Die Tochter der Wanderhure
anwesend, der aber nicht fürdie Seele des Toten betete, sondern Gott inbrünstig dafür dankte, den König errettet zu haben.
Lange Zeit sah es so aus, als müsste man auch für Trudi die letzte Ruhestätte vorbereiten. Sie lag mit hohem Fieber in tiefer Bewusstlosigkeit und warf sich oft wild umher, als würde sie von grausamen Alpträumen geplagt.
Im Gegensatz zu ihr erholte sich Junker Peter dank seiner kräftigen Natur recht schnell. Zwar kämpfte auch er gegen das Wundfieber, doch der Leibarzt des Königs verstand sein Handwerk. Daher entzündeten sich seine Verletzungen nicht, und nach Aussage des Arztes würde er seinen Schwertarm wieder gebrauchen können.
Trotz Utas aufopfernder Pflege verbesserte sich Trudis Befinden nicht. Eichenloh, der selbst noch in einem elenden Zustand war, ließsich regelmäßig berichten, wie es um sie stand. Als Hardwin nach der düsteren Prophezeiung, man müsse sich wohl auf ihr Begräbnis einrichten, wieder nach seiner Laute griff, um seinem verletzten Freund und Anführer die Zeit mit ein paar Liedern zu vertreiben, fuhr Junker Peter auf und nannte Steinsfeld einen herzlosen Sack. Dann versuchte er, sich auf die Beine zu kämpfen.
Hardwin wollte ihn aufhalten. »Der Arzt sagt, du sollst liegen bleiben!«
Eichenloh schüttelte grimmig den Kopf. »Der Salbenschmierer kann sagen, was er will! Ich muss nach dem Mädchen sehen.«
»Warte noch ein paar Tage, bis dein Fieber gesunken ist«, bat Steinsfeld ihn.
»Nach deinen eigenen Worten ist sie bis dahin längst in die Ewigkeit eingegangen!«
Hardwin schnaubte unwillig, denn er wollte nicht auch noch den Freund verlieren. Gegen dessen Starrsinn war er jedoch machtlos. Junker Peter wankte zur Tür, vermochte sie aber mit der Linken nicht zu öffnen.
»Warte! Ich helfe dir!« Hardwin sprang auf und fing Eichenloh auf, der vor Schwäche einzuknicken drohte, und warf ihm einen Mantel über. »Gib aber nicht mir die Schuld, wenn du hinterher ebenso in die Grube fährst wie Gressingen!«, schimpfte er.
Dann stützte er seinen Freund und führte ihn zu Trudis Kammer. Obwohl Hardwin Junker Peter halb trug, strengte der kurze Weg den Verletzten so an, dass er sich schweißgebadet und mit kalkweißem Gesicht auf den Hocker fallen ließ, den Uta schnell räumte. Hardwin befürchtete bereits das Schlimmste und wollte den Arzt holen.
»Lass den Kerl, wo er ist! Besorge mir lieber einen Krug Wein«, sagte Junker Peter mit bemerkenswert kräftiger Stimme. Hardwin wechselte einen kurzen Blick mit Uta, sah diese nicken und ging. Zunächst befahl er dem Kellermeister, den Krug halb zu füllen, entschied sich dann aber doch für einen ganzen Krug und forderte auf dem Rückweg eine Magd auf, zwei Becher in Trudis Kammer zu bringen.
Unterdessen sah Peter von Eichenloh auf die schmale, blasse Gestalt nieder, die zusammengerollt und mit verkrampften Gliedern auf dem Bett lag, und fühlte, wie die Verzweiflung in ihm wuchs. Er hätte Trudi nicht losschicken dürfen, um den König zu warnen. Doch Uta wäre wohl kaum an den Wachen vorbeigekommen, und wenn es ihr wider Erwarten doch gelungen wäre, hätte ihr die notwendige Kaltblütigkeit gefehlt, Friedrichs Leben zu retten.
Er spürte, wie seine Augen feucht wurden, und versuchte ungeschickt, die Tränen wegzuwischen. »Gibt es nicht doch eine Besserung?«, fragte er die Magd, die mit verbissenem Gesichtsausdruck neben ihm stand.
Uta stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus und ballte die Fäuste. »Nein! Sie liegt heute genauso da wie gestern und vorgestern. Es ist, als hätte ihre Seele den Körper schon verlassen.«
Einen Augenblick später sah sie den Junker schwanken und hieltihn fest. »Stützt Euch lieber hier auf die Truhe. Sonst fallt Ihr noch um, und zum Aufheben seid Ihr mir wirklich zu schwer.« Eichenloh presste stöhnend seine Linke auf die verletzte Seite, die mit einem Mal höllisch stach, und ließ sich wieder auf dem Hocker nieder.
Uta reichte ihm einen Becher, in dem sich mit Wasser vermischter Wein befand. »Trinkt! Ihr seht aus, als könntet Ihr mehr als einen Schluck gebrauchen.«
»Danke!« Als Peter den Becher entgegennahm, spürte er, wie durstig er war, leerte das Gefäß, dessen Inhalt für Trudi bestimmt war, aber nur zur Hälfte. Dann gab er es zurück und deutete auf die Kranke. Uta verstand seine stumme Aufforderung, hob Trudis Kopf und Oberkörper an und flößte ihr das Getränk tropfenweise ein. Tatsächlich schluckte die Bewusstlose die
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