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Die Tochter der Wanderhure

Titel: Die Tochter der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihn in Ruhe! Wenn er solch eine Laune hat, ist er unberechenbar. Ist das Mädchen bei Gressingen, kannst du ihr ohnehin nicht mehr helfen. Ist sie es nicht, wird er sich hoffentlich draußen im Freien austoben.«
    Hardwins Blick irrte ein paar Atemzüge lang zwischen dem Söldner und der Tür hin und her. Dann nickte er und begann, die im Raum herumliegenden Schachfiguren aufzusammeln.
    Unterdessen hatte Junker Peter den Korridor erreicht, in dem Gressingens Kammer lag, und ging unwillkürlich auf Zehenspitzen, um das Liebespaar nicht vorzuwarnen. Erst als er die Tür fast erreicht hatte, fiel ihm auf, dass der Posten vor dem Zimmer fehlte. Das musste nichts heißen, denn der Mann konnte zum Abtritt gegangen sein. Nur wären in dem Fall die Riegel vorgeschoben gewesen. Aber die Tür war nur angelehnt, und Gressingens Stimme drang heraus. Sie troff vor Hohn.
    Eichenloh verstand zwar nicht, was der Mann sagte, aber er war gewarnt und wollte sein Schwert ziehen. Das lag jedoch in seiner Kammer. Stattdessen lockerte er den Dolch und schob die Tür vorsichtig auf, um zu sehen, was sich in dem Raum abspielte. AlsErstes entdeckte er den toten Wächter, dann Gressingen mit dem blutigen Schwert in der Hand und zuletzt Trudi. Ihre Miene verriet, dass sie vor Zorn kochte und gleichzeitig mit ihrem Leben abgeschlossen zu haben schien.
    Gressingen stand mit dem Rücken zur Tür, bedrohte das Mädchen mit der Klinge und überschüttete es mit Schmähungen. Dann schwang er mit einem letzten Auflachen das Schwert. »Nun leb wohl, Metze!«
    In dem Augenblick brüllte jemand hinter ihm: »Halt!«
    Gressingen fuhr herum und sah Eichenloh mit dem Dolch auf sich zukommen. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass auch Trudi ihren Dolch zog, und handelte so, wie sein Ausbilder es ihm beigebracht hatte. Seine Klinge beschrieb einen Bogen, zwang Eichenloh, zurückzuweichen, und im gleichen Schwung führte er die Waffe gegen Trudi. Das Mädchen versuchte noch, sich zu ducken, doch das Schwert traf sie mit einem hässlichen Geräusch am Kopf. Blut schoss aus der Wunde und färbte ihr Haar rot.
    Gressingen sah noch, wie sie zusammensank, und griff Eichenloh an. Sein Streich traf den Arm seines Gegners und prellte ihm den Dolch aus der Hand. Bevor Eichenloh danach greifen konnte, riss Gressingen die Waffe zurück und stieß sie ihm in den Leib.
    Ohne einen Laut ging der Söldnerführer zu Boden und rührte sich nicht mehr.
    Gressingen sah schwer atmend auf ihn herab, warf dann Trudi einen Blick zu und sah ihren Kopf in einer Blutlache liegen. Die Sache war besser gelaufen, als er erwartet hatte. Nun war er nicht nur das Mädchen los, sondern auch den Söldnerführer, der sich als hartnäckiger Verfolger hätte erweisen können. Da die Zeit drängte, wischte er das Schwert am Bettlaken ab, steckte es in die Scheide und verließ eilig die Kammer. Draußen schob er noch die Riegel vor, damit niemand zu früh Verdacht schöpfte.
    Da er an den Gottesdiensten hatte teilnehmen dürfen, kannte er den kürzesten Weg zur Kapelle und legte die Strecke im Laufschritt zurück. Das Glück blieb ihm treu, denn er traf auf keine Menschenseele, und als er das Gotteshaus erreichte, standen noch keine Wachen davor. Doch gerade, als er die Tür hinter sich schloss, vernahm er Kommandos und das Klirren von Waffen. Im Schein der einzelnen Kerze, die in einer Laterne über dem Altar brannte, hastete er durch den Innenraum, schlüpfte in die Sakristei, in der es so schwarz war wie in einer mondlosen Nacht. Erschöpft lehnte er sich hinter der Tür gegen die Wand, damit jemand, der kurz hereinblickte, ihn nicht gleich entdecken konnte.
    Der König schien keine Eile zu haben, denn er blieb auf dem Gang stehen und sprach mit einem Begleiter. Das gab Gressingen die Zeit, sich um seinen Fluchtweg zu kümmern. Er tastete sich zur Außentür der Sakristei und zerrte an den Riegeln. Sie ließen sich nur schwer bewegen und verursachten ein schleifendes Geräusch, das ihm durch Mark und Bein ging. Er zuckte zusammen und lauschte. Doch es schien niemandem etwas aufgefallen zu sein. Als er probehalber die Klinke drückte, ließ die Tür sich öffnen.
    Zufrieden zog er die Tür wieder ins Schloss und kehrte auf Zehenspitzen zu der Pforte zurück, die von der Sakristei in die Kapelle führte. In diesem Moment kam Friedrich herein und wandte sich dem Platz zu, auf dem er stets kniete, um zu beten. Gressingen wartete noch eine Weile, um zu sehen, ob eine der Leibwachen den Raum

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