneschüssel. »Mein Entschluss steht ebenfalls fest. Ich werde nach Altötting reiten und weiter nach Salzburg, um in der dortigen Basilika meine Gebete zum Herrn zu erheben.«
    Der Waffenknecht zuckte mit den Schultern und streckte ihr die Hand hin. »Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als Euch um

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