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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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interessiert! Es war nur deine Mitgift, die mich eine Weile gereizt hat.
    Dein Vater, dieser Narr, hat noch versucht, mich zu einer Heirat mit dir zu zwingen, weil du dich mir im Fuchsheimer Wald hingegebenhast wie eine läufige Hündin. Das hat er mit seinem Leben bezahlt! Ja, schau nicht so dumm! Ich habe Michel Adler umgebracht, nicht die Schwachköpfe, die von Pratzendorfer angeklagt wurden!«
    Seine Worte trafen Trudi wie Peitschenhiebe. Er war der Mörder ihres Vaters! Er hatte den kalten Stahl in dessen Herz gestoßen! Nicht Eichenloh oder Otto von Henneberg, die sie mit ihrem Hass verfolgt hatte, hatten ihr den liebsten Menschen genommen, den es für sie gegeben hatte. Nein, Gressingen war schuld an ihrem Elend und auch den ganzen Schwierigkeiten, mit denen ihre Mutter und ihre Geschwister sich nun herumschlagen mussten. Junker Georg war nicht nur ein Mörder, sondern auch ein abgefeimter Lügner und Heuchler. Voller Scham dachte sie daran, wie er sie umgarnt und im Fuchsheimer Wald benützt hatte wie eine wohlfeile Magd. Ihre Mutter, Lisa und alle anderen, die sie vor diesem Mann gewarnt hatten, waren im Recht gewesen. Aber sie hatte sich von ihm einwickeln lassen wie eine Fliege von der Spinne und ihn überdies gegen jedermann verteidigt. Nun würde sie den Lohn für ihre Dummheit erhalten. Stumm bat sie alle, die sie schwer enttäuscht hatte, um Verzeihung. Sie würde sterben, ohne das Geringste für Kibitzstein erreicht zu haben, und bereitete ihren Lieben noch zusätzlichen Kummer.
    Während Gressingen seinen Triumph auskostete, wunderte Trudi sich, wieso alle ihre Gedanken ihrer Familie galten. Es war, als habe ein Teil ihrer selbst schon lange gespürt, dass Gressingen dieser Liebe nicht wert war. Er war nichts als ein Feigling, der ihren Vater heimtückisch ermordet hatte, anstatt zu seinem Wort zu stehen. Hass wallte in ihr hoch wie eine alles überrollende Woge. Sie straffte ihre Schultern und schwor sich, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen.

8.
    P eter von Eichenloh strahlte eine so schlechte Laune aus, dass ein wütender Eber neben ihm wie ein Lamm gewirkt hätte. Sogar Quirin, der ihn viel länger kannte als Hardwin, konnte sich nicht erinnern, seinen Anführer jemals so zornig erlebt zu haben. Eichenlohs Gesicht sah zum Fürchten aus, und er knetete die Schachfiguren, die er gerade gegen Steinsfeld zog, als wolle er das Elfenbein in Teig verwandeln. Er hätte mit dem nächsten Zug seinen Gegner matt setzen können, stattdessen schleuderte er seine Dame gegen die Wand.
    »Der Teufel soll die Weiber holen!«
    »Alle oder ein ganz spezielles?«, stichelte Hardwin.
    Peter von Eichenloh hieb so auf den Tisch, dass die übrigen Spielfiguren hochschnellten und durch den Raum flogen.
    »Wegen mir alle! Aber eines ganz besonders!«
    »Dabei hat sie dir doch heute gar keinen Schweinskopf nachgeworfen«, spöttelte Hardwin weiter und ließ sich im nächsten Augenblick nach hinten fallen, um Peters Fausthieb zu entgehen.
    »Ich habe sie heute nicht bei der Abendtafel gesehen, und ihre Magd schnattert unten bei dem anderen Weibervolk herum. Sie war auch nicht in ihrer Kammer!« Junker Peters Anklagen klangen reichlich verworren, doch seine beiden Freunde begriffen, was er meinte.
    »Also bist du in Trudis Zimmer gewesen, um nachzusehen, wo sie abgeblieben ist«, stellte Hardwin fest.
    Eichenloh nickte. »Sie war nicht da; und ich habe sie auch nirgendwo anders getroffen. Wenn du mich fragst, hat sie sich während des Mahles in Gressingens Kammer geschlichen, um die Nacht mit ihm zu verbringen. Morgen, wenn Gressingen zum Frühstück geführt wird, schlüpft sie wieder hinaus und kehrt in ihre Kammer zurück, als wäre nichts geschehen. Ich kenne dochdie Weiber! Schließlich habe ich es einem Weib zu verdanken, dass der Würzburger Bischof mich im Büßerhemd sehen will – und danach in seinem Kerker.«
    »Nein, nein! Da verkennst du Trudi völlig! Sie ist keine Frau mit lockerer Moral, sondern …«
    »Ha!« Junker Peter riss die Tür auf, blieb aber stehen und durchbohrte Hardwin mit seinem Blick. »Ich werde dir beweisen, dass ich recht habe! Jetzt hole ich diese Metze aus Gressingens Kammer und bringe sie hierher, damit ihre Schande allen offenbar wird!«
    Hardwin und Quirin hörten ihn den Gang hinunterstürmen und sahen einander kopfschüttelnd an.
    »Herrgott im Himmel! Peter ist nicht mehr bei Sinnen!«, sagte Hardwin und wollte hinter seinem Anführer herlaufen.
    Quirin hielt ihn zurück. »Lass

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